In den letzten zwei bis drei Jahren sind schon so einige neue, junge
Rockbands bei uns eingefallen. Ich spreche da von The Answer oder Black
Stone Cherry, um nur einige zu nennen. Und sie haben uns gezeigt, dass
der Rock’n’Roll noch lange nicht tot ist. Auch diese Gruppe hier gehört
zu jener Liga, war aber bislang lediglich als Support von Disturbed auf
dem alten Kontinent unterwegs. Allerdings ist ihnen ein Ruf voraus
geeilt, und zwar ein so vehementer, dass, wo auch immer Shinedown jetzt
auf ihrer ersten Headliner Clubtour auftreten, die Bude vollkommen
ausverkauft ist. So auch hier in München im Ampere Club im Muffatwerk.
Dabei sind ist die Band aus Jacksonville, Florida (Anm. ich dachte, da
kommen nur Lynyrd Skynrd herJ))
alles andere als brandneu im Geschäft. 2001 war das Geburtsjahr, das
die Gruppe zusammen brachte. Vom Ur Line up sind noch Sänger Brent
Smith und Drummer Barry Kerch übrig. Gitarrist Zach Myers ist seit 2005
mit von der Partie und Bassist Eric Bass erst seit einem Jahr. Drei
Alben zieren den Katalog von Shinedown, wobei ‚The Sound Of Madness’
auch schon fast ein Jahr auf dem Buckel hat. Immerhin erreichte es Platz
8 in den Billboard Album Charts. Und was in Amerika schon lange zum
Begriff geworden ist, soll jetzt in good old Europe nachgeholt werden.
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Wie schon erwähnt, ist
unser Laden hier rappel dicht und nichts geht mehr. Man kommt kaum zur
Eingangstür herein und muss schon ordentlich jonglieren, um noch
irgendwo zwischendrin ein halbwegs erträgliches Plätzchen zu
ergattern. Wobei Sichtbehinderung mit einbegriffen ist. Gott sei Dank
gibt es in diesem Club einen Balkon, von dem aus, wenn man sich auch
dort oben wacker durcharbeitet, zumindest freie Sicht auf die Bühne
hat. Und letztere benötigt man nun mal zum ungehinderten fotografieren,
vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen und ohne Fotograben.
Trotzdem herrscht striktes MLK Gesetz: 3 Songs ohne Blitz – und keine
Sekunde länger. Und wehe man bricht die Regeln (so wie ich aus
Versehen, für 30 Sekunden). Dann ist Feuer auf dem Dach.
Anyway, nachdem ich die Supportband Grave wieder mal erfolgreich versäumt
habe, legen Shinedown um Punkt 21 Uhr los mit einem mindestens 3minütigen
Intro vom Band in kompletter Finsternis. Das macht das Ganze natürlich
umso spannender, ob die Amis jetzt ihrem Ruf, der ihnen voraus geeilt
war, gerecht werden oder nicht. Und nicht nur ich frage mich beim
Startschuss augenblicklich, ob da oben, bzw. unten, von mir aus gesehen,
etwas Ozzy Osbournes Klon aufgetaucht ist. Ja, Herrschaftszeiten, das
darf echt nicht wahr sein, aber Brent Smith hätte vor 25 Jahren tatsächlich
als Doppelgänger von Ozzy durchgehen können, heute wohl eher nicht
mehr altersbedingt. Und natürlich ist Brent, obwohl auch er eher als
vollschlank durchgeht, um einiges beweglicher als unser oller Fürst der
Dunkelheit.
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Aber was letzteres
betrifft, also die Beweglichkeit, schießen Gitarrist Myers und Bassist
Bass den Vogel ab. Denn jene üben sich in einer so sagenhaften
Geschwindigkeits-Aerobic, dass ich tatsächlich Probleme bekomme, sie im
Bild festzuhalten. Daran merkt man denn auch, wie viel, und was die
jugendliche Energie ausmacht, während der Großteil unserer Oldtimer
Gilde, gerade mal 3 Schritte vorwärts oder rückwärts macht während
eines Auftritts. Klar kommt es darauf letztendlich nicht an, sondern
vielmehr auf die musikalische Darbietung. Aber bekanntlich wirkt sich
viel Action auch aufs anwesende Publikum aus. Und dieses hier heute
Abend, gerät vollkommen aus dem Häuschen. Mitunter beginnt sogar der
Balkon hier mächtig zu schwanken.
Stilistisch werden Shinedown zwar in die Grunge-Alternativ Ecke
eingestuft. Ich hingegen empfinde die Gangart eher als satten Rock mit
einem sehr modern Touch, auch New Rock oder Metal oder weiß der Geier
was, getauft. Ist ja auch egal im Grunde genommen. Hauptsache die Post
geht ab und auch der hinterletzte Regenwurm hier drin, bewegt den
kleinen Zeh. Zwischendurch gibt’s zum Abkühlen die eine oder andere
Ballade, gewidmet Brents Sohnemann, wie er betont. Aber sogar da schlägt
der Rhythmus einen Purzelbaum. Shinedowns Taufe hier in München als
Solisten ist jedenfalls erfolgreich vollzogen, und klar doch... sie dürfen
gerne wieder kommen.
http://www.shinedown.com/
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