401


.... und viele von Euch fragen sich jetzt sicherlich, wer zum Geier ist das denn nun wieder?! Aber das ist schnell erklärt. Aviv Geffen ist Israels größter Pop-Rockstar und Jugendidol, und spielt dort in Arenen mit 20.000 + Zuschauern. Er übt sich in sanfter Revolution in seinen Songs, die einerseits schwermütig, verzweifelt und dann doch wieder voller Hoffnung sind, einer Hoffnung, dass doch noch irgendwann alles gut werden würde in seinem Land.
Als Sohn des Dichters Jonatan Geffen engagiert sich Aviv mit ganzem Herzen für den Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten. Er ist mit ganzem Herzen Israeli und Patriot, aber gleichzeitig gegen jede Waffengewalt. Deshalb hat er auch den Wehrdienst verweigert. Am 4. November 1995 trat er vor tausenden von Menschen auf der Friedenskundgebung in Tel Aviv auf, bei der Jitzchak Rabin nach seiner Rede für den Frieden ermordet wurde. Geffen stand damals nur wenige Meter vom Geschehen entfernt und bezeichnet den Augenblick des Attentats als "dramatischsten Moment seines Lebens", jene Sekunde, die ihn zum Friedensaktivist werden ließ. Zu erwähnen wäre noch, dass sein Großonkel ein gewisser Moshe Dajan war.
Fakt ist auch, dass Aviv zu Hause in Tel Aviv mindestens 3-4 Morddrohungen pro Woche bekommt und ohne Bodyguard sein Haus nicht mehr verlassen kann. 

Mit seinen 35 Jahren hat Aviv bereits 14 Alben in hebräisch veröffentlicht. Jetzt erscheint seine erste CD in englisch auch bei uns.  Er propagandiert die gleichgeschlechtliche Liebe und schreit hinaus: „we’re the fucked up generation“. Grund genug, sich nun auch in Europa einen Namen zu machen, auch wenn er hier noch mit wesentlich kleineren Brötchen backen muss und lediglich Clubs füllt. Aber er und seine Band sind nicht allein, denn kein geringerer als Steven Wilson (Purcupine Tree) hilft ihm dabei. Mit jenem hatte Aviv 2004 das Projekt Blackfield aus dem Boden gestampft und bislang 2 Alben und 1 Live CD auf den Markt geworfen und erste internationale Erfahrungen gemacht.

Und jetzt haben wir Aviv Geffen und Steven Wilson hier in München im Ampere Club, und der ist mit, schätzungsweise 200 Insidern, Blackfield und Porcupine Tree Fans mehr als sehr gut gefüllt. Und es gibt zudem Gratis T-Shirts, CDs und Poster, alles zum Null Tarif...

Support kommt kurzfristig von der neuen Münchner Formation Kintopp.

Kintopp das sind Martin (ehemals bei d. lokalen Gruppe Campus tätig) an der Gitarre, Arne (Voc) und Jakob (Drums), wobei letzterer gesundheitsbedingt verhindert ist. Also degradiert das Ganze zu einer Duo-Akustik-Performance von Martin und Arne, die aber deshalb nicht zu vernachlässigen ist. Ruhige und sehr melodiöse Stücke kommen hier zum Ausdruck, die aber mitnichten langweilen. Es ist diese Art von Musik, bei der man gemütlich zurückgelehnt, zuhören könnte, so wie ein Bach, der durch eine sonnige Frühlingslandschaft plätschert, deren Anblick man mit tiefem Durchatmen genießt. Leider ist die Show Time arg beschränkt auf nicht einmal 30 Minuten. Und der Zauber ist schneller wieder vorbei, als das er angefangen hat. Nun sei’s drum. Abzuwarten ist, was wir in Zukunft noch von Kintopp hören und sehen. 


clips live in München
Leider hielt sich hierbei die Aufmerksamkeit des Publikums noch etwas in Grenzen, was an den
unüberhörbaren, und etwas störenden Hintergrundgeräuschen deutlich wird.

Alle Infos gibt’s unter:
http://www.myspace.com/KINTOPP




Und dann betritt Aviv Geffen die Bühne, stark geschminkt, dunkel und geheimnisvoll.

Er wirkt visuell irgendwie wie eine Mixtur zwischen Marylin Manson, Prince und David Bowie. Das hat übrigens schon ein anderer Kritiker früher einmal gemeint. Und er hat damit vollkommen recht. Ein androgyn wirkender Mann, der aber, ums gleich auf den Punkt zu bringen, keineswegs homosexuell ist, wie er selbst immer wieder betont, auch wenn er sich, wie schon oben erwähnt, für dieses Thema einsetzt. Seine Band stammt ebenfalls aus Israel, .....

bis auf eben Steven Wilson, der wie immer barfuss die Bühne betritt. Jener wirkt mit seinen 40 Jahren immer noch wie knapp über 20, und er fühlt sich auch so, wie er vor der Show im Interview betont hat. Eher ungewöhnlich ist es, ihn in diesem kleinen Rahmen da oben spielen zu sehen. Denn für gewöhnlich tritt Steven mit seiner Band Porcupine Tree vor mindestens 2.000 Fans und mehr, bei uns in Deutschland auf.

Natürlich ist es heute in erster Linie Avivs Show, die hier genossen werden soll. Und man merkt sofort, dass er mit voller Seele bei der Sache ist. Er windet sich, flüstert, singt sanft und brüllt dann wieder verzweifelt seine Gedanken und Botschaften hinaus. Dabei begleitet er sich selbst an der Gitarre, aber auch am Keyboard, oder er singt nur solo.


Wobei er sich bei letzterem mit Steven Wilson abwechselt. Jener wiederum beweist einmal mehr, was für ein superber Gitarrist er doch ist. Die beiden Egos harmonieren fast schon 100 Prozent perfekt miteinander und füreinander. Aviv hat definitiv eine Botschaft, die er mit dem Friedenszeichen, sei es um den Hals als auch auf dem Gitarrenriemen, unterstreicht. Aber er versteht es trotzdem gekonnt, den Unterhaltungsfaktor nicht zu kurz kommen zu lassen. Er reißt sich das T-Shirt vom Leib und springt auf die Box, um von dort, um so eindringlicher seine Musik an den Mann/Frau zu bringen. 
Die Setliste zeigt übrigens, dass sich nur das halbe Programm aus seiner neuen CD zusammen setzt. Die andere Hälfte besteht aus Blackfield Songs.


* gekennzeichnete tracks sind Blackfield Songs

Wobei mich vor allem der Song ‚End Of the World’ und dessen Performance sehr beeindruckt, genauso wie diese verzweifelt-zornige Selbstanschuldigung bzgl. der Fucked up Generation. Es ist ein wirklich mitreißendes Gastspiel, das die Aviv Geffen Band hier bietet und das ca. 75  Minuten dauert, inklusive einer Zugabe. Fakt ist jedenfalls, dass es sich hierbei um eines jener Konzerte handelt, wo man nicht genug kriegen könnte und sich immer noch einen, und noch einen und noch einen Song mehr wünscht.


'The One'


'End Of The World'

Und Aviv Geffen ist eine Persönlichkeit, die einen definitiv fasziniert, sei es durch sein Aussehen, seine Aura oder sein Auftritt. Aber.... und das ist deutlich spürbar hier drinnen beim Publikum, bei all diesen positiven Aspekten, die den israelischen Superstar umgeben, so gibt es dennoch eine winzige Nebensächlichkeit die zwingend gesagt werden muss. Der eigentliche Held dieses Abends..... und da gibt’s keine Diskussion... Das ist ganz bescheiden im Hintergrund – Steven Wilson. Kein weiterer Kommentar....
http://www.myspace.com/avivgeffen

Foto anklicken  & dann aufs weitere Foto klicken