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Ausverkauft sind wir im
derzeit äußerst beschwipsten München, und das seit Wochen. Im Klartext
bedeutet das 12.000 versammelte Schäflein, die zum Großteil aus jener
Epoche stammen, zu der noch der selige Freddie Mercury mit stolz geschwellter Brust
seine Arien ins Mikro schmetterte. Aber Tote lassen sich nun mal
nicht mehr zurück holen aus dem Nirvana. Und so schaut er heute
wahrscheinlich, wie so viele andere Male auch, von Wolke 375 am bayrischen
weißblauen Himmel, herunter auf diese Stätte des Geschehens und
schickt seinen unsichtbaren Spirit. - Die physische Kondition wird dabei durch diverse Soloeinlagen so geschickt verteilt und ausgeglichen, dass niemand überstrapaziert oder überfordert wird. Und dennoch tun sich einige kleine Schwachpunkte auf, die aber dank des unglaublichen Enthusiasmus des Publikums so ziemlich in der Versenkung verschwinden – Gott sei Dank. Einige überkritische Stimmen monieren sich über einen schlechten Sound und über ein schwächelndes Stimmorgan eines, immer jugendlicher ausschauenden Paul Rodgers. – Hmmmm.... Schwer zu beurteilen, denn 1) ist die Begegnungsstätte hier ohnehin für ihre mangelnde Akustik bekannt. 2) ist es immer eine Sache, von wo aus man die Lauscher ausfährt. 3) haben die Herren schon ca. 150 Konzerte hinter sich. Da schwächelt auch der größte Meistertenor. 4) kann jeder mal einen schlechten Tag haben und kränkeln (Anm. vor allem wenn man am Vortag beim Starkbier gefeiert hat..) und 5) und last but not least hört sich das, etwas angeschlagene Stimmorgan eines Paul Rodgers immer noch um Meilen besser an, als die meisten anderen Baritone im Rock’n’Roll. Also was soll’s. Fakt ist, - 12.000 Freunde schöner Künste und Freddie Nostalgiker sind absolut aus dem Häuschen, haben ihre hohen Ticketpreise bislang nicht eine Sekunde bereut und nehmen auch in Kauf, dass der Zauber eher etwas zäh beginnt, dank der neuen Töne ‚Surfs Up... Schools Out’. Aber das darauffolgende ‚Tie Your Mother Down’, entschädigt und lässt den Startschuss vergessen. Zum Vergleich, - damals vor 2 Jahren stieg man gleich frisch mit ‚Tie ....’ ein und sorgte somit umgehend für die Ekstase. Kunststück, - damals gabs ja auch noch kein neues Album, dass promotet werden wollte. – Irgendwie merkt man auch, dass es genau dieser Song ist, der Paul Rodgers besonders zu liegen scheint, genauso wie das, nach Brian Mays Begrüßungsansage darauffolgende, ‚Fat Bottom Girls’. –
Wer genauso wie ich den
Vergleich zum damaligen Konzert vor 42 Monaten hat, wird schnell feststellen, dass sich
dieser Ausnahmerocksänger inzwischen noch besser ins Queengefüge
eingepasst hat. Damals kam es mir vor wie ein Paul Rodgers Konzert feat.
zufällig zwei Musiker von Queen. Dieses Mal werden sie ihrem Ruf als
Queen & Paul Rodgers viel eher gerecht. Und Paulchen hat sich ziemlich
perfekt eingefügt ins Konzept. Seien wir mal ehrlich, für ihn war dieser
Karriere Schachzug so ziemlich das Beste was ihm passieren konnte. Denn
anderenfalls darf man gar nicht daran denken, wo der ehemalige Free und
Bad Company Sänger, trotz seines Talents heute herum gurken würde. So
aber ist Paulimann wieder straight in den Rock’n’Roll Himmel durch
gestartet. Und wie sagt man so schön??? Eine Hand hilft der anderen, denn
ohne ihn könnte sich Herr Dr.May großteils jetzt wohl eher seiner
Astrophysiker Karriere widmen und galaktische Radiostrahlung auswerten.
Und wie ich schon in der
damaligen ersten Review vor mehr als drei Jahren bemerkt habe, versucht Paul
Rodgers erst gar nicht, seinen Frontvogel Vorgänger zu kopieren. Dazu hat
er 1) selbst ein viel zu großes Ego und 2) wäre das sowieso ein Ding der
Unmöglichkeit und würde zur Lächerlichkeit degradieren. Paul ist kein
Paradieskakadu, wie es Freddie gewesen war, der sich in theatralischen
Verrenkungen auf der Bühne selbst verwirklicht hatte. Nein, er ist mehr
oder weniger der sportlich, natürliche Typ, der mit seinen 59 Jahren da oben eher wie
45 wirkt, faltenlos, dank... eh schon wissen..., und mit beeindruckender
Oberarmmuskulatur ausgestattet ist. Ja, ja, die Frischzellenkur und etwas
Bodybuilding und die wahrscheinliche Abstinenz von diversen ungesunden Appetizern machen’s möglich. Lediglich die Stimme, die konnte ihm noch
nie einer nehmen oder streitig machen. Und das weiß er auch. Im Gegensatz
zu ihm wirkt der gleichaltrige Schlagzeuger Roger Taylor fast schon wie Merlin
der Zauberer. Meine Herren, da hat der Zahn der Zeit denn doch schon etwas
Karies angesetzt. ‚It’s kinda Magic’ – im wahrsten Sinn des
Wortes.
Der Rest der Showillusion wird durch geschickte Beleuchtung, Leinwand- und Laufsteg Präsenz vervollständigt. Dem Oktoberfest wird mitsamt Federhut gehuldigt, um sich dann in trauter Zweisamkeit, was May und Taylor betrifft, zu duettieren – ‚39’ ist die Devise und der humpa humpa Sound. (Anm. so nennen die Amis und Engländer unsere Polka und Blasmusik).
Radio Gaga
(Gott sei’s
getrommelt und gepfiffen – nur in der kurzen Version) muss natürlich
auch noch sein, genauso wie der, eigentlich, Queen – untypische Song ‚Crazy
Little Thing Called Love’. Und zum Glück bleibt uns ein Titel erspart, nämlich
Bicycle, der Song mit den, wohl dämlichsten Textzeilen überhaupt.
’The Show Must Go On’ ist demzufolge die Devise und geht in ‚Bohemian Rhapsody’ über. Die Zugabe enthält noch mal vier Kapitel inklusive ‚All Right Now’ und schließt ab mit.... na was wohl....? Klar – ‚We Are The Champions’.... und das ist wahrlich nicht gelogen in welcher Hinsicht auch immer inklusive mindestens fünfmaligem Hemd- Hin und Her wechselns während der gesamten Showtime.
Also pfeif auf die kleine
stimmliche Unpässlichkeit oder andere nichtige Kritikpunkte, die ohnehin
von den meisten hier unbemerkt geblieben sind. Tatsache ist, dass 12.000
Freaks kurz vor der 180 Mark Grenze auf der Blutdruckskala
abdrehen, der Jubel nicht enden will und die nächste Band-Gage im,
sicherlich, 6stelligen Bereich,wieder einmal leicht und locker verdient worden ist.
Demzufolge bin ich mir letztendlich auch ziemlich sicher, dass der
nächste und dann dritte
Einstand von Queen & Paul Rodgers in ihrer zweiten Heimatstadt München,
nur eine Frage der Zeit ist..... Und dann kommen wir alle wieder angeeiert
und erfreuen uns am Dejavu mit Freddie, der nicht nur in der Musik
unsterblich ist, sowie an Brian Mays kosmischen Gitarrenspiel
und Roger Taylors würdevoller Pensionisten Aura. Und natürlich..... lauschen wir
wieder einer der besten Rockstimmen im Genre, begleitet durch das wohl
charmanteste Lächeln im Rock'n'Roll Cosmos. Und das sind beileibe nicht die einzigen
Talente, die Mr. Rodgers so drauf hat..... :-))
Aber das gehört nun wirklich nicht hier her..... |