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Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, wie oft ich diese Band schon live on Stage gesehen habe während der letzten 25 Jahre. Aber, und das ist der springende Punkt.... Jethro Tull waren und sind immer noch eine Qualitätsgarantie für eine superbe Performance. Klar geht einem hin und wieder das Flötengedudel auf den Zeigefinger. Andererseits ist es aber eben gerade das, was der Musik dieser Band von jeher die besondere Note gegeben hat. Das Ganze vorgetragen vom Exzentriker Ian Anderson, der neben seiner Musik noch eine Lachsfarm in Schottland betreibt und abgerundet durch einige weitere brillante Musiker, da kann eigentlich gar nichts wirklich schief gehen. Und das weiß nicht nur ich, sondern anscheinend heute Abend auch noch 4.000 weitere Liebhaber schöner Akustik. Fest steht auch: Jethro Tull ist die einzige international erfolgreiche Rockband, in deren Musik die Querflöte eine tragende, der E-Gitarre vergleichbare Rolle einnimmt. Aufgrund perfektionierter Techniken des forcierten Ausdrucks (etwa scharfes Anblasen, Zungenflattern, gleichzeitiger Stimmeinsatz) ist dennoch die Zuordnung zur Rockmusik – phasenweise sogar zum Hard Rock – nicht zu relativieren, wenngleich bisweilen auch kammermusikartige Stücke und Intermezzi eingespielt wurden.
Zur History von Jethro Tull muss ich, glaube ich, nicht mehr viel hinzufügen. Jeder Fan von klassischer Rockmusik kennt diese ohnehin in- und auswendig. – Die letzte Veröffentlichung der Band war eine DVD: Jack in the Green (veröffentlicht 2008). Diverse Live-Clips von Auftritten in Deutschland (u.a. RockPop in Concert und BeatClub) und die Doppel CD 40th Anniversary "This Was" Collector's Edition. Ein neues Studioalbum gibt es allerdings seit 1999 und der CD 'J-Tull Dot Com' keines mehr.

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Der Support Act Saori Jo wird von Mr. Ian Anderson höchstpersönlich angekündigt.

Nun wer ist die Dame mit dem exotischen Namen? Leider gibt es (noch) nicht viele Infos über sie. Aber sie ist Französin, lebt in Straßbourg und befasst sich seit ihrem 6.Lebensjahr mit Musik, schreibt diese, seit sie 11 Jahre alt ist selbst, spielt Piano und singt. Ihre Darbietung erinnert ein wenig an eine Mischung aus Tori Amos und Kathy Malua.  Hier verschmelzen Elemente aus Rock und Pop, Chanson und Klassik, vorgetragen in englischer und französischer Sprache. Ihre Lieder handeln vom Leben und vor allem von Gefühlen, etwas melancholisch getragen, aber dann auch wieder energisch, ja fast schon widerspenstig. Kraftvoll und sanft zugleich, so lässt es sich am besten beschreiben. Begleitet wird sie nach anfänglichem Alleingang noch von Gitarrist Miguel Ruiz.

Viel mehr gibt es dazu nicht hinzuzufügen. Aber hoffen wir, dass wir von Saori Jo in näherer Zukunft noch mehr hören und ihr Name und Talent zum weit verbreiteten Begriff im Genre wird. Verdient hätte sie es allemal.
http://www.myspace.com/saorijo


Eigentlich gehört Jethro Tull schon fast zur Allgemeinbildung mit ihrem unvergleichlichen Artrock, wie der Stil oft bezeichnet wird.

Und die meisten Songs sind unvergleichliche Epen, die stets zum Standard Repertoire gehören, genauso gut wie unser flötenspielende Derwisch Ian Anderson hier. Nun ganz so schlimm ala’ Rübezahl wie anno dazumal in den flotten Siebzigern, schaut er nicht mehr aus. Aber das, fast schon angewachsene Piratenkopftuch gehört nunmehr genauso dazu wie die Flöte oder das Einbein. Fotogen is’ er, das muss man ihm lassen, auch wenn es bei J-Tull Konzerten so üblich ist, dass nur von der rechten Seite aus geknipst werden darf. Warum das so ist, werden wir wohl nie erfahren. Wenn man dann, so wie heute auch noch ca. 15 Fotografen zählt, dann gibt’s wirklich so was wie Platzprobleme. Aber irgendwie funktioniert das auch noch.
Neben Anderson muss man auf alle Fälle noch Gitarrist Martin Barre erwähnen, der zwar kein Ur-Mitglied ist, aber doch bereits seit 1968 die Saiten für Jethro Tull zupft. Weiters sind in der Band Drummer Doane Perry (seit 1985), Bassist Jonathan Noyce (seit 1995) und Andrew Giddings am Keyboard (seit 1991).


Aber im Grunde genommen war und ist Jethro Tull in erster Linie Ian Anderson und sonst keiner. Er bestimmt die Musik und das Geschehen und nimmt mit seiner Ausstrahlung den größten Teil der Bühne ein. Er ist ständig in Bewegung und absolviert einen wahren Marathon da oben, während er zusätzlich singt, die Querflöte bedient und die Ansagen macht. Zwischendurch wird auch mal zur Gitarre gegriffen.

Untermalt wird die Action mit den größten Hits von Jethro Tull. Exemplarisch sei die Adaption der Bourrée aus der Suite für Laute in e-Moll (BWV 996) von Johann Sebastian Bach genannt, die sich bereits auf dem zweiten Album Stand Up (1969) weit vom Bluesrock-Schema des Erstlings entfernt hat. Zunächst das Bach-Thema andeutend, entwickelt sich eine treibende, präzise Jazzrock-Nummer mit einem improvisationsdurchsetzten Flötensolo, das weder melodisch an Bach noch spieltechnisch an frühe Vorbilder wie Roland Kirk erinnert. Aber das ist egal. Es ist diese ganz eigene und individuelle Art der Umsetzung, die das klassische Stück zu etwas Besonderem machen. Und es rockt, aber wie!!!

Die größten Asse von Jethro Tull kommen selbstredend zum Schluss. Da wäre der Hit ‚Thick As A Brick’ und natürlich ‚Aqualung’. Und der Jubel und erneute Zuspruch vom heutigen Publikum kennt keine Grenzen mehr. Die Zugabe – 3x dürft Ihr raten.... Ja logisch, das unvermeidliche ‚Locomotive Breath’, (Anm. das übrigens „nur“ in Deutschland ein Hit war) Und ohne dieses Lied ein Jethro Tull Konzert kein Jethro Tull Konzert wäre. Das war’s wieder  - exakt eine Stunde und 40 Minuten Nostalgie pur und viel Rock'n'Roll. Und beim nächsten Konzert sind wir wieder mit dabei – wetten?!
http://www.j-tull.com/