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Auf geht’s zum schichtln beim 150.000sten Stell-Dich-ein unserer, fast schon bayrischen Haus- und Hof Kapelle „Uriah Heep“.  Na ja, ganz so oft is’ es dann wohl doch wieder nicht, - aber dennoch rekordverdächtig. Wundert mich ohnehin, dass unsere liebenswerten Rock’n’Roll Kompostis nicht schon ansässig geworden sind in Germany. Aber ich vermute, dafür sind die Herren denn doch zu sehr britisch. – Und auch wenn jeder Freund und Kenner akustischer Klangfreuden beim bloßen Erwähnen des Namens ‚Uriah Heep’, leicht, grinsend die Nase rümpft, - so kommen  doch wieder alle treu brav angeeiert, wenn sich Meister Box und Anhang zum erneuten Rendevouz einfinden. – Man kann sagen über sie was man will, aber ‚Easy Livin’ und ‚Lady In Black’ sind nicht tot zu kriegen aus unseren hiesigen Provinz-Rockdiskotheken. Denn es sind vor allem genau jene Stätten, die diesen Hymnen das ewige Leben eingehaucht haben. Evergreens nennt man so was, oder Oldies but Goldies. Und da es dank dieses Umstanden auch live für die Band immer noch recht gut klappt hier in Germany, touren wir halt bis die Gicht Beschwerde einlegt bei den morschen Knochen.  Aber gut, Rock’n’Roll hält bekanntlich jung und jugendlich. Also hängen wir uns rein in dieses Lebensmotto, auch wenn der visuelle Aspekt andere Bände spricht. (Anm. Mal abgesehen von Sänger Mr. Bernie Shaw vielleicht). - Und last but not least gibt’s ja so Zeugs wie Biovital, Melissengeist. Vitaminpillen oder Viagra, das, wenn man es mit nur wenig, oder gar keinem Partylive und frühen Nächten gekonnt dosiert, wahre Wunder wirken soll. Die wilden Siebziger und vielleicht noch early Eighties sind ohnehin schon vorbei, in denen wir den Rock’n’Roll nicht nur gespielt sondern auch gelebt haben. – Heute gilt die Devise: ‚all we want, is to play music’. – Ha ha, wer’s glaubt wird selig. – Andererseits mag das bis zu einem gewissen Level sogar stimmen, - solange eben der Rubel auch rollt. Man muss schließlich für’s Alterspolster vorsorgen. – Aber eines muss man unserer Doppel-Grufti-Fraktion (inkl. Support Thin Lizzy – wer?) hier lassen. Sie versuchen es einmal mehr mit Volldampf  unter  Einsatz all ihrer noch vorhandenen Kräfte. Und Heep waren schon immer gut für einen solide Otto Normalverbraucher Rock’n’Roll Show. Also auf geht’s in die nächste Runde. Der 'Box'-Kampf ist noch lange nicht beendet.

Ein Wort zuvor noch zu (Pseudo) Thin Lizzy, die da im Vorfeld von Uriah Heep aufgeigen. 

Das leidige Thema hatten wir ja schon zuvor, von wegen – Thin Lizzy ohne - (Jesuskind hab ihn selig da oben) Phil Lynott ist in etwa so, als ob die Stones ohne Mick Jagger auftreten. Stimmt auch irgendwie. Als die Herren Sykes und Gorham vor ca. 8 oder 9 Jahren beschlossen wieder als Thin Lizzy aufzutreten, war anfangs die Neugierde  der Classic Rock Gesellschaft größer als Pumuckls Ohren. Die Hallen waren voll, und die Kassen klingelten. Von Seiten der Band fühlte man sich dadurch bestätigt und macht seitdem fröhlich weiter – als Thin Lizzy, und selbstredend bei jedem Auftritt in Gedenken an Phil Lynott. – Warum wohl?  Offizielle Version ist, - das Ganze sei als Hommage an den verstorbenen Sänger gedacht. Aber seien wir mal ehrlich und nehmen es beim Wort. Hätte es diese vermaledeite Reunion nicht gegeben, dann würde Scott Gorham heute wahrscheinlich Mensch-Ärgere-Dich-nicht zu Hause im Londoner Stadtteil Fulham spielen. Und John Sykes wäre auf seiner verkackten Solokarriere auf der Strecke verwest. Trotz seines Talents als Gitarrist konnte der, gebürtige Engländer (jawohl, das ist er tatsächlich) nur einen einzigen wirklichen Erfolg verbuchen. Und das war 1987 mit Whitesnake und dem Album ‚1987’, zu dem er die Musik beisteuerte, aber anschließend nie mehr mit Whitesnake tourte. Das war’s aber auch schon. Weder mit den Tygers Of Pan Tang, oder bei Thin Lizzy anno 1983, noch mit Blue Murder Anfang der 90er Jahre oder gar mit seinen Solowerken fiel er großartig auf. Schade eigentlich, denn er ist ein guter Musiker, das muss man ihm lassen. 

Scott Gorham wird heute gern als letztes Originalmitglied der Band gesehen. Was aber beileibe nicht stimmt. Denn er stieß erst 5 Jahre nach der Gründung im Jahr 1969 dazu. Wie auch immer, - die Mumie von Pharao Ramses dem Zweiten, scheint auferstanden zu sein und erfreut sich seines dritten Frühlings. Immer schön cool bleiben gelle?! Halleluja ist das eine Augenweide. Sykes scheint mit seiner elektrisch aufgeladenen Wischmob-Frisur  modisch irgendwo in den Achtzigern stehen geblieben zu sein, sonnt sich aber nach wie vor in seiner selbstverklärten Rockstar Aura. Zumindest stellt er damit den Fokus on Stage dar.


Was für ein Drummer !!!


Einen Neuzugang gibt’s auch mit dem klingenden Namen Francesco DiCosmo. Der Burschi könnte wahrscheinlich locker Gorhams Sohnemann oder gar Enkel  sein, oder auch der von Schlagzeuger Tommy Aldridge, der sich einmal mehr, lieber bei Thin Lizzy verlustriert als bei Whitesnake. Ich weiß zwar nicht, was da der bessere Deal gewesen wäre von den beiden Jobs. Aber bei letzteren wird’s halt wieder mal intern ordentlich im Gebälk geknistert haben . Ist ja nix neues. However.... Aldridge ist auf alle Fälle der Einzige im Quartet, der heute Abend den berühmten Wauw Effekt hervor ruft anhand eines gnadenlos brillanten Drumsolos, das er zum Großteil mit den blanken Fäusten faschiert. Jawohl, das funktioniert auch noch mit 58 Lenzen und Volllkaracho. –


Live in München -'Dancing In The Moonlight'


Live in München  -  The Boys Are Back in Town

Aber abgesehen davon ist diese Aufwärmung von  Thin Lizzy in Spee  inzwischen eine ziemlich ausgelutschte Arie mit immer dem selben Griesbrei. Denn neues kommt hier definitiv nicht mehr dazu, sonst würde Phil Lynott im Himmel Tantiemen verlangen. – Und auf die angebliche Hommage legt er da oben ohnehin keinen Wert. – Aber wie sagt man so schön: solange der Rubel Salti schlägt dank der Nostalgie und der Unsterblichkeit einer Classic Rock Legende, holen wir hier noch raus was geht, auch wenn es Sykes und Gorham wahrscheinlich inzwischen zum Allerwertesten raus hängt. Aber wenn's mit den Solokarrieren nicht klappt, dann müssen wir halt in 10 Jahren und am Stock immer noch Rosalie und Emerald in Gedenken an Philly Boy schmettern. Und nein, 'Whiskey In The Jar' bleibt ein für allemal tabu aus rechtlichen Gründen. Fakt ist, hinterm Ofen können wir dann immer noch lange genug sitzen....  Punkt um.


'Ein Rockstar hat Zahnweh'


live in München -  'Cold Sweat'

http://www.thinlizzyonline.com/


Dann schon lieber unser aller Haus- und Hof Rentner Combo Uriah Heep, die uns als Headliner des Abends anschließend fast überfahren vor lauter Übereifer im anfänglichen Gefecht. 

Mein lieber Schwan, da fängt der Opa an zu headbangen und die gesamte Bayrische Szene, die sich wieder mal eingefunden hat, stürmt die Front. Man will schließlich wie immer wieder mit dabei sein. Ein Uriah Heep Konzert ohne uns – das gibt’s nicht, sagt man sich hier, auch wenn’s zum 179sten Mal, so wie eingangs ähnlich erwähnt, ist. Passend dazu der Name des neuen Album ‚Wake Up The Sleeper’. – Tut es aber leider hier nicht.... Vor allem dann nicht, wenn man sich vorgenommen hat, dieses neue Juwel vom Anfang bis zum Ende durch zu ackern. Klar ist man stolz auf das weitere Kapitel in der History von Holy Heep. Aber muss es denn gleich fast der ganze Epos sein?- 1) sind wir doch noch gar nicht eingetönt auf dieses Machwerk. Und 2) sind die meisten von uns hier her gekommen, um wieder und wieder einmal mehr die Klassiker um die Ohren gestrubbelt zu kriegen.  Stattdessen dürfen wir uns an dem, doch noch etwas gewöhnungsbedürftigen, neuen, Melodienreigen verlustrieren. 

Peng, der Schuss geht leider nach hinten los meine Herren. So mancher kann sich ein, immer wieder kehrendes Gähnen nicht verkneifen. Und nach geraumer Zeit beginnt dieses diskrete sich Zurückziehen aus der Örtlichkeit. Eieiei.... da verlassen so manche eingefleischte Uriah Heep Fans vorzeitig das Intermezzo um lieber daheim noch ihr Zipperlein zu pflegen, und unser geliebter Circus Bau leert sich langsam aber ständig weiter. Auch ich muss gestehen, dass ich es phasenweise vorziehe, mir die Akustik vom Foyer aus anzuhören und mich stattdessen  mit anderen Besuchern im Small Talk übe. – Allerdings sieht man von dort sehr gut auf die Bühne ein, und es besteht keinerlei Gefahr auch nur irgendeinen Knalleffekt zu verpassen. Aber den gibt’s heute ohnehin nicht. – Unsere geliebten Rock Gruftis geben trotzdem wieder mal alles und jedes, und zum Schluss gibt’s denn doch noch die Belohnung, auf das wir so brav zugehört haben, nämlich... klar doch... ‚Easy Livin’.


Live in München - 'Easy Livin'

Zugabe: ebenfalls logisch: ‚Lady In Black’. Nach der Devise: Ende gut alles gut, findet doch noch das Grand Finale statt, bei dem wir alle unser Zipperlein für ein paar Minuten vergessen und zumindest den großen Zeh  ein Pirouette schlagen lassen. Jawohl, das ist auch Rock’n’Roll. Und nächstes Mal sind wir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wieder mit dabei... Ein Heep Konzert ohne uns...?! – Gibt’s nicht Amen!
http://www.uriah-heep.com/


Live in München  - 'Lady In Black'