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Melodic Death Metal... auch wieder so eine neuere Bezeichnung  im Genre, die man, wie auch immer, etwas grenzwertig aufnehmen kann. Aber inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Bands, besonders solche, die aus dem hohen Norden stammen, die sich zu diesem Stil hingezogen fühlen.
Nun ein bisserl was ist sogar dran an der Bezeichnung. So hören sich in meinen Ohren viele jener Death Metal Bands nur wie geräuschuntermaltes Gegrunze an. Vor allem wenn sie mit der sogenannten gutoralen Stimme vorgetragen sind. Aber das gilt nicht für alle und jeden. Und um ehrlich zu sein, würde ich Dark Tranquillity gar nicht mal direkt in diese Kategorie stecken. – Das hier ist knallharter Metal, der aber mit einer deutlich erkennbaren Melodie durchzogen ist. Und vielleicht ist es gerade das, was einen aufhören lässt. – Fakt ist, Dark Tranquillity sind schon fast 20 Jahre im Geschäft und vom Orignal Line up sind nur noch Gitarrist Niklas Sundin und Schlagzeuger Anders Jivarp übrig, sowie Martin Henriksson, der zwischenzeitlich weg war, aber 1998 wieder ins Nest zurück geflogen war. Martin Brändström kam ebenfalls 1998 in die Band, und last but not least ist da noch Sänger Mikael Stanne, der jetzt seit 15 Jahren mit von der Partie ist. Und ganz neu ist Bassist Daniel Antonsson. 
Acht Alben haben Dark Tranquillity im Kasten, davon erschien das jüngste bereits vergangenes Jahr und nannte sich ‚Fiction’. Soviel zum allgemeinen Update.
Augenblicklich befinden wir uns on Tour zusammen mit Fear My Thoughts und Poison Black. Und in dessen Rahmen sind wir auch in München angelangt.

Nun, ehrlich gestanden, mit Fear My Thoughts werde ich nicht wirklich warm.

 

Auch sie frönen der allgemeinen Thematik dieser Art von Heavy Metal, und sie stammen aus heimischen Gefilden. Und zumindest passen sie vorzüglich in dieses Band Paket. Sie sind auch beileibe keine Neulinge am Horizont, denn die Band hat in Vergangenheit bereits etliche Shows zusammen mit Exodus, Caliban, The Haunted etc. absolviert. Deshalb spürt man auch sofort die Routine, die in ihrem Auftritt liegt. Souverän ackern sie sich als Opener durch ihr Programm und preisen natürlich vor allem ihr neues Werk ‚Isolation’ an, selbstredend mit dem Hinweis auf den rückwärtig gelegnenen Mechandise Stand.

Die ca. 400 anwesenden Fans nehmen Fear My Thoughts auch ziemlich gut auf, und ich gehe jede Wette ein, dass sich heute Abend das aktuelle Album bestimmt so einige Male verkauft hat.
http://www.fearmythoughts.com/



Das nächste Gastspiel ist so ziemlich das kürzeste, dass ich jemals erlebt habe live on Stage. – Kein Witz....

Dabei hat über die Hälfte der Fans hier genau auf diese Band, nämlich Poison Black gewartet. Sie treten etwas aus der Reihe mit ihrem Gothic-Wave angehauchtem Sound. Und jedermann hier drin weiß, dass dies die Band von Ex-Sentenced Sänger/Gitarrist Ville Laihiala ist. Eigentlich hatte er im Jahr 2000 Poison Black nur als kleines Nebenprojekt aus der Taufe gehoben. Aber seitdem Sentenced 2005 Geschichte sind, ist Poison Black der Hauptaugenmerk von Laihiala. In diesem Jahr erschien das dritte Album der Band namens ‚A Dead Heavy Day’, und anstatt auf diversen Gothic-Treffen zu spielen, tourt man nun mit Dark Tranquility.
Das zu dem hier, und viel mehr gibt’s auch nicht zu sagen zu der Band. Denn sie kommen, spielen einen Song, beginnen den zweiten, um jenen nach ca. 10 Sekunden abzubrechen und Frontmann Ville sagt: ‚sorry I can’t continue, because my voice is gone’. – Und schwups sind die Brüder verschwunden, und zwar so schnell, dass manch einer hier draußen im Publikum noch gar nicht geschnallt hat, was die Glocke geschlagen hat. Aber dann geht’s los... Stimmen werden laut, volle Bierbecher segeln Richtung Bühne und begießen die Instrumente und Stagehands werden fuchtig. Aber es nutzt alles nichts, Poison Black bleiben verschwunden und die Bühne wird für Dark Tranquility umgestylt. Ich kann dazu nur sagen, der erste Song hat mir gut gefallen, aber eigentlich sollte dieser Herr schon in der Lage sein vor einem Auftritt zu entscheiden, ob seine Stimme ein Set übersteht oder nicht, und nicht erst nach ca. 5 Minuten feststellen, dass aber auch gar nichts mehr geht. Ein paar visuelle Eindrücke konnte ich gerade noch einfangen, aber die sagen leider nichts weiter zur Situation aus. Tja, das war’s dann wohl mit Poison Black...-kurz und schmerzvoll. Und der Nachgeschmack bei den Münchner Fans ist sehr schal.....
http://www.poisonblack.com/



Aber auch wenn der Unmut über den Ausfall der zweiten und vielerwarteten Supportband groß ist, so ist dieser dann doch im Nu wieder verpufft. 

Denn Dark Tranquillity machen ohne Übertreibung dieses Ungemach mindestens dreifach wieder wett. Was mir sofort auffällt, ist die Tatsache, dass die Schweden im Gegensatz zu ihren ziemlich unterkühlt, wirkenden, finnischen Kollegen von Poison Black sehr sympathisch und freundlich rüber kommen. Man merkt sofort, Mikael Stanne und seine Band haben urviel Spaß an dem was sie da fabrizieren. Und wenn sowas generell der Fall ist bei einem Auftritt, dann ist auch die Aura eine ganz andere. Und gespielt wird dann ohnehin noch drei Mal so gut wie sonst.
Nein, langweilig wird es hier keine Sekunde. Und sie schenken sich nichts. Vor allem aber kann man sehr gut die vielen Ecken und Kanten erkennen, die in Dark Tranquillities Musik einstrukturiert sind. Und es gibt sogar, man höre und staune, einige wirklich melodiöse und langsame Momente. Nun ja, soweit man ‚langsam’ auf diese Musik beziehen kann. Viele alte und wenig gespielte Stücke finden diesmal Platz auf der Setliste, gut gemischt und durchgeschüttelt. Und was soll ich sagen....?! Innerhalb von einer halben Stunde denkt keiner mehr an den verpatzten, bzw. nichtstattgefundenen Auftritt von Poison Black, und alle 400 Death Metal Seelen moshen ergeben zu den Rhythmen von Dark Tranquillity. 



Meine Wenigkeit erfreut sich zudem an der Tatsache, dass ich selten so ein fotogenes Individuum vor die Linse bekommen habe, wie Herr Stanne. Und dabei geht’s weniger um die allgemeine Attraktivität, die wahrscheinlich in dem Fall Poison Black noch am ehesten zuzuschreiben ist (Anm.: nur hamma davon nicht viel gehabt) Und was nützt all das, wenn man zudem einen Eisschrank vor sich stehen hat da oben. Mikael Stanne hingegen versprüht eine Aura und Ausstrahlung, das es ein reines Vergnügen ist, ihn mundgerecht  im Bild festzuhalten. Und nicht nur das, es geht auf die Fans ein und verknüpft den zwischenmenschlichen Knoten  von oben nach unten ins Publikum. Man muss diese Band einfach mögen...

Kurz und gut, der Auftritt dieser Truppe ist trotz seiner Härte schieres Vergnügen und Unterhaltung pur. Zugabe gibt’s übrigens keine, meint Mikael... ‚dafür spielen wir einfach ein paar Songs mehr’..... Klar doch, und letztendlich wird dieser Abend doch dank der death metallischen Heiterkeit doch noch zum vollen Erfolg. Und wir bitte alle um baldige Wiederkehr.
http://www.darktranquillity.com