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Das heutige Rock’n’Roll Spektakel steht wieder mal ganz unter dem Motto: „Der Achtziger Jahre Heavy Metal lebt immer noch, wenngleich auch nur noch irgendwo am Rande von Nirvanas Außenbezirken.  Eieieiei, ich würde das Ganze heute Abend eher als eine Trauerenklave für die letzten Verfechter des True Metal bezeichnen. Wenn’s hoch kommt, dann befinden sich hier im guten alten Metropolis, in das immerhin 700 Leute rein passen, gerade mal um die 50 verlorenen Seelen. Und von denen stehen wahrscheinlich wiederum die Hälfte auf der Gästeliste. Also kurz und gut, verdienen tut sich an dieser Veranstaltung bestimmt keiner eine goldene Nase. – Und die teilnehmenden Künstler werden sich zukünftig ebenfalls überlegen, ob sich der Aufwand  noch lohnt, um die  bayerische Landeshauptstadt noch einmal zum reinen und wahren Heavy Metal zu bekehren. – Ich glaube allerdings vielmehr, dass Ross The Boss und Sinner einfach nicht dem aktuellen Zeitgeist entsprechen. Ja logisch sind sie wer in der deutschen True Metal Gemeinde und vor allem im Norden der Republik läuft es garantiert besser als hier. Aber, und das habe ich bereits in einer früheren Review  zu Bedenken gegeben, im Augenblick vollzieht sich so was wie ein Generationenwechsel und der derzeitige Hang zum Pagan,- Punk, - Wave,- Thrash, -und Newmetal überwiegt eindeutig. Ausgenommen von den ganz großen Kultbands, die unantastbar sind.
Und genau zu jenen gehören in gewisser Weise auch Manowar, auch wenn ich sie nach wie vor nicht leiden kann. Weniger wegen ihrer Musik, als wegen ihrer allgemeinen Imagepflege. Fest steht aber auch, dass eine Vergangenheit mit jener Vorzeige-Heavy Metal Band kein Garant dafür ist, dass es mit der Solokarriere ebenso flutscht. Da nützt auch die Tatsache nichts, dass Ross Friedman anno dazumal 1980 zusammen mit Bassist Joey DeMajo Manowar aus der Taufe gehoben hatte und mit dieser Formation 6 Alben einspielte, bevor er den Dienst quittierte. Hätte er vielleicht mal besser nicht machen sollen. Andererseits ist allgemein bekannt, wie man Herrn DeMajo zu nehmen hat. Aber das sei an dieser Stelle mal außen vor gelassen. Aber auch Mr. Ross kann sich trösten. Denn seien wir mal ehrlich, für Manowar funktioniert’s doch auch nur noch in Germany, das zwar äußerst gut im Moment, aber dafür sonst nirgends auf diesem Globus.
Auf alle Fälle, man soll ja nichts unversucht lassen – und wenn man sich’s leisten kann – warum dann eigentlich nicht,... – nach diesem Motto hat Ross 2007 die Manowar Tribute Band ‚Men Of War’ um sich geschart, sie in kurzerhand in die Ross The Boss Band umbenannt und heuer erschien das Album ‚New Metal Leader’. Zugegeben, klingt etwas sehr hochtrabend der Titel der CD. Aber man will schließlich auch neues Selbstbewusstsein zeigen. – Jenes dürfte dann andererseits wieder schnell schrumpfen, wenn man sich die gähnende Leere hier in München ansieht.
 
Der Startschuss fällt mit Gun Barrel aus dem Kölner Raum.


Allerdings fällt der ohne mich, und ich treffe erst nach ca. der Hälfte des Sets ein. Und wenn ich eines spontan zu dieser Band sagen kann, dann ist es der Umstand, dass mir der Sänger so gar nicht gefällt. Irgendwie passt hier alles nicht so richtig zusammen, sei es die Harmonie zwischen den einzelnen Musikern oder eben der Gesang selbst. Später lasse ich mir sagen, dass dieser Frontmann relativ neu ist. Also schiebe ich den Missstand mal einfach auf die Tatsache, dass die Brüder noch nicht wirklich aufeinander eingespielt sind mit dem neuen Mann, der seine Texte noch am Boden vor sich, abliest. Die Setliste bleibt als Opener selbstredend kurz und schmerzlos. Und Gun Barrels einfach gestrickter treudeutscher Hardrock findet auch bei den wenigen Schäflein hier nur bedingt Gefallen. Aber wie sagt man so schön: Übung macht den Meister. Und vielleicht ändert sich die Atmosphäre innerhalb der Band ja noch, wenn man erst mal so richtig aufeinander eingestimmt ist. Ich drücke also ein Auge zu und belasse es bei diesen Argumenten.
http://www.gunbarrel.de



Sinner gehen als Double Headliner auf die Bühne mit gleich langer Spielzeit wie anschließend Ross The Boss.

Ich nehme mal an, zu der Band brauche ich Euch nicht mehr viel zu sagen. Matt Sinner gehört ja hier in Deutschland auch schon zu den sogenannten Urgesteinen im Genre. Obgleich dieser Tatsache, hat er sich noch beachtlich gut gehalten, muss man neidlos anerkennen. Und er ist ein Profi in jeder Beziehung,  egal ob das auf die Vermarktung seiner beiden Projekte - Sinner und Primal Fear oder auf seine eigene Person zutrifft.

Und mit zwei hyperaktiven Gitarristen an seiner Seite bringt er sogar in diese karg bestückte Hütte so etwas wie Stimmung rein. Matt fordert auch die faulsten Barhocker im Hintergrund auf, doch mal ihren Allerwertesten nach vorne zu bewegen und den  Hüftknochen in Bewegung zu setzen, damit in die verschlafene Traumlandschaft endlich mal etwas Schwung rein kommt. Tut es denn auch, und ca. 30 oder 40 Freaks feiern die Party mit, eine Party die unter dem Motto ‚Ladies Night’ steht inklusive Bar und coole Drinks. Einige wenige hübsche Grazien haben wir dann tatsächlich auch hier, sogar eine Dame extra aus Österreich angereist, und die werden denn auch umgehend on Stage gebeten, um das Allgemein Ambiente zu verschönern. 


ach nein.. wen hamma denn da mit dabei ?? :-)))))

Musikalisch werden keine Wünsche offen gelassen, ‚Crash & Burn’ ist der Slogan und Meister Leim zeigt uns die neuesten  Variationen im Aerobic Turnen.


Live in München

Nein man kann sich mitnichten beklagen. Sinner bieten uns hier eine solide Heavy Metal Show mit Witz und Humor gewürzt, und der Rebel Yell wird ordentlich abgefeiert. Zeitgeist hin oder her, it’s only Rock’n’Roll
also  1 : 0 für Sinner.
http://sinner.rocks.de/



Ross The Boss, die dann schließlich und endlich das Schlussbild dieses Dreier Reigens bilden, vermögen mit dem Tempo, das Sinner vorgegeben haben, nicht mitzuhalten.

Zwar verfügt die Band über einen brillanten Frontshouter namens Patrick Fuchs und eben einen Ex-Manowar Gitarristen (Anm. ja ja, lang ist’s her) Aber das macht noch lange keine abgerundete Sache. Irgendwie fehlt mir bei dieser Performance einfach der Pfeffer in der Chillisuppe. Spargeltarzan Bassist Carsten Kettenring  sorgt zumindest mit seinen etwas eigenartigen Verrenkungen für ein gewisses Rand Amusement. Aber dafür wirkt Ross The Boss selbst,  viel zu verhalten.


Bis auf 2 Songs wird das neue Album ‚New Metal Leader’ durch geackert. Und mit ‚Hail To England’ und ‚Thor’ wird auch noch frühere Manowar Tagen gedacht. Eines muss ich Ross Friedman hoch anrechnen. Er versucht in keinster Weise auch nur im Geringsten an Manowar anzulehnen, weder musikalisch noch Image-technisch. Gut so, denn das macht ihn gleich um Längen sympathischer. Aber nichts desto trotz, irgendwie fehlt der Show von Ross The Boss jenes gewisse Etwas, das Sinner zuvor um Längen abwechslungsreicher und unterhaltsamer gemacht hat. Eventuell sollte man zukünftig die Rollen vertauschen und Sinner nach Ross The Boss auftreten lassen. Dann fällt dieses Manko vielleicht weniger auf.


live in München

http://www.ross-the-boss.com/ 


Alles in allem aber muss man auch dazu sagen, es nutzt alles miteinander nichts, wenn keine Konsumenten vorhanden sind, welche die Schose mit Hilfe von Anfeuerungsrufen etwas mehr in die Gänge bringen würden.  
Der Familienabend geht seinem Ende zu, und ich verlasse vorzeitig das Geschehen. Denn nach insgesamt 5 Konzerten in Folge hat mich dieser dritte Act hier nun nicht unbedingt aufwachen und in höhere Sphären springen lassen. Vor allem wenn nach einem wirklich schwungvollen Intermezzo von Sinner hinterher eine, so gefühlte, Schlaftablette aufgeigt.