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Ich frage mich oft, wie es kommt, dass manche Bands aus diesem Genre schon lange weg vom Fenster sind, und andere wiederum das ewige Leben gepachtet haben, und das, trotz gravierendem Line up Wechsel zwischendurch, so wie eben bei Judas Priest. Noch dazu sollte man bedenken, das die tatsächlichen Gassenhauer der Band, sprich, Songs wie ‚Living After Midnight’ , ‚Hell Bent for Leather’ oder ‚Breakin’ The Law’ immerhin teilweise schon über 30 Jahre am Buckel haben. – Okay, Judas Priest gehören mit Sicherheit zu den Urgesteinen, den Initiatoren des klassischen Heavy Metals und haben an der Musikgeschichte mitgeschrieben. Aber das haben andere in anderweitigen Bereichen auch getan und sind schon lange Geschichte. – Nicht so Judas Priest, die nach einigen Abwegen ihren Metal God Rob Halford wieder ins Nest geholt haben und jetzt so gut wie schon lange nicht mehr da stehen. Den heutigen Standards angemessen, versteht sich. -
Neue Alben hin oder her, so wie das momentane Konzeptteil ‚Nostradamus’... Aber im Prinzip gehören Judas Priest genau zu jener Sorte von Bands, die eigentlich gar kein weiteres neues Album mehr zu machen bräuchten. Denn die Fans von einst und auch die neu hinzu gekommenen Freaks warten doch bei einem Konzert ohnehin nur auf‚Turbo Lover’, ‚Breakin’ The Law’ und ‚Another Thing Comin’.

Und so is’ es auch heute Abend im Münchner Zenith, das beileibe nicht ausverkauft ist. Der hintere Teil der Halle ist mit schwarzem Vorhang abgehängt. Die Zuschauerzahl dürfte sich schätzungsweise auf etwa 3.500 Seelen belaufen, die hier in Nostalgie schwenken und auch in der Erwartung, ob die hohen Priester des Schwermetals nach wie vor ihren Erwartungen gerecht werden. Seit dem letzen Mal sind nun doch schon wieder so einige Jährchen vergangen. Und wir werden schließlich alle nicht jünger. Aber es ist ja gerade der Rock’n’Roll, der uns jung erhält, sagt man jedenfalls so. Und K.K. meint mit einem lachenden Auge noch kurz vor dem Auftritt: - „The Best has yet to come“.-  Na denn.... 

Iced Earth machen etwas verspätet die Vorhut auf den heiligen Brettern dieses unsäglichen Venues.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Band rund um Big Boss Jon Schaffer hier in München im Backstage aufgegeigt hat. Allerdings gibt es seitdem eine wesentliche Veränderung, oder sollte ich besser sagen, Reinkarnation im Bandgefüge. So ist doch nach Sänger Ripper Owens zwischenzeitlichem Intermezzo, jetzt wieder der verloren gegangene, ursprüngliche Sohn Matthew Barlow zurück gekehrt zu seinen Lieben. – Kurios ist, dass er on Stage eine fast schon banale visuelle Ähnlichkeit zu seiner Vertretung am Vocalmikro aufweist. – Aber für die wahren Iced Earth Fans ist dieser wiederhergestellte Ursprungszustand auf alle Fälle so etwas wie eine Offenbarung. Matt Barlow is back again.... Was gibt es schöneres….  Und jener ist sich durchaus nicht zu schade auch Songs aus der Owens Ära zu trällern, wie z.B. ‘Ten Thousand Strong’  oder ‘Declaration Day’. – Trotz dieser wundervollen Tatsache, bleibt die Magie der Band etwas auf der Strecke. Nein, nicht weil sie eventuell einen schlechten Tag gehabt hätten oder so was in der Art. Aber Fakt ist, wir sind heute Abend nun mal lediglich die Supportband hier. Deshalb gibt’s auch nur gedrosselte Power und Schweinwerfer auf Sparflamme – sehr zum Verdruss von uns Fotografen – ‚The Dark Saga’ im wahrsten Sinn des Wortes. –
Okay, kurz und gut, Iced Earth sind im Prinzip Jon Schaffer, dann lange nix. Danach folgt – vorher und jetzt wieder, Matt Barlow und der Rest ist austauschbar. Man darf gespannt sein, wie’s weiter geht. Und ein volles Urteil werde ich mir, für meinen Teil, erst erlauben, wenn ich diese Band wieder als Headliner bei einem Clubkonzert live on Stage sehe. – Viel Glück bis dahin sag ich nur.... the times are burning.....

http://www.icedearth.com/




.... und nach einer weiteren halben Stunde erfüllt sich die Prophezeiung, und der Metal God erscheint im gleißenden Scheinwerferlicht.

Nun genau genommen sind seine Apostel schon etwas früher auf ihrem Posten und stimmen die Eingangsakkorde zu eben Nostradamus – The Prophecy an, bevor unsere Leitfigur auf der Kühlerhaube... pardon, auf dem Seitensockel da oben im Silbermantel erscheint. Ein wirklich theatralischer Einstand, den unser Robby da hinlegt, das muss man ihm lassen. Und er lässt sich viel, ja sogar sehr viel Zeit, um diesen ersten Prolog zu zelebrieren. Aber mal abgesehen vom Main Fokus, den Halford darstellt, hat sich ansonsten nicht besonders viel verändert an der restlichen Staffage, inklusive der Lederjacke von Gitarrist Glen Tipton. Diese besitzt wahrscheinlich schon antiquarischen Liebhaberwert und gehört zum everlasting Inventar. – Aber uns soll’s egal sein. Hauptsache ist doch letztendlich der Wiedererkennungswert. Und der wird uns schon allein durch des Oberpriesters Stimmbänder gewährleistet. – Kaum hat sich jener des Merlin – Gedächtnisnerzes entledigt,  dauert es dann nochmals fast eine halbe Songlänge, bis Robs in altgewohntem Outfit in Erscheinung tritt.  Dazwischen ist nur sein eindringlicher Tenor zu hören. Schlecht für uns Knipser, denn die kostbare Zeit rinnt uns zwischen den Oktaven davon. Einen ganzen Track hamma dann doch noch um den Frontvogel bildlich gut einzufangen.

Besser als gar nichts, sagt sich unsereiner. Der Rest vom Schützenfest wird dann aus der näheren Entfernung beobachtet, ohne Gerätschaften, versteht sich. Unsereins flüchtet nach getaner Arbeit natürlich wieder einmal umgehend nach hinten in Richtung Mischpult. Denn da und nur von dort, ist eine halbwegs erträgliche Akustik gewährleistet in diesem Gemäuer. Eh schon wissen.... und oft bemängelt in diversen Reviews.

Aber was soll’s. Den wahren Fan kann nichts mehr halten, denn da oben stehen just in diesem Moment seine Götter, die den einzig wahren Heavy Metal zelebrieren, und zwar hauptsächlich mit den vorhin erwähnten Gassenhauern. Lediglich zwei Tracks vom neuen Teil haben es so grade nochmal auf die Setliste geschafft. Allerdings vermisse ich auch zwei Songs diesmal, die normalerweise Standard sind bei einer Judas Priest Show, nämlich ‚Turbo Lover’ und der Klassiker ‚Livin’ After Midnight’. Warum die Brüder jene Arien diesmal nicht berücksichtigen in ihrem Programm bleibt schleierhaft.


Zumindest rollt Sir Robert bei der Zugabe ‚Hell Bent For Leather’ wie üblich auf seinem heißen Ofen auf den Altar. Und siehe da, diesmal hat er offenbar keine Probleme mehr, sich aus dem Sattel zu schwingen. Beim letzten Auftritt gelang dies erst beim fünften Anlauf. – Wohl doch einige Aufbauvitamine geschluckt inzwischen oder eine Frischzellenkur gemacht. Aber don’t worry, das wird auch durchaus akzeptiert, ist der Verein allesamt here on stage bereits jenseits der Mitte Fünfzig und erlebt gerade seinen zweiten Frühling. Nur die, ebenfalls oben erwähnten; grauen Zellen scheinen nicht mehr so dolle geölt zu sein, deshalb auch die kleine, dezente Gedächtnisstütze für Wort und Text, geschickt in der Monitorbox platziert. Teleprompter nennt sich so was und wird oft und gerne von etlichen Künstlern in Anspruch genommen. Auch bei Priest ist das keineswegs eine Neueinführung und hat fast schon Tradition. Nur sollte der Schöne Rob diese vielleicht doch nicht so nonstop und offensichtlich  fixieren. Sonst könnte die kleine Prothese zum Schluss noch auffallen. – Aber wie pflege ich immer zu sagen: lieber gut abgelesen und selbst gesungen, als wie ein Vollplayback vorgegaukelt.

Nein, man kann wirklich nicht meckern über diesen neuerlichen Einstand von Judas Priest hier in Germany. Eine solide Heavy Metal Darbietung nach dem Motto: keep it true and keep it metal – und das mit sehr viel Fannähe, sogar noch nach der offiziellen Show. Imagepflege rules, die durch die gute Musik unterstützt wird, auch wenn die Wirklichkeit etwas anders aussieht. Aber who cares… Let the music do the talking.... - heißt es doch so schön....
Und.. warum sie immer noch so fit und jugendlich wirken???? – Nun darauf weiß Gitarrist K.K. Downing die eindeutig richtige Antwort: „because I’m still single – like, yeah well, - like Rob’! 
Nun ja, auch das ist Heavy Metal meine Freunde......
 
Judas Priest we luv ya’......
http://judaspriest.com/

                                                                        
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