… und wenn man ihn da oben auf der Bühne sieht, denkt man im
ersten Moment, es wäre der – one and only John Lee Hooker sen. himself.
Fürwahr sieht ihm der Junior fast schon wie aus dem Gesicht geschnitten
ähnlich. Setzt sich jetzt die Legende des faszinierenden Bluesman fort?
Lebt er in seinem Sprössling weiter? – Wohl kaum! Denn John Lee Hooker
fühlt sich mehr zum Chicago-Detroit Blues und Jazz hingezogen und
keinesfalls zum traditionellen Mississippi Delta Blues. Trotzdem
bezeichnet er den Vater als sein größtes Vorbild und Einfluss. Erst dann
kommen noch B.B.King, Big Mama Thornton, Albert King und Jimi Hendrix. –
Durch eben seinen Dad kam John Lee jun. schon in jungen Jahren in Kontakt
mit dem großen Musikbusiness. Er begleitete seinen Vater zu Auftritten,
Interviews und spielte mit ihm live on stage. Aber so richtig wollte es
nie klappen mit dem eigenen Erfolg. Schuld daran waren auch Alkohol- und
Drogenabhängigkeit. Erst im Jahr 2004, drei Jahre nach dem Tod von
J.L.Hooker sen. gelang es dem, inzwischen 52jährigen Sohn die Debüt CD
‚Blues with a Vengeance’ zu veröffentlichen. Und es schlug voll ein,
wurde sogar ein Jahr später mit einem Grammy in der Kategorie: Best
Traditional Blues Album, ausgezeichnet. Das Album enthält neben acht
selbstgeschriebenen Songs und einer Version von T-Bone Walkers Stormy
Monday, drei Coverversionen bekannter Hits seines Vaters, darunter Boom
Boom and One Bourbon, One Scotch and One Beer, denen er jedoch seine
eigene, spezielle Note verleiht. Seine Version des letztgenannten Songs
ist letztendlich eine Anspielung auf sein eigenes Leben. Während in der
Originalversion der Protagonist seinen Alkoholkonsum fortsetzt, ändert er
in der neuen Version sein Leben, schwört dem Alkohol ab und antwortet auf
die Frage des Barkeepers, ob er das übliche servieren solle: No, give me
one Coke, one Sprite and root beer.
I
don't do the things I used to do.
Das nächste Album ‘Cold As Ice’ erschien 2006. Und jetzt steht
sein drittes Werk ‚All Odds Against Me’ in den Startlöchern. Zu
diesem Anlass ist er auch wieder on Tour und tritt heute Abend im Rahmen
der Jazztage vom Hotel Bayerischer Hof hier in München auf. (Anm. die
ausgedehnte Deutschland-Tour folgt im Herbst)
Und was soll ich sagen? Die Bude ist rappelvoll, und nicht mal die 8,--
Euro für ein Glas Wein schrecken die Besucher ab. Denn auch wenn viele Bluesfreaks John Lee Hooker sen. nie live
erlebt haben, so ist es doch sein Kultstatus und seine Legende, die die
Leute hier her getrieben hat. Ich für meinen Teil hab’ den Senior 1990
einmal live im Londoner Hammersmith Odeon live gesehen.
Der Junior für seinen Teil ist heute zum allerersten Mal in der
bayerischen Landeshauptstadt. Dies betont er auch mehrmals während des
Auftritts.
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Sein Set ist zweigeteilt mit einer Pause
dazwischen, J.L. legt sofort mit full Energy los und bewegt sich on Stage
so, als ob er sein ganzes Leben nichts anderes gemacht hätte. Im
Gegensatz zu Daddys tragend-schwerem, meist melancholischem Blues, ist die
Musik von Junior mit viel Funk und auch jazzigen Anleihen versehen. Er
steht keine Sekunde still, und ich habe so meine Mühe bei den, ohnehin
schon bescheidenen Lichtverhältnissen, ohne Blitz noch halbwegs
akzeptable Aufnahmen zu machen. Seine Band ist übrigens auch nicht zu
verachten, verstehen sie es doch exzellent dem Chef die nötige Rückendeckung
bzw. Untermalung zu geben. Da wäre Michael Rogers (drums), Jeff Horan (guitar),
George Lacson (Bass),James Anderson (keys).
J.L. junior hingegen versteht es das Publikum voll in seine Performance
mit einzubeziehen. Gut so, denn die Stimmung hier im Nightclub wird von
Minute zu Minute besser. Dem Daddy wird selbstredend Hommage gezollt mit
Songs wie Boom Boom Boom und noch einigen anderen. Und hübsche Mädels
werden auf die Bühne geholt, die sich das nicht zwei Mal sagen lassen.
Eine Zugabe gibt’s auch noch nach eindringlichem Verlangen nach noch
mehr.
Der Groove und Bluesrock hat einmal mehr gewonnen, und John Lee Hooker
jun. hat uns überzeugt, dass er mit Sicherheit so einiges an Talent von
Daddy geerbt hat. – Er wird zwar nie den Legendenstatus seines alten
Herrn erreichen, dafür sind einfach die Zeiten nicht mehr gegeben. Aber
dass er sich mit Sicherheit in naher Zukunft aus dem Schatten des alten
großen John Lee Hooker abhebt und seinen individuellen Stiefel
erfolgreich durchzieht, dass kann ich mir sehr gut vorstellen.
Alles in allem ist sein Auftritt heute Abend eine Funky-Blues-Party
allererster Sahne, deren Stimmung den Nightclub so richtig aufgemöbelt
hat. Eine Klasseshow – gratuliere! Nicht zuletzt mit etwas Nostalgie und
Erinnerung an seinen alten Herrn versehen, der mit Sicherheit von Wolke 7
seinen Segen dazu versprüht hat.
http://www.johnleehookerjr.com/
Das Interview mit John
Lee Hooker jun. ist in Kürze online in der Interviews Abteilung zu
finden.
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