407


Drei Jahre ist es jetzt her, dass die (Anm.: schon wieder Finnen) Monster Rocker den Eurovisions Song Contest gewonnen haben. Und vor zwei Jahren haben sie die große Elserhalle mit Bravur ausverkauft. Jetzt sind sie wieder da anlässlich ihres neuen, und fünften Albums ‚Deadache’. Und dieses steht nach dem sensationellen Erfolg von ‚Arockalypse’, wieder in etwa dort, wo all die vorhergehenden Teil gelandet sind, nämlich irgendwo im Mittelfeld all der unzähligen Rock’n’Roll Neuveröffentlichungen. Um es klar auszudrücken,  ‚Deadache’ ist auf der ganzen Linie gefloppt, was den breiten Markt betrifft. Traurig aber wahr, und somit das beste Beispiel, für den Umstand, wie schnell ein plötzlicher Aufstieg an den Himmel des Erfolgs, wieder verblassen kann. Und von den damaligen 2.000 Zuschauern in der Elserhalle, sind gerade noch ca. 500 Zaunspechte den Klettersteig, diesmal in die Tonhalle, angekrochen gekommen. Ob es nun wirklich am sinkenden Stern von Lordi liegt, oder u.a. auch an der Tatsache, dass wieder einmal unheimlich viele Events gleichzeitig und hintereinander stattfinden, oder dass morgen ein normaler Arbeitstage ist, wo es früh aufstehen heißt, sei mal dahin gestellt. Nun gut, jetzt simma hier, inklusive von zwei Supportbands, und es wird sich zeigen, was vom damaligen Zauber noch übrig geblieben ist.

Fatal Smile aus Schweden machen den Anfang. Und sie haben es beileibe nicht einfach in ihrer Opener Rolle.

Die Band wurde von Gitarrist Yüksel Unutmaz in Katarinenholm 1994 gegründet. Allerdings hat er seitdem bereits zwei Mal das komplette Line up der Truppe auf den Kopf gestellt, das letzte Mal erst im vergangenen Jahr. Und jetzt heißt der Sänger Blade, ferner ist da noch Bassist Alex und Drummer Zteff. Mit ihnen und unter den Fittichen von Star Produzent Michael Wagener spielte er das Album ‚World Domination’ ein. Und genau das, stellen wir auf dieser Tour hier vor. – Pardon, eigentlich wollte die Band das schon früher tun als Support von Vince Neil. Aber das ging ja bekanntlich, dank Mr. Neils, gründlich in die Hosen. Aber egal, jetzt haben wir Fatal Smile hier. Und die Schweden bemühen sich redlich unter gedrosselten Licht- und Soundverhältnissen ihr Bestes zu geben. Sie haben sich der Glamrock Variante verschrieben, was schon am visuellen Aspekt deutlich ersichtlich ist und ich fühle mich augenblicklich zurückversetzt ins Jahr 1988 oder sogar etwas früher, wenn ich mir das Image da oben so ansehe.





Sie sind spontan, rocken wie’d Sau, aber..... dank einiger unschönen Rückkoppelungen wird sozusagen leider so einiges versaut. Und zwar in einer Intensität, dass mir die Band schon richtiggehend leid tut. Entschuldigt wird das hinterher vom Gitarristen mit einem verkürzten Soundcheck, der eigentlich keiner war, dank Zeitmangel. Wie auch immer, wenn ich’s nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, das hier ist ansich schmissiger Sleazerock, zwar schon 100 Mal dagewesen, aber es rockt. Trotzdem hätte man sich diesen Auftritt schenken können. Allerdings  denke ich, man sollte Fatal Smile dafür nicht verurteilen und ihnen eine weitere Chance einräumen, wenn sich diese wieder einmal ergeben sollte. 

http://www.fatalsmile.com/



Das zweite Vater Unser kommt von Silverlane, einer relativ neuen Formation, die in erster Linie Simon Michael (Drums) ist, der bekanntlich auch die Felle für Subway To Sally klopft.

Und man kann kann das Ganze auch noch als ein, Fast-Familien-Unternehmen bezeichnen. Denn Bruder  Chris (Gitarre, Backing Vocals) und Schwester Dodo (Keyboards, Backing Vocals)  sind auch mit von der Partie. Scheint also eine wirklich musikalische Familie zu sein. Ergänzt wird der Clan noch durch Ecki Singer (Voc), Uli Holzermer (Leadgit) und Bassist Daniel Saffer. ‚The Inner Demon’ heißt der erste Longplayer, und den präsentieren uns Silverlane hier und heute live on Stage. Stilistisch gehen sie in die True-Metal, bzw. Powerrock Ecke mit bombastischen Epen und symphonischen Anleihen, so in etwa in der Form wie Kamelot oder Avantasia aber durchaus mit einer Portion Eigenständigkeit.




Auch hier, wie so manches Mal in letzter Zeit, gefällt mir vor allem der Leadgitarrist Uli Holzermer besonders gut. Sänger Ecki sieht zwar aus wie ein Glamrocker mit seinem extravaganten Haarstil, ist es aber beileibe nicht. Und er ist unabstreitbar der Mittelpunkt da oben, während sich der eigentliche Star der Gruppe, Simon Michael deutlich zurück hält, und auch nicht mit hervorgehobenen Drumsolo zeigen will, - hey ich bins.... Und das macht die Sache umso sympathischer. Angenommen werden die Franken hier in München vom Publikum übrigens sehr gut. Und so mancher stürmt hinterher zum Merch Stand, um sich mit Silverlane Produkten einzudecken.

Zugegeben, mein persönliches Ding ist es nicht, aber als Journalist muss man die Dinge ja neutral sehen. Und so kann ich nur sagen: Respekt, das könnte irgendwann noch richtig funken in der Hardrock Maschinerie.
http://www.silverlane.org/


Und Lordi fallen ein mit einem Big Bang, im wahrsten Sinn des Wortes.

Halleluja, da tanzt das Trommelfell Samba Pa Ti und fordert umgehend Schmerzensgeld für willkürliche Vergewaltigung. Und auch die Pyroshow hat’s insich in jeder Beziehung. Alle Achtung, wer hätte das gedacht, das so was in München noch möglich ist. Aber es ist, und das gerade just in diesem Augenblick , wenn die Monsterrocker auf die Bühne wackeln. Die Kostüme sind immer noch die selben im Großen und Ganzen, und die Finnen schwitzen nach wie vor mindestens 30 Liter Wasser raus unter der zweiten Haut. Die Show ist allerdings noch exzessiver geworden mit leicht veränderten Horror Einlagen. 

Wie wir alle wissen, setzen Lordi auf eingängige Poprock Melodien, interpretiert mit einer Rockgitarre und ebenso schnarrender Stimme. Und irgendwie passt das alles nicht wirklich zusammen. Hab ich  damals schon so empfunden. Der Vergleich zu den Urvätern von Gwar steht seit Anbeginn von Lordis Karriere im Raum. Nur im Gegensatz zu den finnischen Kollegen sind Gwar wirklich böse, die Show ist heftig und die Musik ist noch böser und noch aggressiver. Wahrscheinlich war ihnen deshalb auch nie der ganz große Wurf vergönnt in den letzten 25 Jahren. Lordi hingegen wirken trotz der Maskerade und ihrer Show irgendwie, wie soll ich es beschreiben?, - brav.   Dabei haben Fatal Smile im Vorfeld noch betont, dass die Finnen sie am Vorabend glatt unter den Tisch gesoffen  hätten. Aber das ist ja nichts neues bei den Skandinaviern. Trotzdem, wie schon vorhin geflüstert, passt das Image irgendwie nicht zum allgemeinen Tenor. Schwer zu beschreiben, ich weiß. Vielleicht bin ich da auch etwas beeinflusst, weil ich die Burschen vorher und ohne Maske kennen gelernt und mir ein persönliches Bild gemacht habe.
Zurück zur Show, die imposant, zumindest bei den anwesenden Fans, Eindruck schindet. Und es scheint auch tatsächlich alles livehaftig vom Stapel zu donnern, im Gegensatz zum letzten Einstand, wo das Gerücht auftauchte, dass Mr.Lordis Stimme hier in München, dank Unpässlichkeit vom Band käme. Aber gut, das ist längst Vergangenheit und sollte kein Thema mehr sein.

Das Intro und der erste Song darf übrigens nicht geknipst werden im überdimensional, großen Fotograben wegen des Feuerzaubers, und wir müssen uns mit Track 2 und 3 begnügen, um die Horror-Picture Show einzufrieren.


Intro 'Chopping'

Später postiere ich mich wohlweislich neben den netten Herrn, der die Pyrotechnik bedient. Und sobald seine beiden Zeigefinger auf zwei ganz bestimmte Knöpfe zielen, heißt es Ohren zuhalten, so gut wie es nur geht, damit aus dem Mittelohr Samba keine Zuckerwatte entsteht. Denn das hier grenzt fast schon an Körperverletzung, und ich bin nun wirklich so einiges an Dezibel Explosionen gewöhnt.


'(Would You Like A) - Monsterman'

Nun gut, als Gesamtfazit lässt sich zusammenfassen: es ist durchschnittlich, nette Unterhaltung, viel fürs Auge, weniger fürs Ohr, vor allem dank der Knalleffekte. Abgesehen davon ist das, wie schon damals, 0 8 15 Pop-Rock’n’Roll ohne größere Ansprüche und zum 100%igen Mitsingen geeignet. Und seien wir mal ehrlich, dass diese Band damals den Eurovisions Contest gewonnen hat, war zum Großteil, und vor allem, ein Aufschrei der gesamten europäischen Hardrock Gemeinde, dass auch diese Stilistik in dem Wettbewerb ein für allemal berücksichtigt wird. Ob da jetzt Lordi oder irgendeine andere Rockband mitgemacht hätte, war wahrscheinlich zweitrangig. Nur noch einmal, - gelingt dieser Kraftakt sicherlich nicht. Und es fragt sich, wie lange Lordi von diesem Erfolg noch zehren können. Die Tendenzen sehen leider nicht so rosig aus, dafür spricht schon die deutlich niedrigere Resonanz aufs neue Album und die Besucherzahlen dieser Tour.
Wie auch immer, fotogen wars allemal, kurzweilig auch und gelacht hab’ ich ebenfalls.... – Auch eine Art von Unterhaltung, oder nicht?!
http://www.lordi.fi/


'Devil Is A Looser'


'Hardrock Halleluja'

Einige Backstage Shots gibts im Diary