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Eieiei, wär hätte das gedacht... Unser deutscher Vorzeige-Hardrock Gitarrist wird nächstes Jahr ein halbes Jahrhundert alt. Er beklagt seinen (unsichtbaren) Bauchansatz und ein oder zwei Knitterfältchen im Gesicht und die Tatsache, dass man halt nicht mehr so viel verträgt wie anno dazumal. Nun, solange er das nur unter vorgehaltener Hand dem einen oder anderen Insider im Garderoben-Bereich erzählt, dürfte das keine weiteren Auswirkungen mit sich bringen. Denn nach außen hin, kann man von all diesen Umständen aber auch so rein gar nichts erkennen. Im Gegenteil, es scheint eher so, als ob bei ihm in gewisser Art und Weise die Zeit stehen geblieben wäre. Denn so oft wie ich Herrn Pell jetzt schon gesehen habe im Laufe der Jahrzehnte, so wenig hat er sich verändert. Und das trifft nicht nur auf Äußerlichkeiten zu, sondern auch auf die allgemeine Aura, Bewegungsphilosophie und technische Spielweise. Was letzteres betrifft, lässt Meister Blackmore entfernt grüßen, wenngleich auch nur andeutungsweise. Und wann immer unser heimischer Sechs Saiten Wizard zum Appell bläst, kommen zum Großteil genau jene Apostel und Jünger, die schon das letzte Mal und das vorletzte Mal und vor 15 Jahren aufgelaufen sind. Der Rest sind junge Kids, die eben erst dabei sind, die Pell’sche Heavy Metal Muse für sich zu entdecken. Und mit ca. 800 Seelen ist unser Backstage Werk hier in München auch sichtlich proper besucht. Die Vorhut zur 150sten Gebetsstrophe von Axel Rudi Pell machen ‚Mad Max’, bzw. Michael Voss und Band. Denn im Prinzip ist Michael Voss – Mad
Max, und Mad Max ist Michael Voss. Der Rest vom Schützenfest... nun ja,
den braucht man halt, um die Umstände in die Tat umzusetzen, was bitte
aber jetzt nicht herabsetzend gemeint ist. Als erstes fällt mir zu dem
Thema ein... – lange nicht mehr da gewesen in München. Ich glaube,
das letzte Mal war am 10. Mai 2006, als man zusammen mit Paganini-(ohne
Sänger) und Jaded Heart in der kleinen Elserhalle aufgegeigt hatte. Eines muss man Voss lassen. Er ist ein hervorragender Musiker. Da besteht absolut kein Zweifel. Aber.... und jetzt kommts.... Virtuosität hin oder her, so ist es doch zum großen Teil der Vibe, die Seele, bzw. einfach nur der Pfeffer im A.... der mir hier vor allem zu Beginn des Sets etwas abgeht. Musikalisch sind wir in den Achtzigern geblieben, irgendwo zwischen 1985 und 1988, würde ich mal sagen. Aber wollen wir mal nicht so kleinlich sein. Denn so hat doch Voss seine Wurzeln just in jener Zeit mit seinen diversen Projekten zu düngen begonnen.
Gott sei Dank wacht Dornröschen im Verlauf der heutigen Märchenstunde dann doch noch auf, wachgeküsst vom eigenen Adrenalinstoß. Und so finden sich denn doch noch last but not least einige Knallerbsen in der Setliste, die unsere Münchner Schlafmützen im Publikum ein wenig wach rütteln, inklusive eines Covers von Sweets ‚Fox On The Run’, extra autorisiert von Andy Scott himself, wie der Cheffe betont. Das Ganze wird durch etwas visuellen Glanz und Gloria unterstrichen.
Und der Hut steht ihm hervorragend. Wobei Pells großer Vorteil bei der
Sache, die Stimme von Johnny Gioeli darstellt, die nun mal so gar nicht
treu deutsch klingt (Anm. außer wenn er Scheiße sagtJ)))
Aber kein Wunder, so stammt doch dieses gesangliche Wunderkind aus
Brooklyn New York, und wirkt mit seinen 42 Jahren gerade mal wie ein 25jähriger
Lausbub, vor allem jetzt, nachdem er vor einigen Jahren, seine lange Mähne
gegen einen flotten Kurzhaarschnitt eingetauscht hatte. Aber nicht nur
das, der Burschi hat auch eine ganz schön vorlaute Klappe. Steht ihm
aber gut, muss man sagen. Und ich meine, solange er zwitschert wie
Caruso zu seinen besten Zeiten, sei ihm jede weitere Schandtat mit Stoßgebet
verziehen. Abgesehen von Johnny Boy, wären da noch Bassist Volker Krawczak, der als einziger, den Grand Meistro seit der Gründerzeit begleitet. Zur linken vom Publikum aus gesehen, liebkost Ferdy Doernberg sein Keyboard und beweist zudem, dass Glatze durchaus Metal kompatibel und sehr sexy sein kann J))) Last but not least sorgt Hulk Hogan – besser bekannt als Mike – the Animal – Terrana hinter seinem Schlagzeug Monstrum für den passenden Kraftakt und den nötigen Drive, der die Kurbel am rotieren hält. Und nicht zu vergessen ist des Meisters grazil-individuelles Gitarren-Intermezzo, das sich zwar deutlich, aber dennoch dezent hervorhebt. Nun, nennen wir’s mal so, Pell ist kein
Malmsteen, wenn Ihr versteht was ich meine. Und das ist auch gut so. Er
übt sich vielmehr in vornehmer Zurückhaltung und tritt nur sporadisch
in den Vordergrund, sofern es seine Soli erfordern. Die ‚Tales of A
Crown’ werden mit Herzblut und Hingabe erzählt, aber auch Mystica und
andere Klassiker (siehe die 15 Suren des heutigen Show-Katalogs) kommen
zum Zuge, inklusive des üblichen Akustiksets, welches einmal mehr die
individuellen Talente hervorkehren soll. Tut es auch, und das in einer Länge,
die, wie soll ich es nennen, genau die goldene Mitte trifft, - nicht zu
lang und auch nicht zu kurz. Dies trifft übrigens auch für Axel Rudi
Pells sämtliche Gitarrensoli während des Rests der Vorstellung zu.
Und so entwickelt sich der ganze Zauber
zu einer abwechslungsreichen Rock’n’Roll Show, die sich dem
internationalen Standard durchaus anpasst. Aber auch hier gilt, wenn
auch nicht ganz so krass, dass der traditionelle klassische Hardrock und
Heavy Metal nur eine Randgruppe im Genre darstellt, ausgenommen sind
lediglich Interpreten mit Kultstatus. – Und letzteren genießt Axel
Rudi Pell allenfalls in Good Old Germany. Auf Grund dieser Tatsache sind
wir auch mit den ca. 800 Besuchern hier in München mehr als gut
bedient. Und es lässt sich zumindest feststellen, dass es seit dem
letzten Einstand im September 2006 eine deutliche Steigerung diesbezüglich
gab - gibt. Ich würde es mal so nennen: auf Grund der soliden Basis auf
der sich Pell und seine Kollegen seit Jahren befinden, sollte man die
Hoffnung auf den ganz großen internationalen Wurf nie aufgeben, auch
wenn mit der Zeit noch zwei oder drei kleine Wohlstandspölsterchen an
den Hüften und eine Mimikfurche mehr dazu kommen, gelle Axel?! Die
machen dann doch erst recht interessant, - von wegen Erfahrung, Weisheit
und graue Eminenz und dergleichen. Well, - noch simma blond mit
jugendlicher Ausstrahlung, Elan und Power. Und wenn’s weiter so
bleibt... dann kann ja eigentlich nix mehr schief gehen. Hals und
Beinbruch und einen dreifachen Rittberger, mehr bleibt nicht zu wünschen
übrig..... Prost!
Einige Aftershow Schnappschüsse sind im Diary
zu finden..... |