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Ich krieg’ von ihnen
wieder mal nur die letzten paar Akkorde mit, und im ersten Moment habe ich
den Eindruck, da oben steht Joe Cocker für Arme, in jung, versteht sich.
Jener rudert mit seinen Gliedmaßen so derartig unkalkuliert um sich
selbst, dass allein davon schon meine Aufmerksamkeit auf amüsante Weise
gefesselt ist. Experimentellen Rock nennen die Pilgerväter das was sie da
fabrizieren. Und sie schwimmen nicht mit der Mayflower wie anno dazumal,
über den großen Teich, sondern sie bleiben hier, genauer gesagt in
Nottingham, Great Britain und sind lediglich über den Kanal geschippert,
um sich dem europäischen Festland etwas näher zu erschließen. Viel mehr kann
ich zu ihnen nicht sagen, denn nach ca. 5 Minuten meiner Anwesenheit ist
schon wieder Schluss mit lustig, und Joe Cocker jun. muss das Feld räumen.
Für alle die es interessiert gibt’s noch einige Infos unter: Denn
die Nebelandschaft hier on Stage gleicht eher einem schottischen Hochmoor
nach verdampfenden Dauerregen. Kruzifix Halleluja, ich habe selten so
geflucht beim Photocall wie beim Slot von Nebula aus Los Angeles. Hier heißt
das Motto wahrscheinlich – dem Namen gerecht werden. Eieiei, einen
Augenblick lang denke ich, jetzt kommt gleich das Gespenst von Canterville
durch die Schwaden geflattert. Und die einzige Band die ihnen in dieser
Beziehung das Wasser reichen kann, bzw. sie sogar noch übertreffen, sind
die Sisters Of Mercy. Wie auch immer, irgendwie gelingt es dann doch noch Eddie
Glass (Guitar/Vocals), der Engländer Tom Davies (Bass/Vocals) & Rob
Oswald (Drums) im Bild fest zu halten. Auch
wenn's mit Sicherheit für manche Leute gewöhnungsbedürftig ist, mir gefällt
ausnehmend gut, was ich da sehe und höre. Und die meisten Monster Magnet
Fans nehmen diesen Support außerordentlich gut an, das ist nicht zu übersehen.
Auch ich bin angenehm von dieser Band überrascht, die ich bis
dato nur vom Namen her kannte. Auf jeden Fall ein Thema, das man sich
merken sollte...
And there they come… und nicht nur ich krieg’ gleich mal ein einmaliges Schockerlebnis...!!! Ach Du verschimmeltes Kanonenrohr, was is’n das!!! Ich fasse es nicht, aber es ist wahr. Dave Wynford ist seine Entziehungskur wohl etwas aus dem Ruder geglitten was die, einstmals so schlanke Silhouette angeht. Andererseits stand es ja bereits so übel um ihn, dass man auch froh sein muss, dass er überhaupt noch bzw. wieder da oben steht, egal in welcher Form auch immer. Kurios ist aber andererseits, dass er trotz seiner neuen Unförmigkeit nichts von seiner, leicht arroganten, Aura verloren hat. Wynford war und ist nach wie vor der dominierende Fokus da oben. Um es klar auszudrücken, er ist Monster Magnet, und sonst niemand auch wenn seine Mitstreiter, wie Gitarrist Ed Mundell und Bassist Jim Baglino durchaus nicht zu verachten sind. Trotzdem merkt man, beim aufmerksamen Beobachten, dass ihn nunmehr gewissen Unsicherheiten plagen. Und sei es nur der Umstand, dass er während der ganzen Show stets darum bemüht ist, dass seine Jacke nach vorne hin mehr oder weniger geschlossen bleibt auch bei der größten Scheinwerfer Hitze. Sein Benehmen dem Publikum gegenüber hat sich ebenfalls gelockert. War es früher hauptsächlich von Arroganz geprägt, so lässt er sich nunmehr sogar hin und wieder zu einem Lächeln herab und ein paar Worten zwischen den Songs. – Wer weiß, vielleicht hat ihn sein Russian Roulette mit der Gesundheit etwas bescheidener werden lassen. Auf alle Fälle spürt man deutlich seine Dankbarkeit für die, immer noch überwältigende, Gegenliebe der Fans, denen sein jetziges Aussehen anscheinend absolut nichts ausmacht. – Und das braucht es auch nicht. Und trotz der Leibesfülle hat er in Windeseile die ausverkaufte Bude voll im Griff und rockt sie nieder mit sämtlichen Gassenhauern, die Monster Magnet zu bieten haben. (siehe Setliste)
Fest
steht, meine Vorfreude auf dieses, und mein insgesamt viertes Monster
Magnet Konzert hat sich voll gelohnt. Und fest steht auch, Dave hat’s
geschafft. Er ist wieder da, egal in welcher Form, aber er bietet uns nach
wie vor großes Kino, auch wenn jenes vielleicht nicht mehr ganz so
beweglich ist wie früher. Hoffen wir auch, dass der heutige Abend
irgendwann eine Fortsetzung hat und dass uns Monster Magnet noch (oder
wieder) lange erhalten bleiben. Eine kleine persönliche Kritik hätte ich
denn letztendlich doch noch anzumerken. Mein Lieblingssong stand dieses
Mal nicht auf der Setliste. Aber es wäre auch blanker Hohn irgendwie,
diesen im Moment zu singen.
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