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Heilandsakra, seit heute weiß ich, - das kann ich auch… Ich meine, in einer Band spielen. Warum, - dazu komme ich später.
Und schon wieder hamma eine ganze Menge Finnen, die hier in München anscheinend grad auf Invasionskurs sind. Meine Herren, einen schöner wie den anderen. Und einen härter wie den anderen. Mit den Children  Of Bodom, die ich bislang lediglich als Supportact von Slayer, Slipknot und dergleichen erleben durfte, erreichen wir hier einen weiteren Höhepunkt was den Young Generation Heavy Metal, wie ich ihn zu nennen pflege , erreicht. Den meisten Met’lern (wie unser Moser von der Rockantenne in Tuff Stuff seine Zunft stets bezeichnet) kennen diese Band schon seit längerem. So haben sie doch bereits 1993 ihre Fühler ausgestreckt, wenngleich auch damals noch unter anderem Namen. Vom Original Line up sind nur noch Sänger Alexi Laiho und Drummer Jaska W. Raatikainen übrig geblieben. Aber Alexi war und ist ohnehin der Mentor, die Seele und der Motor dieser Maschinerie. Mit ihm steht und fällt alles. Übrigens, ob Ihr mir das jetzt glaubt oder nicht, aber so oft Alexi das nette Wort ‚fuck’ auf der Bühne benutzt, und das ist in jeder Ansage mindestens zwei bis drei Mal der Fall, so sehr ingorniert er es in Interviews. Bei unserem ca. halbstündigen Gespräch vor der Show, fiel dieses vier Buchstabenwort jedenfalls kein einziges Mal...  Aber gut da oben auf der Bühne gilt es wahrscheinlich ein Image zu wahren, vermute ich.

Fakt ist, die Children of Bodom haben sich mit ihren bislang sechs veröffentlichten Longplayern, drei Best of’s...und Livescheiben, neun Singles/Eps und drei DVD’s mehr als nur etabliert im Genre. Das beweisen allein schon die etlichen Gold- und sogar Platinauszeichnungen. Mit einer Headliner Tour war Alexi und seine Kumpels zwar schon zwei Mal in Germany. Aber er war sich auch nie zu schade, in die Rolle des Opening Acts für andere namhafte Künstler zu schlüpfen. Denn letztendlich bringt ihm das nur weitere Bonuspunkte und einen immer größer werdenden Bekanntheitsgrad.
Augenblicklich befinden wir uns erneut auf Headliner Tour und füllen heute unser Backstage Werk mit satten 1.000 Fans. Im Schlepptau – Diablo und Cannibal Corpse.

Und weil’s so schön ist, macht den Anfang ein weiterer Vertreter aus Suomi im hohen Norden. Und das sind eben genannte Diablo.

Jene haben nicht viel später als der Headliner ihre Sporen ausgefahren und weisen, mit dem, im letzten Jahr, erschienen Album ‚Icarus’ auch schon ihr fünftes Teil vor. Nur mit dem Bekanntheitsgrad und den Auszeichnungen hapert es noch ein wenig.  Diablo das sind Sänger Rainer Nygård, Gitarrist Marko „Kuula“ Utriainen, Schlagzeuger Heikki Malmberg und Bassist Aadolf Virtanen. Letzterer ist der Einzige, der es seit der Bandgründung bis heute ausgehalten hat. Diese Teufelstruppe hat sich dem sogenannten Bay Aria Thrashmetal verschrieben und bezieht ihre Einflüsse aus Metallica, Testament und Slayer. Und das ist stellen weise auch nicht zu überhören. Übrigens, jedes Album von Diablo enthält einen selbstgeschriebenen Song, dessen Titel von einem Coroner-Lied übernommen wurde. Auf diese Art und Weise zollt die Band ihren großen Vorbildern Tribut. Eine weitere Tradition ist das Abdrucken des Chuck Schuldiner-Zitats „Let the metal flow“ in den Booklets der Diabloalben.


Alle  Clips  live in München

Sämtliche Musik und Texte werden von den Gitarristen Rainer Nygård und Marko Utriainen geschrieben. Und ich muss gestehen, diese Band ist gar nicht so ohne. Die beiden eben genannten Namen gehören zu, tatsächlich hervorragenden, Instrumentalisten, die sich gegenseitig nichts schenken. Und Sänger Rainer unterstreicht das mit seinem kraftvollem Organ. Lediglich die Bewegung da oben ist etwas statisch, was allerdings für mich als Fotograf eher von Vorteil ist. Nun gut, 30 Minuten sind leider nur allzu schnell um, und schon ist der Zauber wieder vorbei. Und es muss Platz gemacht werden für die Nummer Zwei in dem Reigen all dieser Gute Laune Bands. (Setliste war leider keine zu ergattern)
http://www.diabloperkele.com/



Ach nein, wen hamma denn da????  Alte Bekannte, bei denen ich mir schon anno 1990 in London vor lauter Unverständnis an der Sache, die Hauptschlagader malträtiert habe, um was es denn eigentlich bei Cannibal Corpse geht.

Ja, aber hallo, da rupfen sich die Hühner, und Opa entsteigt der Familiengruft, um zu eruieren, was es mit dem fröhlich-lockeren  Gezwitscher dieser Gentlemen aus Buffalo auf sich hat. Gott sei Dank wusste ich im Vorfeld, was da auf mich zukommt, dank einstiger Erfahrungswerte. Und so versuche ich die Tanzmusikkapelle mit, wie soll ich sagen, Humor zu nehmen. Vom einstigen Original Line up ist ohnehin nur noch Bassist Alex Webster und Drummer  Paul Mazurkiewicz mit von der Partie. Der Rest wurde im Laufe der Zeit erneuert. Was die Frontnachtigal betrifft, war jenes Unterfangen allerdings ein grober Einschnitt in Cannibal Corpses Stilistik. Denn keiner konnte schöner brummeln als, hab ihn selig, - Chris Barnes. Und der war auch das Markenzeichen der Kings of Death Metal mit seinem einzigartigen Geschnorre. Leider entschloss er sich 1995 etwas softere (so fern man das als solches bezeichnen kann) Wege zu gehen und widmete sich lieber dem Projekt Six Feet Under. George Fisher verließ dafür seine Band Montrosity, und schon landete Cannibal Corpse als erste Death Metal Band in den angesehenen Billboard Charts. Halleluja, wär hätte das gedacht. Aber das hat nichts an dem Umstand geändert, dass auf Grund ihrer aggressiven Texte Auftritte und Alben der Band in mehreren Staaten zum Teil oder komplett nach wie vor verboten sind.

Seit zwei Jahren haben sie aber zumindest hier in Deutschland Narrenfreiheit und dürfen spielen, was ihr Herz begehrt. Nun, was die aggressiven Texte angeht, - seien wir doch mal ehrlich, die Jungs können da oben doch ohnehin singen was sie wollen. Ob das jetzt von Zombies, Jack The Ripper oder dem Leben und Sterben von Maikäfern handelt. Denn, und da gehe ich jede Wette ein....von den anwesenden 1.000 Schäflein hier, hat mit Sicherheit kein Einziger auch nur eine Silbe von dem verstanden, was Sir George da oben von sich gegeben hat. Und nur am Rande erwähnt sein, im Gegensatz zum Namen der Band, sind hier so einige Apostel strengste Vegetarier. Wär hätte das gedacht.
Aber zurück zur Mus... na ja, zu was auch immer..... Als qualitativ akzeptabel ist von dieser einzigartigen Kunst der Geräuscherzeugung ohnehin nur Rob Barrett an der Leadgitarre zu bezeichnen. Denn man höre und staune, seine Soli heben sich unüberhörbar aus dem deathmetallischen Grunz-Concerto deutlich heraus.

Aber bei alledem beantstande ich dennoch am meisten, die nichtvorhandene Beleuchtung, die die Akteure da oben gerade noch schemenhaft als Silhouette aus dem Nirvana hervor treten lassen. Ich habe selten so geflucht, muss ich gestehen und verstehe aber andererseits umgehend, dass sich ansonsten keiner außer  mir da heute Abend in den Graben getraut hat.
Nun gut, man kann sagen über sie was man will. Aber eines steht fest. Cannibal Corpse gehören zur Metal History, wie Abba zu der Geschichte vom Pop. Und sie besitzen unabstreitbaren Kultfaktor. Mit dieser Tour wird das neue und 13te Album Evisceration Plague promotet, Und das ist, noch nicht, wie so manches andere, auf dem Index gelandet. Und unsere Corpsis hier sind ganz happy, dass sich dieser Diamant hier in Germany am allersten Tag nach VÖ gleich ganze 1.000 Mal verscherbelt hat. Alle Achtung, in dem Fall heißt das wirklich eine ganze Menge.
Und fest steht auch, - ich kann das auch was die können. Man benötigt einfach einen Presslufthammer als Instrument und schon kann’s los gehen, - holladriao und jeder unerwünschte Besuch daheim ist auf Nimmer wieder sehen verschwunden....
Nachstehend der Beweis....

http://www.cannibalcorpse.net/


So, und last but not least, verbaggern noch unsere Stars des Abends den abgestandenen Qualm hier drinnen und geben ihm noch mal so richtigen Zunder. Children of Bodom sind nicht ganz so extrem wie die Vorgänger, nicht ganz so hart und nicht ganz so unverständlich. Klar doch, sonst könnte man nicht das, fast schon lieb gewonnene, fuck fuck fuck aus Alexis Ansagen heraus filtern. -

Was bei all den Supportslot, bei denen ich die Band schon live erlebt habe, nicht so aufgefallen ist, jetzt aber dafür umso mehr, ist der Umstand, dass dies hier fast ein Alleingang des schmächtigen Bürschlein am Rohr ist. Aber nein, er ist tatsächlich schon 30 Lenze alt, auch wenn er eher wie 21 wirkt. Macht aber nix, denn sein Selbstbewusstsein und das riesengroße Ego, dass er da oben raus hängen lässt, spricht für sich. Höhepunkt einer Children Of Bodom Show ist das übliche Duett von Gitarre und Keyboard. Auch wenn letzteres irgendwie einmal wie eine Gitarre klingt. How come?

Und auch wenn ihnen hierzlande nicht ganz so viele Fans zujubeln wie zuletzt auf der Gianttour in den Staaten, so kniet sich die Band, vor allem aber Alexi mit aller Kraft hinein in den Zauber. Und das durchwegs junge Metal-Publikum (meist mit kurzen Haaren und allenfalls einem bedruckten T-Shirt am Leib) dankt es der Band mit Euphorie und deutlich sicht- und hörbarer Zuneigung. Zu den Songs selbst kann ich nur sagen, dass vor allem Blooddrunk zum Zuge kommt.

Klar doch, man will schließlich auch was verkaufen. Und auch bei dieser Scheibe, wie bei all den anderen vorhergehenden, gibt’s wieder einen Track der den Begriff Bodom enthält. (siehe Setliste) Stilistisch wollen sich die Children of Bodom nicht einordnen lassen. Alexi meinte einmal: “To me, it’s just metal and that’s it. It’s not black metal, it’s not death metal, it’s not thrash, it’s just metal.” Und dabei sollte man es auch belassen. Aber man kann sagen was man will, die Musik der Band hat Struktur und eine klare Linie mit einer Melodie.
That’s it so far, Alexi hat sich wieder einmal behauptet, und sein Beliebtheitsgrad bei den Fans ist heute mit Sicherheit noch um so einige Grade höher auf der Skala gestiegen. Weiter so, würde ich sagen. Es kann alles nur noch besser werden mit dieser: ‚I live for the Music’ Attitude. Und jetzt wird erstmal ordentlich einer gehoben. Denn wenn die Finnen noch eine Sache besser können als ihre akustische Vorstellung, dann ist es die Verlustrierung am guten Geist aus der Flasche. Kein Wunder, wo's doch hierzulande so viel billiger ist. Das muss schließlich ausgenützt werden und ist ein Grund mehr, recht bald wieder einzufallen.... Prost.
http://www.cobhc.com/

Einige Aftershow Schnappschüsse gibts im Diary