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Hier komme ich zu einer Konzertkritik, wie sie überflüssiger nicht sein könnte. Nein, nicht weil die mitwirkenden Künstler keine Daseinsberechtigung hätten, - ganz im Gegenteil. Jeder für sich hat seinen Namen im Business, und den Headliner kann man fast schon als Legende bezeichnen. Aber es sind, wie man so schön sagt, die Umstände, bei denen man hinterher sagt, - das hätt’s eigentlich gar nicht gebraucht.
Kurz und gut, zum einen ist im Moment hier in der bayrischen Landeshauptstadt viel zu viel los. Ein Konzert jagt das nächste, manchmal auch zwei oder drei an einem Abend. Kunststück, dass sich nicht jedermann 5 Events in der Woche leisten kann. Die Großen werden selbstredend bevorzugt, die Kleinen haben das Nachsehen. Und das Resultat sind, so wie bei Girlschool heute Abend hier in der Garage in München, gerade mal um die 30 zahlende Fans, die sich aufgerafft haben, um zu sehen was aus Girlschool geworden ist nach dem Motto: as times go by. -
Girlschool gehörten immer zu den sogenannten Mitläufern im Heavy Metal und erregten seinerzeit, als die Blüte des NWOBH ihren Höhepunkt feierte, die Aufmerksamkeit der Fans, dank des Umstandes, dass sie eine reine Frauenband waren in diesem Männer dominierenden Genre. Und sie haben sich trotz Pleiten, Besetzungswechsel und langen Leerstrecken durchgeboxt bis zum heutigen Tag. Fakt ist, mit dem neuen Album ‚Legacy’ und dem Auftritt beim Wacken Open Air im vergangenen Sommer wollen die, inzwischen etwas gereiften, Mädels  noch mal richtig durchstarten. – Nun entzieht es sich meiner Kenntnis, wie es in anderen Städten und Auftrittsorten gelaufen ist auf dieser Tour. Aber geht man nach der Show hier in München, dann wäre ich wirklich versucht zu sagen: - Mädels lasst es gut sein – Time is over.... und zwar endgültig. Schwer zu sagen wem dieser Besuchermangel zugrunde liegt. Sei es zu wenig Werbung, zu viele andere Ereignisse, wie schon vorhin erwähnt, oder das geringe Popularitätsmaß der Band, egal wir müssen uns damit abfinden. Allerdings bezweifle ich schwer, dass Girlschool nach diesem Auftritt hier, jemals wieder nach München kommen, es sei denn vielleicht im Paket mit namhafteren Künstlern. Aber auch das ist in der heutigen Zeit nicht mehr so einfach. Sollen sie doch die alten Spezln von Motörhead fragen, mit denen sie anno dazumal so viel zusammen gemacht hatten. Aber auch das geht nicht mehr so einfach. Warum??? – Kohle – ganz einfach! – Aber auch noch andere Umstände geben diesem Event einen etwas schalen Geschmack. Denn wenn ein Tourpaket, bestehend aus drei Bands nicht mal einen eigenen Tontechniker dabei hat, dann wird’s richtig schwierig. Und das macht sich dann auch umgehend negativ bemerkbar im Laufe des Abends.-

Anyway, fangen wir an mit der ersten Partie heute Abend, und die nennt sich V8 Wankers, die seit dem Jahr 2000 ihr Unwesen in der deutschen Musiklandschaft treiben.

Sie nennen sich ‚Beer For Breakfast Rocker’, was auch nicht von der Hand zu weisen ist betreffend des visuellen Aspekts. Musikalisch würde ich sie in den Punkrock einstufen. Die V8Wankers das sind Lutz Vegas (Voc), Vulcanus (Leadgit), Schmuddel (Rhythm.Git), DannyDiamond (Bass) und Dirty Dick (Drums). Die Stageshow wird zum größten Teil – Ohne Oben absolviert, schon allein um stolz jede individuelle Tattoo-Bemalung zu zeigen, denen nicht mal Picasso gerecht werden würde. Ob diese Pracht jetzt besonders ansprechend auf die holde Weiblichkeit wirkt, sei dahin gestellt und zu bezweifeln. Aber was gefällt und was nicht gefällt, bleibt jedem sich selbst überlassen. Ich schiebe die Tattoo Show mal eher auf die Imagepflege der Band. – Musikalisch bleibt mir nur noch zu sagen: es kommt sehr, sehr selten vor, aber es kommt vor, dass mir der Opener im Prinzip am besten von allen gefällt. Er kommt rotzfrech und ehrlich rüber, straight to the bone ohne wenn und aber und würde noch viel besser wirken, wenn die paar wenigen Hansln hier etwas mitgehen würden. Tun sie aber leider nicht. Denn der True Metal Fan steht nun mal nicht auf Punkrock, engstirnig wie er ist. – Traurig aber wahr. Ich für meinen Teil hoffe, dass ich diese Band bei Gelegenheit noch mal live sehen kann, aber bitte in einem anderen Umfeld.


Videoclip zu 'Livin' In The Past' 
Der selbstgefilmte Clip ging leider in die Binsen

http://www.v8wankers.de/



Nummer 2 sind Benedictum, die ebenfalls namentlich einen festen Platz  in den Metal Annalen inne haben, obwohl sie sich erst 2005 in San Diego, Kalifornien formierten.

Aushängeschild ist selbstredend Sängerin Veronica Freeman, die sich offensichtlich sehr gekonnt in Szene zu setzen weiß, dank ihres stattlichen Vorbaus. Ich wette, jeder männliche Besucher eines Benedictum Konzerts schaut zu allererst auf diese verlockende Aussicht. Der Rest der Band sind der Vollständigkeit halber -  Pete Wells,(git) Chris Shrum,(Bass)  Tony Dias,(keyb) Blacky Sanchez (Drums). Aber jene verschwinden fast schon in Bedeutungslosigkeit beim Anblick ihrer Frontfrau (Anm. was nicht heißen soll, dass sie keine guten Musiker sind) Aber wie nennt man so was auch? – Notwendiges Beiwerk um die Band eine Band sein zu lassen. Tatsache ist, Veronica  könnte ebenso gut und nebenbei als Werbeträger für Beate Uhse fungieren mit ihrem Push up BH und den Hairextensions. Ein lukratives Zubrot wäre es allemal. Stimme hat sie auch, und zwar eine sehr durchdringende, die fast schon unsere Gläser klingen lässt. Aber als Frau im Heavy Metal muss man sich schließlich behaupten.  Promoted wird mit dieser Tour vor allem das neue und insgesamt zweite Album von Benedictum names ‚Seasons Of Tragedy’. Aber auch hier gilt, wo soll etwas beworben werden, wenn keiner da ist, der sich anwerben lässt. Und auch die eigene Spontanität und der Enthusiasmus sinkt in den Keller, wenn man vor so gähnender Kulisse seinen Metal raus kreischen muss. Aber Vertrag ist Vertrag, und der muss eingehalten werden. Also bringen wir’s hinter uns. Metalbrüder und Schwestern kennen schließlich keinen Schmerz. Und in der heutigen Zeit muss man für diese Stilistik ohnehin um jeden Fan froh sein, es sei denn man ist eine Kultband. Mein Ding sind Benedictum nicht unbedingt, das geb’ ich ehrlich zu. Aber wie gesagt, der allgemeine Vibe hier, trägt  auch nicht unerheblich zu meinem musikalischen Mißfallen mit bei.


Benedictum live in München

http://www.benedictum.net/



Girlschool hingegen kämpfen erst mal mit soundtechnischen Problemen, bevor sie loslegen. Aber das tun sie nach der Korrektur und dank des doppelten gewaltigen Paukenschlags von Denise Dufort danach mit aller Vehemenz.

Und ich muss sagen, rein vom visuellen Aspekt her, haben sich die Damen recht gut gehalten. So dürften die drei Urmitglieder der Band – Kim McAulife (Voc/Git), Enid Williams( Bass/Voc)  und Denise Dufort (Drums) doch schon um die runde 50 sein. Na ja, bis vielleicht  auf Mrs Dufort, die zu ihrem Schlagzeug mehr hin gerollt als gegangen ist. Außerdem misst keine der Ladies mehr als allerhöchstens 1,60 m an Körpergröße und die ist noch durch Highheels so hin geschmuggelt. Aber gut, das spielt jetzt weniger eine Rolle. Was Girlschool an physischer Präsenz missen lassen, das legen sie in die Vorstellung hinein. Nur Gitarristin Jacky Chambers, die erst im Jahr 2000 für die ausgeschiedene Kelly Johnson dazu gestoßen war, macht die jugendliche Ausnahme.


Das ganze Konzert ist übrigens auch der eben genannten Kelly Johnson gewidmet, die im vergangenen Jahr nur allzu früh an einer Krebserkrankung verstorben war. Ansonsten wird das Programm von alten und neuen Songs bestimmt, ‚Demolition’  führt die Schose an, und klar doch, auch hier will vor allem das neue Teil ‚Legacy’ vorgestellt werden. (Setlisten gibts den ganzen Abend keine) Aus nostalgischen Gründen hätte ich eventuell noch gern das T-Rex Cover ‚20th Century Boy’ gehört, mit dem Girlschool damals Anfang der 80er Jahre einen Hit landeten. Aber dem war leider nicht so. – Beim Gesang wechseln sich Kim McAulife und Enid Williams ab. Wobei die Stimme von Williams unglücklicherweise komplett untergeht im provisorisch abgemischten Klang. Man spürt auch deutlich, dass Girlschool nicht mit gewohntem Einsatz spielen und nicht so druckvoll wie sonst, quasi mit halber Schaltung aufdrehen.  Und das ist eine Folge, ich wiederhole mich, - aufgrund der ärmlichen Gegenresonanz seitens des Publikums in diesem kleinen Wohnzimmer hier, das sich mit Sicherheit wesentlich besser für schwungvolle Rockdisco Nächte zum abrocken eignet, als für so ein Trauerszenario, wie das hier.
Schade, und wie eingangs schon gesagt, man hätte sich diesen Termin eigentlich sonst wohin schmieren können. Denn gebracht hat er rein gar nix. Traurig aber wahr.....
http://www.girlschool.co.uk/ 


Girlschool live in München