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Oh Gott, ans letzte Mal – ‚Satriani live’ - kann ich mich kaum noch erinnern, solange ist das schon her. Genauer gesagt, war das 1989 in London im Marquee, als er, noch mit Haaren, aber dafür damals schon mit Stu Hamm am Bass, gerade mal ‚Flyin’ In A Blue Dream’ promotet hat. Zu jener Zeit versuchte er sich zusätzlich auch am Gesang.
Na ja, - sagen wir mal – mehr schlecht
als recht. Und ich denke, das hat er später dann auch eingesehen und sich
wieder ‚nur’ auf die Musik konzentriert. – Und genau da liegt der
springende Punkt. Denn Satrianis Musik benötigt gar keine Stimme. Hier
spielt die Gitarre die erste Geige und übernimmt zugleich den Vocal Part.
Und Klein-Joe und seine Musik sind verdammt gut, wenn nicht sozusagen
brillant. Allseits bekannt ist ja auch der Umstand, dass er so einigen
Kollegen der zupfenden Kunst bei deren Fingerfertigkeit unter die Arme
gegriffen hat im Laufe der Jahre. Und genau jene sind nunmehr Koriphäen für
sich selbst. Wie gesagt, nach dem Motto: noch voller
geht’s eigentlich gar nimmer hier drinnen, beginnt ein Konzertabend der
besonderen Art, und das buchstäblich knapp unterm Siedepunkt. Was auch
immer das heute Abend ist... Aber eines ist es hundertprozentig, nämlich
das heißeste Event des Jahres bisher, -
im wahrsten Sinn des Wortes. ..... und der erste Programmpunkt heißt Steve Fister und Band, die für 45 Minuten die Atmosphäre schmackhaft anwürzen sollen für den großen Meistro. (Anm.: anheizen wäre wohl der falsche Ausdruck. Denn noch mehr Temperatur, und die Gefahr für einen Hitzschlag verträgt hier ohnehin keiner mehr.) Steve war mal Gitarrist bei Lita Ford, irgendwann in den Achtziger Jahren. Und leider ist das so ziemlich das einzige, was mir im ersten Moment zu diesem Namen eingefallen ist. Inzwischen bin ich aber schlauer und habe mich über die Solokarriere dieses Musikers kundig gemacht. Und nein, er ist eigentlich keiner dieser typischen Ami-Mainstream Gitarristen, denn dazu fließt viel zu viel Blues in die Musik. Sein neuestes und insgesamt viertes Studioalbum heißt deshalb tiefsinnigerweise auch ‚Deeper Than The Blues’. Steve war in der Vergangenheit schon einige Male in Deutschland zu Gast, leider aber nie in südlichen Breiten. Und somit können die meisten Zuschauer heute Abend wenig anfangen mit dem Namen. Dafür gibt’s zwei andere bekannte Gesichter da oben auf der Bühne, nämlich die Rhythmus Section der holländischen Rockband Vengeance – Barend Courbois am Bass und Hans in ‚tZandt am Schlagzeug. – Tja, ein zweites Standbein ist immer gut und bringt zusätzlich Zaster. – Anyway, hier stehen die beiden Kassköpp eher im Hintergrund, denn der Name ist Programm, und der lautet nun mal momentan ‚Steve Fister’.
Und auch wenn dessen Musik in eine etwas
andere Richtung geht, als die von Joe Satriani, so ist sie dennoch nicht
zu verachten. Feiner Rock mit einer gehörigen Prise Blues, vorgetragen
von einem tatsächlich guten Musiker, - der, um es zu betonen, auch
gesanglich sein Scherflein mit bei steuert. Auf alle Fälle sollte man
sich den Namen merken und auch mal in seine Scheiben rein hören. Wer auf
soliden Bluesrock steht, der ist hier bestens bedient. Ihm zur Seite steht, wie schon oben erwähnt, Bass-Genius Stuart Hamm, des weiteren Jeff Campitelli am Drumkit und Galen Hansen bedient die zusätzliche Gitarre und ist quasi obendrein der Boss des Geschehens hier. Klarer ausgedrückt, er ist auch noch Tourmanager von Beruf. Aber im Prinzip ist es vor allem Satch (Joes Nickname) der hier der Star ist und die Richtung bestimmt. Die Hitze hat inzwischen fast unerträgliche Ausmaße angenommen. Und der Fotograben fühlt sich an wie das äquatoriale Kongo Becken im Hochsommer, hervorragend gespeist von einer überdimensionalen Lichterflut, für die lediglich meine Kamera dankbar ist. Aber nur die Harten kommen durch, der wir lediglich zwei Bildberichterstatter sind, und ackern uns buchstäblich im Schweiße unseres Angesichts durch die Länge von den ersten drei Arien. Satrianis Stoff ist, wie soll man es am besten beschreiben? – gehaltvoll und voluminös. Die sechs Saiten tönen, schweben und singen gleichzeitig. Um es beim Schopf zu packen, zusätzlicher Gesang wäre hier komplett überflüssig und des Guten zuviel. – Und nein, Satch gibt sich on Stage nicht als überperfektionierter Endlos-Frickler, der sich in verworrene Soundstrukturen verstrickt. Im Gegenteil, die Melodien sind straight, gehen ins Ohr und laden zum mitswingen ein. Seine Kunst ist es, eben diese schwierigen Gitarrenparts in unterhaltsame Ohrwürmer zu verpacken. Er selbst gibt sich locker und
bewegungsfreudig und hat fast konstant ein sympathisches Smile auf den
Lippen. Nur seine Augen bleiben uns, dank der spacigen Sonnenbrille leider
verwehrt. – Macht nix, die Ausstrahlung ist auch so immens und die
Performance schlicht und ergreifend sagenhaft gut. Abgesehen vom aktuellen
Longplayer, ackert man sich auch durch ältere Hymnen, allen voran natürlich
....
One Big Rush und
Surfin’ With An Alien’. Mein persönlicher Lieblingssong wird leider
vernachlässigt – ‚Big Bad Moon’, übrigens einer der wenigen Tracks
wo Satch auch singt.
Das Set schließt inklusive Zugabe nach
sage und schreibe 2 ½ Stunden ab. Und auch wenn es eine durchwegs
instrumentale Angelegenheit war, so muss man doch zugeben, dass sich nicht
eine einzige Sekunde langweilig oder überstrapaziös gestaltet hat. –
Lediglich die fast unerträgliche Affenhitze hat den Gesamtgenuss etwas
geschmälert und der Bierkonsum hier drin, hat wahrscheinlich einen neuen
Rekord erzielt. – Tja, es hat doch alles seine guten Seiten....- und die
haben heute Abend eindeutig die Schlacht gewonnen.
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