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sodala da simma wieder nach fast exakt  3 1/2 Jahren, aufgemöbelt durch eine weitere Frischzellen Kur und -, oder zum Doktor der Astrophysik gekürt, und mit noch weißerem Haar  und natürlich nicht zu vergessen, mit einem brandneuem Album im Repertoire. Jaaaaa, und nicht zu vergessen, waren sie einen Tag vorher noch beim Oktoberfest. Firma Käfer hat sich gefreut, denn es war selbstverständlich Ehrensache, dass ´die Herrschaften Freddies frühere Lieblingsgastwirte beehrten. Wobei mein Kompliment wieder mal der örtlichen Tagespresse gilt, die bei jenem Bericht und Foto, den Schlagzeuger mit dem Session-Bassisten verwechselte, Und obwohl so beschrieben, ein Paul Rodgers offensichtlich durch Abwesenheit glänzte. Aber gut, das war gestern, und als Entschuldigung der lokalen Sensationsberichterstatter gilt immer noch der ewig gleiche Spruch: ‚das fällt doch ohnehin keinem auf’. – Tut es aber, meine Herren, tut es aber, und das nicht zu knapp. Und die Ernsthaftigkeit eines solchen Journalismus ist einmal mehr in Frage gestellt.
Aber gut das war gestern live und heute in der Zeitung. Und ebenfalls heute Abend sind wir wieder livehaftig zugange, allerdings diesmal wieder etwas nördlicher in der Münchner Olympiahalle situiert, wo Queen & Paul Rodgers schon letztes Mal gastierten. Nun zumindest können wir sicher sein, dass da oben tatsächlich Paul Rodgers, Brian May und Roger Taylor rum wackeln inklusive ihrer hervorragenden Backgroundband, zu der auch jener ominöse Bassist gehört, der am Tag zuvor für Mr.Taylor herhalten musste im Foto.

Ausverkauft sind wir im derzeit äußerst beschwipsten München, und das seit Wochen. Im Klartext bedeutet das 12.000 versammelte Schäflein, die zum Großteil aus jener Epoche stammen, zu der noch der selige Freddie Mercury mit stolz geschwellter Brust seine Arien ins Mikro schmetterte. Aber Tote lassen sich nun mal nicht mehr zurück holen aus dem Nirvana. Und so schaut er heute wahrscheinlich, wie so viele andere Male auch, von Wolke 375 am bayrischen weißblauen Himmel, herunter auf  diese Stätte des Geschehens und schickt seinen unsichtbaren Spirit. -

Vorband gibt’s nicht, - brauchen wir nicht.... haben sich Queen wohl gedacht, so wie schon beim letzten Mal. Das schaffen wir doch spielend alleine und geigen Euch mit einer 2 ½ Stunden Show in die Sphären des königlichen Cosmos.

Die physische Kondition wird dabei durch diverse Soloeinlagen so geschickt verteilt und ausgeglichen, dass niemand überstrapaziert oder überfordert wird. Und dennoch tun sich einige kleine Schwachpunkte auf, die aber dank des unglaublichen Enthusiasmus des Publikums so ziemlich in der Versenkung verschwinden – Gott sei Dank. Einige überkritische Stimmen monieren sich über einen schlechten Sound und über ein schwächelndes  Stimmorgan eines, immer jugendlicher ausschauenden Paul Rodgers. – Hmmmm.... Schwer zu beurteilen, denn 1) ist die Begegnungsstätte  hier ohnehin für ihre mangelnde Akustik bekannt. 2) ist es immer eine Sache, von wo aus man die Lauscher ausfährt. 3) haben die Herren schon ca. 150 Konzerte hinter sich. Da schwächelt auch der größte Meistertenor. 4) kann jeder mal einen schlechten Tag haben und kränkeln (Anm. vor allem wenn man am Vortag beim Starkbier gefeiert hat..) und 5) und last but not least hört sich das, etwas angeschlagene Stimmorgan eines Paul Rodgers immer noch um Meilen besser an, als die meisten anderen Baritone im Rock’n’Roll. Also was soll’s. Fakt ist, - 12.000 Freunde schöner Künste und Freddie Nostalgiker sind absolut aus dem Häuschen, haben ihre hohen Ticketpreise  bislang nicht eine Sekunde bereut und nehmen auch in Kauf, dass der Zauber eher etwas zäh beginnt, dank der neuen Töne ‚Surfs Up... Schools Out’. Aber das darauffolgende ‚Tie Your Mother Down’, entschädigt und lässt den Startschuss vergessen. Zum Vergleich, - damals vor 2 Jahren stieg man gleich frisch mit ‚Tie ....’ ein und sorgte somit umgehend für die Ekstase. Kunststück, - damals gabs ja auch noch kein neues Album, dass promotet werden wollte. – Irgendwie merkt man auch, dass es genau dieser Song ist, der Paul Rodgers besonders zu liegen scheint, genauso wie das, nach Brian Mays Begrüßungsansage darauffolgende, ‚Fat Bottom Girls’. –


Wer genauso wie ich den Vergleich zum damaligen Konzert vor 42 Monaten hat, wird schnell feststellen, dass sich dieser Ausnahmerocksänger inzwischen noch besser ins Queengefüge eingepasst hat. Damals kam es mir vor wie ein Paul Rodgers Konzert feat. zufällig zwei Musiker von Queen. Dieses Mal werden sie ihrem Ruf als Queen & Paul Rodgers viel eher gerecht. Und Paulchen hat sich ziemlich perfekt eingefügt ins Konzept. Seien wir mal ehrlich, für ihn war dieser Karriere Schachzug so ziemlich das Beste was ihm passieren konnte. Denn anderenfalls darf man gar nicht daran denken, wo der ehemalige Free und Bad Company Sänger, trotz seines Talents heute herum gurken würde. So aber ist Paulimann wieder straight in den Rock’n’Roll Himmel durch gestartet. Und wie sagt man so schön??? Eine Hand hilft der anderen, denn ohne ihn könnte sich Herr Dr.May großteils jetzt wohl eher seiner Astrophysiker Karriere widmen und galaktische Radiostrahlung auswerten.
Kurz und gut, der Rock’n’Roll hat gesiegt, die Legende hat dank Freddies Spirit überlebt, und die Nostalgiewelle gleicht einem Tsunami, der regelmäßig wiederkehrt mit stetiger Einladung zum Wellness Bad in Erinnerungen. Die neue Scheibe ‚The Cosmos Rock’ versinkt in Bedeutungslosigkeit, wenn Songs wie ‚Another One Bites The Dust’ und ‚I Want It All’ ertönen. –


Und wie ich schon in der damaligen ersten Review vor mehr als drei Jahren bemerkt habe, versucht Paul Rodgers erst gar nicht, seinen Frontvogel Vorgänger zu kopieren. Dazu hat er 1) selbst ein viel zu großes Ego und 2) wäre das sowieso ein Ding der Unmöglichkeit und würde zur Lächerlichkeit degradieren. Paul ist kein Paradieskakadu, wie es Freddie gewesen war, der sich in theatralischen Verrenkungen auf der Bühne selbst verwirklicht hatte. Nein, er ist mehr oder weniger der sportlich, natürliche Typ, der mit seinen 59 Jahren da oben eher wie 45 wirkt, faltenlos, dank... eh schon wissen..., und mit beeindruckender Oberarmmuskulatur ausgestattet ist. Ja, ja, die Frischzellenkur und etwas Bodybuilding und die wahrscheinliche Abstinenz von diversen ungesunden Appetizern machen’s möglich. Lediglich die Stimme, die konnte ihm noch nie einer nehmen oder streitig machen. Und das weiß er auch. Im Gegensatz zu ihm wirkt der gleichaltrige Schlagzeuger Roger Taylor fast schon wie Merlin der Zauberer. Meine Herren, da hat der Zahn der Zeit denn doch schon etwas Karies angesetzt. ‚It’s kinda Magic’ – im wahrsten Sinn des Wortes. 


Brian zeigt sein Oktoberfest Souvenir

Der Rest der Showillusion wird durch geschickte Beleuchtung, Leinwand- und Laufsteg Präsenz vervollständigt.  Dem Oktoberfest wird mitsamt Federhut gehuldigt, um sich dann in trauter Zweisamkeit, was May und Taylor betrifft, zu duettieren – ‚39’ ist die Devise und der humpa  humpa Sound. (Anm. so nennen die Amis und Engländer unsere Polka und Blasmusik).


Radio Gaga (Gott sei’s getrommelt und gepfiffen – nur in der kurzen Version) muss natürlich auch noch sein, genauso wie der, eigentlich, Queen – untypische Song ‚Crazy Little Thing Called Love’. Und zum Glück bleibt uns ein Titel erspart, nämlich Bicycle, der Song mit den, wohl dämlichsten Textzeilen überhaupt.



Rodgers hingegen blüht immer wieder sichtlich auf, wenn er seine eigenen Stücke wie ‚Bad Company’ und ‚All Right Now’ zwitschern darf. Man merkt, da is’ er voll und ganz in seinem Element. Und einmal mehr denke ich mir, - wie schön wäre es, wenn es Bad Company im Original Line-up wieder gäbe. – Nun um genau zu sein, vor kurzem war das ja sogar mal für eine feierliche Gelegenheit in den USA  der Fall. Aber bislang ist es bei dieser einmaligen Reunion geblieben. Warum auch, Paulimann verdient genug mit den Queen – Kollegen und schließt good old Freddie Mercury wahrscheinlich jeden Abend vor dem Zu Bett gehen in sein Abend-Vater Unser mit ein. Die Rente dürfte somit  auf alle Fälle gesichert sein.

’The Show Must Go On’ ist demzufolge die Devise und geht in ‚Bohemian Rhapsody’ über. Die Zugabe enthält noch mal vier Kapitel inklusive ‚All Right Now’ und schließt ab mit.... na was wohl....? Klar – ‚We Are The Champions’.... und das ist wahrlich nicht gelogen in welcher Hinsicht auch immer inklusive mindestens fünfmaligem Hemd- Hin und Her wechselns während der gesamten Showtime.


Also pfeif auf die kleine stimmliche Unpässlichkeit oder andere nichtige Kritikpunkte, die ohnehin von den meisten hier unbemerkt geblieben sind. Tatsache ist, dass 12.000 Freaks kurz vor der 180 Mark Grenze auf der Blutdruckskala  abdrehen, der Jubel nicht enden will und die nächste Band-Gage im, sicherlich, 6stelligen Bereich,wieder einmal leicht und locker verdient worden ist. Demzufolge bin ich mir letztendlich auch ziemlich sicher, dass der nächste und dann dritte Einstand von Queen & Paul Rodgers in ihrer zweiten Heimatstadt München, nur eine Frage der Zeit ist..... Und dann kommen wir alle wieder angeeiert und erfreuen uns am Dejavu mit Freddie, der nicht nur in der Musik unsterblich ist, sowie an Brian Mays kosmischen Gitarrenspiel und Roger Taylors würdevoller Pensionisten Aura. Und natürlich..... lauschen wir wieder einer der besten Rockstimmen im Genre, begleitet durch das wohl charmanteste Lächeln im Rock'n'Roll Cosmos. Und das sind beileibe nicht die einzigen Talente, die Mr. Rodgers so drauf hat..... :-)) Aber das gehört nun wirklich nicht hier her.....
http://www.queenpluspaulrodgers.com/    http://www.paulrodgers.com/