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Eigentlich kommt es mir noch gar nicht so lange vor. Aber es sind tatsächlich schon wieder sieben Jahre ins Land gezogen, seid uns der Superstar aus Down Under das letzte Mal in Germany beehrt hat. Und logischerweise hab’ ich ihn sofort gefragt, was der Grund für die lange Abstinenz war. Nun, kreative Pause war’s mit Sicherheit keine, sondern eher eine Sache der Nachfrage und des Bedarfs. Abgesehen davon gab es noch ein einschneidendes Erlebnis  vor ca. 18 Monaten im Leben von Jimmy Barnes, und das nannte sich schlicht und ergreifend Herzinfarkt mit den Folgen einer Beipass OP. Aber Stehaufmännchen haben bekanntlich das ewige Leben gepachtet, und so ein Working Class Hero wie Barnsey Boy ist so schnell nicht klein zu kriegen. 
Für alle, die den Namen nur mal grade vom hören sagen kennen oder gar überhaupt nicht, sei nur schnell zusammen gefasst, dass dieser Künstler in Australien seit mehr als 3 Dekaden zu den ganz Großen gehört. Er kann auf 14 Top 40 Alben mit seiner Band Cold Chisel  und 12 Soloalben, die ebenfalls gechartet haben, zurück blicken. Der Haken bei der Sache ist nur... Australien ist ganz weit weg. Und wir hier auf der anderen Seite des Globus sind mit den Down Under Hitlisten nicht wirklich vertraut. Trotzdem hat Jimmy Barnes Europa nie vernachlässigt und ist immer wieder zurück gekehrt, auch wenn die Hallen hier zu Lande nur einen Bruchteil so große Ausmaße haben, als in der Heimat, wo nach wie vor die Stadienatmosphäre sein, nach der Krankheit wieder aufgenommenes Tourleben bestimmt.  Fakt ist jedenfalls, dass Jimmy in Australien der Act mit den meisten und höchsten Chartpositionen überhaupt ist. – Auch das aktuelle Album ‚Out In The Blue’ war dort drüben wieder eine Nummer Eins. Es erschien bereits 2007. Hier ist es gerade erst angekommen. Die Musik ist leiser geworden, und vielleicht auch ein wenig nachdenklicher, aber sie ist immer noch typisch Jimmy Barnes.
Und er ist sich weiß Gott nicht zu schade, hier in Deutschland in kleinen Clubs zu spielen. Andere Künstler würden dies rundum ablehnen, um ihren Status nicht zu untergraben. Barnsey denkt da anders. Er freut sich, dass er wieder mal hier spielen kann und rückt denn auch mit dem halben Familienclan an. Seine jüngste Tochter Elly May Barnes, gerade mal 19 Jahre jung, lädt zum Intro ein, bei dem sie von Daddy’s Backgroundband unterstützt wird.

Nun, nennen wir es mal so. Sie ist sehr hübsch anzuschauen mit ihrem leicht asiatischen Einschlag (Mutter Jane stammt aus Thailand), und sie hat durchaus auch ein wenig vom Talent ihres Vaters geerbt. Das ist nicht abzustreiten. Aber die ausschließlichen Coverversionen die sie hier halb akustisch und ohne Schlagzeug zum Besten gibt, klingen denn doch etwas dünn in ihrer Gesamtheit. Trotzdem bekommt sie Zuspruch, und sei es vor allem vom männlichen Klientel im Publikum. Aber aller Anfang ist schwer, und sie muss sich wahrscheinlich erst mal die Füße abtreten, um die nötige Selbstsicherheit, das Standvermögen und die Dominanz auf der Bühne richtig zu präsentieren. Man muss dazu sagen, eigentlich hätte Jimmys andere Tochter Mahalia den Job übernehmen sollen. Aber sie musste kurzfristig wegen Krankheit absagen. Also sprang spontan Schwester Elly May ein.

Und die singt dann auch in Jimmy Barnes Band im Hintergrund. 

Sohn Jack sitzt am Schlagzeug. Und last but not least ist auch Jimmys Ehefrau Jane mit von der Partie, wenngleich auch nur als hilfreiche Seele off Stage im Hintergrund. Wie schon gesagtt, das hier ist ein ‚Fast’ Familienunternehmen.
Jimmy macht zudem den Auftakt in der neuen Alabamahalle in München auf dem Optimolgelände. Dabei handelt es sich um ein gemütliches, eher intimes Venue, in das, lt. Veranstalter, ca. 1.200 Leute passen sollen. Ganz kann ich das fast nicht glauben, und wenn, dann passt wahrscheinlich bei der Fülle nicht mal mehr eine platte Flunder zwischen die Fronten – Zerquetschgefahr inbegriffen. Heute haben sich ca. 400 Fans eingefunden, größtenteils Musikliebhaber, die sämtliche Platten von Cold Chisel und Barnes-Solo aus der Vergangenheit besitzen und Meister Barnes auch schon mal live on Stage erlebt haben. Und der Salon ist schon mit dieser Anzahl von Gästen ziemlich gut gefüllt.

Für mich ist es jetzt das vierte Mal insgesamt, allerdings über einen sehr weitläufigen Zeitraum erstreckt, dass ich den australischen Künstler in Concert erlebe. Und automatisch stellen sich mir Vergleiche zum letzten Mal  im Jahr 2001 vor dem geistigen Auge. Jimmy war immer der Working Class Hero, der mit umgekrempelten Hemdsärmel auf der Bühne zum Tier wurde, und während einer Show seine gesamte Speichelflüssigkeit auf den Brettern verteilte und sich die Seele aus dem Leib brüllte. Heute brüllt Jimmy immer noch, aber nur mehr mit  halber Kraft. Das fortgeschrittene Alter und die Krankheit haben mit Sicherheit zu der viel gemäßigteren Vorgehensweise von Mr.Barnes geführt. Vielleicht sind es aber auch zum Teil die ruhigeren Stücke von der ‚Out In Blue’ Scheibe, die das Ganze nicht mehr so druckvoll wirken lässt. Schlecht ist das Schauspiel aber deshalb noch lange nicht. Und spätestens beim Song ‚Good Times’, - (Anm. ein Easybeats Cover, dass er anno dazumal 1986 zusammen mit Michael Hutchence von INXS neu eingespielt hatte, und welches ein Riesenhit geworden war) sind die Leute vollends wach gerüttelt. 


Lay Down Your Guns


'Good Times'


Um die Stimmung zu halten, folgt umgehend darauf ‚Merry Go Round’ ein weiterer Barnes Klassiker.  Das ein Duett mit seiner Jüngsten ist fast schon obligatorisch. 

Und selbstredend ist Too Much Ain't Enough Love’  mit dabei (steht nicht auf der Setliste, aber siehe Videoclip). Nein man kann sich wirklich nicht beklagen was man hier für sein Geld serviert bekommt. Der Löwe brüllt wieder, wenn auch wesentlich leiser als früher, wie schon vorhin erwähnt, und die scharfe Chillinote hat etwas an Würze verloren. Es hätten lediglich ein paar Gäste mehr sein können. Und  als mir auch noch gesagt wurde, dass es bei uns hier noch am besten gelaufen ist von allen Konzerten in Germany dann kann ich  mich des dunklen Gefühls nicht erwehren, dass es eventuell das letzte Mal gewesen sein könnte, dass wir Jimmy Barnes live in München, wenn nicht sogar in Deutschland, erlebt haben. Die Zukunft wird’s zeigen.
http://www.jimmybarnes.com/


'Too Much Ain't Enough Love..'