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Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der smarteste Rocker im ganzen Land bzw. im Rock’n’Roll Business? Ich glaube, da brauchen wir gar nicht lange zu überlegen, denn Mr. Bob Catley hat schon immer sehr viel Wert auf eine flotte Fönfrisur gelegt und die dezente britische Blässe, die seinen Hang zur Noblesse noch unterstreichen. Der Look wird durch Designerhemd und Jackett nach Maß vervollständigt. Und so, meine Herrschaften, sieht das Rumpelst... pardon, der Kapellmeister, der englischen (fast-Kult) Rockband Magnum seit einem Vierteljahrhundert aus. Äääähhmm, ob man das jetzt als Vor- oder Nachteil gelten lässt, sei dahin gestellt, denn die ehrwürdigen Furchen, die das Leben so zeichnet, waren schon anno dazumal ein Wahrzeichen seiner selbst. Aber Gott sei Dank ist das jetzt nicht der springende Punkt bei einem Magnum Auftritt. Sondern es ist vielmehr sein, doch nach wie vor, recht passables, Lungenvolumen, mit dessen Hilfe und der zusätzlichen Dehnung seiner Stimmbänder, er Zeit seines Sänger Daseins, ein recht ordentliches akustisches Hörvergnügen bereitet. Kombiniert man jenes mit Tony Clarkins komponierten Weisen, dann hat man auch schon alle Zutaten zum Patentrezept, das sich da eben Magnum nennt. Abgesehen von einer 7-jährigen schöpferischen Pause (1995 2002) machen die Birminghamer seit dem Jahr 1972 gemeinsame Sache, bzw. um es genau zu definieren, sind es Catley und Clarkin, die die Fahnenstange seit der Gründung hoch halten. Um den Verein zu vervollständigen besteht das gegenwärtige Line up noch aus Keyboarder Mark Stanway, ebenfalls seit Urzeiten (mit einer Unterbrechung) mit von der Partie, Al Barrow am Bass und eigentlich Jimmy Copley am Drumkit. Da letzterer aber seit geraumer Zeit mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, sitzt an seiner Stelle (und das nicht zum ersten Mal bei einer Tour) Harry James von Thunder an den Fellen. Was einigen Rockfans eventuell heute Abend
nicht so bewusst ist, ist die Tatsache, dass sie wahrscheinlich das
allerletzte Mal in dieser Halle stehen und ein Konzert erleben. So sperrt
jene zum 31. Mai endgültig ihre Pforten, um einem modernen Wohn- und Bürokomplex
zu weichen. Und so begleitet mich heute Abend ein kleiner Hauch von Wehmut
im Gedanken an all die, zum Teil, sehr guten Konzerte, Events und
Backstage Parties, die ich in dieser Räumlichkeit schon erleben durfte.
Ab heute Abend ist das jedenfalls alles Geschichte und Vergangenheit. –
Aber zurück in die Gegenwart und zum aktuellen Geschehen, innerhalb
welchem sich ca. 400, meist ältere Freunde des progressiven Melodic Rocks
befinden. Schön zu beobachten ist, dass zwischendrin auch einige junge
Gesichter zu entdecken sind, die Magnum eben erst für sich entdeckt
haben. Gut so, denn das ist, wie man so schön sagt, die
Lebensversicherung für die Band, - zumindest für die nächsten Jahre. Alle Achtung, wer hätte das gedacht. Ein Manko gibt es anfangs auch wieder, nämlich die Order für Fotografen, nur aus den äußeren Bereichen des Grabens zu knipsen. Woher diese Anweisung stammt, ist mir bis heute schleierhaft, da die Band hinterher ziemlich befremdlich reagierte obgleich diese Tatsache. Aber gut, derartige Umstände sind ja nichts neues und dank guter Lichtverhältnisse und noch besserem Fotoequipments einigermaßen zu bewältigen. Und da meine Wenigkeit anscheinend als einziger Bildberichterstatter Interesse an dem Geschehen gezeigt hat, tritt man sich in diesem Bereich auch nicht gegenseitig auf die Quadratlatschen, außer auf meine eigenen. Eines muss man Bob Catley lassen, trotz seines eher bescheidenen physischen Gardemaßes beherrscht er da oben die Szenerie von Beginn weg und locker vom Hocker. Er ist fürwahr, der, wie oben schon genannte, Dirigent unter den Rocksängern dieser Welt. Denn seine Arme und Hände dirigieren imaginär jeden Rhythmus im Takt mit. Karajan lässt grüßen und schickt seinen Sanktus Et Spiritus. ‚Back To The Earth’ bildet den Prolog, der im übertragenen Sinn ein – back to Germany – bedeuten könnte, wüsste man es nicht besser. Der Rest der Setliste ackert sich quer beet durch die Magnum History und bildet einen bunten Blumenstrauß, meist altbekannter, Melodien. Und die werden auch umgehend von einem enthusiastischen Publikum aufgenommen und mit viel Applaus beantwortet. Nein, man kann wirklich nicht meckern. Das
hier ist ein schwungvoller 3.Frühlingsmarsch, besonders für Clarkin und
Catley, dessen Haupthaar und Hemd vom versteckt platzierten Ventilator
theatralisch verweht werden. (David Copperfield lässt grüßen) Der
Effekt dessen, gepaart mit der Musik, gibt dem allgemeinen Bombast Vibe
erst die richtige Note. |
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