367

 



Der Godfather des Britpop bleibt uns treu hier in Germany und kehrt alle Jahre wieder zurück in die bayrische Landeshauptstadt. Und es kommt einem vor, je älter der Wein wird, desto mehr reift er und mundet immer noch besser. 50 Jahre alt ist der, ewig jugendlich, wirkende Weller heuer geworden. Aber er scheint die Schubumkehr gepachtet zu haben. Denn der Energy Level übersteigt den vom letzten Besuch, noch bei weitem. Hey, wie soll das erst in 10 Jahren werden? Abgesehen davon scheint auch der Beliebtheitsgrad eines Herrn Weller noch mal um mindestens 5 Grad auf der Skala gestiegen zu sein. Die Tonhalle ist knackvoll (nein, nicht die Muffathalle, wie sonst üblich) und die Fans haben nichts von ihrem ewig währenden Enthusiasmus eingebüßt.

Support kommt von der holländischen Alternative Rockband ‚Moke’, die visuell gesehen, fast ein Klon von Oasis darstellen.

Lt. Angaben auf deren Website, hat unser aller Fashiondesigner Nr. 1 – Karl der Erste – Lagerfeld, die Jungs höchst persönlich eingekleidet. Daraufhin wurden sie zur best angezogenen Band überhaupt gewählt. Wen wunderts.....
Moke das sind: Felix Maginn (git/voc) Phil Tilli (Git), Marcin Felis (bass), Rob Klerkx (drums) und Eddy Steeneken (keyboards), die sich als Band zusammen gerauft, - und bislang ein Album namens ‚Shorland’ veröffentlicht haben. Der Stil der Holländer ist schlichtweg als symphonischer Bombast zu bezeichnen. Fast könnte man denken, ein ganzes Orchester befindet sich da oben auf der Bühne und nicht nur gerade mal fünf Musiker, die die diversen Luftschwingungen Walzer tanzen lassen. – Gar nicht übel das Ganze und es hat was,  muss ich gestehen. Wer also auf die theatralische Variante von Rock’n’Roll steht, ist hiermit bestens bedient.  Mal schaun, inwieweit sich die Brüder noch weiter entwickeln. Denn nur allein als Dressmen kommt man in diesem Business betimmt nicht viel weiter. Zumindest in ihrer Heimat, den Niederlanden, sind sie schon richtige Stars, sorgten für die Untermalung der Fußball Champinon Leage und der Song ‚ Here Comes The Summer’ schoss auf Platz 1 der Brand New Charts auf MTV. Jetzt braucht's nur noch die internationale Anerkennung. Und mit einem Supportslot bei Paul Weller hier in Deutschland, sind sie auf dem besten Weg dazu.
http://www.mokemusic.com/

....und dann kommt er quasi buchstäblich in einer Sturmattacke und legt sämtliche 2.000 Schäflein hier drinnen flach.

Heidarassa, da kommt Freude auf. Für alle jetzt, denen der Name Paul Weller noch immer nur vom hören sagen ein Begriff ist, dem sei im Stenostil beschrieben, dass er vor allem durch die 70er Jahre Punkband ‚The Jam’ bekannt wurde, denen er von 1976 bis 1982 angehörte. Anschließend formierte er zusammen mit Mick Talbot ‚Style Council’, die es dann von 1983 bis 1989 gab. Seit 1992 arbeitet er als Solokünstler. Seine bekanntesten Soloalben sind „Wild Wood“ (1993) und „Stanley Road“ (1995). Bei den British Music Awards 2006 wurde  Weller für seine „Outstanding Contribution to British Music“ geehrt. Der Preis gilt als die höchste Auszeichnung, die die britische Plattenindustrie vergeben kann. Weller ist wegen seiner ziemlich harten Kritik am britischen Establishment – er war schon in den 1980er Jahren einer der schärfsten Kritiker der Fuchsjagd –, seiner öffentlich geäußerten Kommentare zu den Missständen in seinem Heimatland, wegen seiner radikalpazifistischen Ansichten und wegen seiner kompromisslos sozialistisch geprägten politischen Meinung, in Großbritannien nicht unumstritten. In den 1980er Jahren gründete er das Projekt "Red Wedge", dessen Ziel es war, Jugendliche für (sozialdemokratische) Politik und politisches Engagement zu interessieren.

Übrigens, Paul ist nicht nur Musiker, sondern er ist auch in die Modebranche gegangen. Er entwirft seine eigenen Polohemden für das engl. Label Fred Perry. Die Shirts erinnern stark an jene, die man damals in den Siebzigern getragen hatte. Und sie werden genauso wie damals hergestellt. Inzwischen sind die Hemden der absolute Renner in Großbritannien. (Anm. na ja, über Geschmack lässt sich streiten :-))))
Aber das jetzt nur am Rande erwähnt, und let’s go back to the Action die inzwischen hier in der Tonhalle,  alles vollends Kopf stehen lässt – Es ist aber auch absolute klasse und allererste Sahne, die uns Paul Weller da offeriert. Sämtliche Diamanten aus seiner langjährigen Solokarriere finden Platz auf der Setlist und natürlich Kostproben vom neuen Album ‚22 Dreams’. Und er bringt diese so schwungvoll, dass keiner hier drinnen mehr vermag sein Tanzbein festzunageln.

Die Ära ‚Style Council’ wird nicht berücksichtigt. Dafür gibt’s zum krönenden Abschluss den Jam – Klassiker schlechthin - ’Town Called Malice’. Und jetzt ist endgültig keiner mehr zu halten und die Bude dreht durch. Da steckt einer den anderen an, ich meine damit, Paul Weller – das Publikum, und dieses schickt ihm die Energie hundertfach zurück. Das ist, um es ganz schlicht auszudrücken, ein richtig geiles Konzert. Nicht mehr und nicht weniger.
http://www.paulweller.com/


live in München