402



... und wird die Welt auch noch so alt, der Mensch er bleibt ein Kind. Zerpflückt sein Spielzeug mit Gewalt, wie eben Kinder sind. Ist alles erst in klein zerhackt und nichts mehr zu verderben, dann sucht er wieder neubeglückt, und spielt dann mit den Scherben.......

So und nicht anders is’ es, wenngleich auch in immer anders schillernden Fassetten. Ums einfacher auseinander zu dividieren und verständlich zu machen... Grave Digger gehören zu den dienstältesten, deutschen Heavy Metal – Haus und Hof Kapellen und feiern im nächsten Jahr  ihr 30jähriges Jubiläum. Heissa, wie die Zeit vergeht, kann man da nur juchzen...und irgendwie doch viel zu schnell, möchte man meinen. Aber der Wecker ist musikalisch mitnichten stehen geblieben mit tonnenweise Spielz.... äh sorry, Musik, die die Rheinländer im Laufe der Dekaden so kreiert und eben zerpflückt und sich immer wieder neu erfunden haben. Dies bitte aber, ohne jemals ihrer Linie untreu geworden zu sein. Allerdings sind die, im obigen Sprichwort erwähnten, Scherben in dem Fall keineswegs als negativ zu bewerten. Nennen wir es eher Erfahrungswerte die immer wieder aufs Neue verzockt werden, um daraus den roten Faden stilistisch, aber dennoch anders, zu verlängern und weiter zu spinnen. Eine der letzten gestrickten Maschen nennt sich ‚Pray’ und erschien im vergangenen Herbst. Aber Betschwestern sind wir deshalb noch lange keine. Im Gegenteil, es scheint eher, als ob Ober-Buddelmeister Boltenthal sowas wie einen Jungbrunnen gepachtet hat und lediglich ein dezenter Silberschimmer auf seinem Haupthaar davon zeugt, dass er keine 21 mehr ist. 
Aber was soll’s, solange die Motorik, die Fitness, und  vor allem die innere Einstellung stimmt, simma nach wie vor 25 und spielen von Monopoli bis zum Gesangstroubadur in hohem F bis zum tiefen C solange, bis...... nun bis eben wieder ein paar, durch den Fleischwolf gedrehte, Kleinteile wieder  aufgebaut und in exotischer Vielfalt neu kreiert werden können. 

Eine sich immer wiederholende Frischzellenkur nennt man so was. Und jawohl, was die Rolling Stones können, können wir noch lange in Bezug auf altersbedingtes De Ja Vu. Aber ich würd’ mal sagen, in ca. 15 Jahren reden wir dann noch mal über das Ganze. Galgenfrist nennt man so was.... Aber halt, - ob das jetzt auch nur irgendwas mit dem neuen Album ‚Ballads Of A Hangman’ zu tun hat, bezweifle ich mal.
Und wie sagt man so schön.... wir sind here and now and right there.... fühlen uns pudelwohl und sind hervorragend gelaunt, und mehr interessiert uns im Augenblick nicht mal einen nasskalten Wüstenfloh…..

Zugegeben, ich bin wieder mal etwas zu spät dran, da ich vor diesem Event noch mal eben schnell zum Mond geflogen bin (hier). Na ja ganz so weit war’s vielleicht nicht, aber doch weit genug, um die 1. Supportband ‚Taletellers und das halbe Set der 2ten Supportband ‚Alestorm’ zu vergoogeln.

Aber es reicht, um von den schottischen Nessi Abkömmlingen noch einen wagen Eindruck zu erhaschen. Um genau zu sein, sind die Youngsters weniger in den Highlands von Loch Ness beheimatet, als vielmehr in der hübschen, kleinen Hafenstadt Perth, von wo aus sie mit aller Vehemenz versuchen, als Piraten der Kari.... Schmarrn, - der Nordsee, ihren Schlachtruf zu verteidigen. Und jener nennt sich passend dazu: ‚True Scottish Pirate Metal’.
Captain Hook lässt grüßen, und Peter Pan, der eigentlich auf den Namen Christopher Bowes hört, gibt ihm Paroli mit kraftvollem Tastenschlag auf dem Umhäng-Keyboard und seiner geschmetterten Jolly Roger Botschaft. Ihm zur Seite stehen noch Ian Wilson an der großen Trommel, Tim Shaw am Bass, und Dani Evans hält den Leadgitarren-Schild. (Anm: und keiner hat ein ‚Mac’ in seinem Conterfei oder trägt gar einen Schottenrock) Klischees bleiben eben doch Klischees. ‚Captain Morgan’s Revenge’ heißt das erste volle Album des Vierers, das sie auf diesem Beutezug durch deutsche Lande vorstellen. Und irgendwie schließt sich hier wieder der Kreis von wegen Pirates of the Caribean, denn, obwohl Henry Morgan tatsächlich ein britischer Freibeuter war, wenngleich auch nicht aus Schottland, sondern aus dem schönen Wales, so lebte, wirkte und starb er letztendlich im 17 Jhd. Auf Jamaika ... 

Unsere schottischen Freibeuter von Alestorm hier haben ihm jedenfalls ihr Erstlingswerk gewidmet. Und die folkloristischen Einflüsse (Highlander Art) lassen sich keinesfalls überhören. Mit viel Säbelgerassel wird die Front in der Backstage Halle geentert und, was soll ich sagen? – auch umgehend erobert. Eine musikalische Kanonenkugel schießt die nächste ab, ohne dabei an Speed zu verlieren, und sämtliche Matrosen und Smutjes im Münchner Heavy Metal Publikum schälen sich aus ihrer Kutten-Kartoffelhaut und frittieren sich gegenseitig zu Erdäpfelpüree. Sehr schön, so soll’s sein. Und was besseres als so eine Kaperung der Backstage Frigatte, wie grade eben, kann sich Captain Blei und seine Bounty- Alestorm Crew gar nimmer wünschen. Respekt, die Schlacht ist in 45 Minuten durchaus gewonnen, und Jolly Roger hisst wieder die Segel zur Weiterfahrt. Ich für meinen Teil, könnte mir gut vorstellen, dass wir in absehbarer Zeit noch mehr von unseren schottischen Metal Freibeutern zu hören bekommen. Ahoi und wohl bekomm’s.....


Alestorm live in München

http://www.alestorm.net



Tja, und im krassen Gegesatz zur gerade absolvierten Jungspund-Generation, humpeln jetzt unsere Golden Gir... äh... Gravediggerlis auf die Bretter und legen los zum kraftvollen Seniorenkränzchen der junggebliebenen Mitvierziger, die sich, wie schon eingangs beschrieben, noch als sehr rüstig und agil outten. Der dritte Frühling ist eben erst angebrochen...

Und deshalb nehme ich auch umgehend die Humpel-Motorik wieder zurück. Hier ist nämlich offensichtlich noch kein Melissengeist, Biovital, Granufink oder Viagra von Nöten. (Anm. wozu mir bei letzteren beiden die Kenntnis fehlt :-)) Man kann ja schließlich nicht in alles, äh jeden hinein schauen. Aber abgesehen davon, fehlt es an rein gar keinem Zacken in der Krone. Wir geben uns jugendlich agil und bewegen uns da oben so cool, schwungvoll und voller Hingabe, als ob man eben mal schnell von Kölle zu Fuß nach Minga gewackelt wäre und das ganz ohne Krückstock oder Gehwagen. Alle Achtung meine sehr verehrten Herrschaften, da bleibt der Kamillentee in der Schublade, und die Hangman Philosophie lässt das Gebiss klappern, und wie!!!! Aber wen wunderts bei soviel grazil-zierlicher Figürlichkeit, - was Manni??!!! Übrigens, der Gentleman mit dem schönsten Vornamen, den die deutsche Sprache zu bieten hat... so gibt Ober-Golden-Boy Chris Boltenthal jedenfalls zu bedenken. 


Alle Clips live in München

It’s Showtime für jung gebliebene Leistungssportler, Schwanenseetänzer, Rheumatiker und Rollstuhlfahrer hier im Metal-Mausoleum. Oh Verzeihung, der Metal Nachwuchs sei natürlich auch erwähnt . Denn bei Gravediggers herzlich, musikalischem Blumenstrauß vergisst so ziemlich jeder Regenwurm hier sein persönliches Gebrechen und ist, bzw. wird wieder zu Tarzan, Jane - und Superman. Der sogenannte True Metal (Anm. ich lehne diesen Begriff immer noch ab, also nennen wir es:  Kaiserjäger Marschmusik für Headbanger), streut uns Calgon ins verkalkte Trommelfell und sorgt dank Citrussäure für mehr Schmierkraft in den morschen Sprunggelenken. Und da Saures bekanntlich lustig macht, schließt sich der Kreis der Kettenreaktion zu einem kräftigen Aloha vom Zentralfriedhof, dessen Umfang an wohnlichen Grabstätten noch endlos weitere Möglichkeit zum umpflügen bietet. 




Die Silent Revolution ruft zum last Supper auf, (Lätzchen bitte nicht vergessen)  und in der Valhalla wird mit dem Excalibur gerasselt. (mit Vorsicht aufs künstliche Hüftgelenk, versteht sich)  Die Rebellion des Reapers predigt, dass es noch lange zu keinem Heavy Metal Breakdown kommt, auf Grund von Alzheimer, Parkinson, Gicht oder anderweitiger jugendlicher Ignoranz . Einziges Manko, sind die, auf der, deutlich – ohne Lupe – lesbaren, 19 Gebote Liste, angegebenen Pyros, deren Nichtpräsenz zur größten Wahrscheinlichkeit wieder mal der Entscheidung unserer örtlichen Authoritäten zuzuschreiben sind.


'Silent Revolution'

Abgesehen davon hat sich die Basstrommel mit den Snares verschworen, was den sonst üblichen  Kaffeeklatsch mit Schwarzwälder Kirsch-Schuss  betrifft, ganz nach dem Rezept von Onkel Stefan.(Anm: wo warst Du eigentlich dann später?) Aber dies wird großzügig übersehen, denn unsere Golden Boys des Heavy Metals, samt Silberlocke, Balu, Klein Adlerauge, Long John und nicht zu vergessen das sechste neue Gummirad am Rock’n’Roll Rolls Royce,  gravediggern auch so bis, fast zum Fieber messen. Und die Ofenbank ist in null-Komma-gar-nichts - so heiß, dass man weiß Gott keine Wärmflasche mehr benötigt.


'Last Supper'

Das war’s wieder mit der (fast) alljährlichen Schmusestunde für die, schätzungsweise 350 bayrischen Nostalgiker fröhlicher Hardrock Arien in unserer guten Stube hier. Und jetzt verkrümeln wir uns ganz schnell ins Heiabettchen,  denn wie allseits bekannt ist, benötigen gerade rüstige Senioren besonders viel Schönheitsschlaf, damit sie auch für die nächsten 15 Jahren so fit, fidel und quietschlebendig bleiben wie eben grade jetzt, und sich weiterhin so mancher jugendliche Grünschnabel eine Beinprothese absägen kann. Hochprozentiges Schmieröl miteinbegriffen..... Prost!
http://www.grave-digger-clan.com 

PS: und im Diary sind noch einige - kurz vor dem zu Bett-gehen - Schnappschüsse anzuschauen.   
     


'Rebellion'