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Es ist schon kurios. Wenn ich diese Band heutzutage live on stage sehe, muss ich automatisch an die Achtziger denken, als die Südamerikaner noch in trauter Einstracht – Cavaleras Brothers und Kisser eine Bühne teilten. Nun, um genau zu sein, war Andreas Kisser gar kein Orignal Mitglied, sondern kam erst zwei Jahre nach der Gründung 1985, in die Band, um den Gitarristen Jairo „T.“ Guedz abzulösen. Aber dank der langen Zeitspanne und den etlichen Ereignissen dazwischen, gilt Kisser heute sozusagen als der Boss der Thrashmetaller. Dabei gibt’s sogar noch ein Original in der Band. Und das ist Bassist Paulo Xisto Pinto Jr.. Die unschöne Story rund um Max Caverla und dessen Ausscheidens bei Sepultura brauche ich an dieser Stelle wohl nicht zum hunderttausendsten Mal zu wiederholen. Und immerhin ist die Trennung jetzt auch schon wieder 13 Jahre her. Trotzdem wollen gerade in letzter Zeit die Gerüchte nicht verstummen, dass es zu einer Aussöhnung zwischen Kisser und Cavalera gekommen sei und dergleichen. Andererseits ist davon nach wie vor nichts zu merken. Der andere Cavalera Spross, namens Igor, hielt es immerhin bis 2006 aus, der Vollständigkeit halber dazu gesagt. 
Heute besteht Brasiliens Flagschiff in Sachen Heavy Metal, abgesehen von Kisser und Pinto jr. Noch aus Sänger Derrick Leon Green und Schlagzeuger Jean Dolabella. Zuletzt waren Sepultura als Support von InFlames hier in Deutschland live on Stage zu sehen, und zwar schon in dem heutigen Line up. Und wie wir alle wissen, unterscheidet sich ein Opener Slot doch wesentlich von einem Headliner Gig. Also off we go und lasst uns die Brasilianer auf ein Neues auskundschaften. Diesmal sind sie die Chefs ihrer eigenen Tour und präsentieren uns zugleich ihr neues Konzeptalbum ‚A-Lex’. Jenes dreht sich im Prinzip um die Hauptfigur Alex im Stanley Kubrik Kultklassiker ‚Clockwork Orange’. Aber um dem Titel eine gewisse Zweideutigkeit zu verleihen, differiert die Schreibweise. Und so steht der Titel auch für Gesetzlosigkeit – aus dem Russischen übersetzt.
Supportet werden Sepultura gleich von zwei Bands, wobei ich den Opener, die Lokalmatadore aus Bayern, namens ‚Die Letzten’ nicht gesehen habe.

Ich treffe gerade rechtzeitig zum Auftritt meiner Landsleute von ‚The Sorrow’ ein. 

Frisch importiert aus dem Gsi-Berger Ländle, wie wir Tiroler diesen Teil Österreichs zu nennen pflegen. Aber nix für ungut, denn es gibt wohl momentan keine andere Rockband in good old Austria, die sich in dem Metier des Deathmetals so einen Namen gemacht haben, wie eben The Sorrow. Live habe ich die Brüder bereits einmal im Vorprogramm von Heaven Shall Burn im selben Venue wie heute gesehen. Und ich muss sagen, sie wirken so gar nicht ösimäßig :-))) Schmarrn, nein, Sänger Mätze, Gitarrist Andi, Bassist Toby und... nein nicht The Sorrow Schlagzeuger Dominik, sondern auf dieser Tour ausnahmsweise Nick W. von Maroon zeigen durchaus internationalen Standard.  (Anm.: Dominik muss lt.Official Website, aus gesundheitlichen Gründen pausieren). „Origin Of The Storm“, heißt das zweite Kapitel von The Sorrow, und das wird uns hiermit live vorgestellt. Leider wird das Set der Gruppe gleich zu Beginn von einigen technischen Gebrechen unschön gesteinigt. 



Aber ein hilfsbereiter Sepultura Techniker ist umgehend zur Stelle, um zu helfen. In der Zwischenzeit versucht Mätze das Publikum bei Laune zu halten mit einigen Ansagen und Anekdoten. Und bevor die Band dann wieder loslegen kann, gibt er zu bedenken, dass er sich jetzt wohl für den Rest der Show was einfallen lassen müsse für die Zwischenkommentare, weil er sämtliche Phrasendrescher verbraucht hätte. Nun denn, ich glaube nicht, dass ihm das, auch nur einer, der kargen, gerade mal 400 anwesenden, Fans übel nimmt. Zudem braucht’s dass auch gar nicht bei jener musikalischen Gangart. The Sorrow gefallen mir dann auch recht gut alles in allem, sei es deren selbstbewusstes Auftreten, die kraftvolle Darbietung oder die allgemeine Aura. Und die Fans scheinen so in etwa, der selben Meinung wie ich zu sein, und zeigen dies mit viel Gegenliebe und stürmischer Resonanz. Voila’ ist doch ganz gut gelaufen für die Ösis. Und es bleibt nur noch zu sagen: Ende gut alles gut, und hoffentlich wird’s noch besser.... zu wünschen wäre es ihnen.

http://www.thesorrow.net/



Eigentlich hätte man sich mehr Zuschauer für den heutigen Abend erwartet. 

Aber das dem eben nicht so ist, hat wahrscheinlich einmal mehr den Grund des generellen Überangebotes hier in München, oder auch, dass Wochenanfang ist, und nicht zu vergessen, dass draußen Temperaturen von ca. –8 Grad herrschen. Da bleibt so mancher lieber drinnen vor der TV Glotze und macht sich’s gemütlich. Wohl denen jedenfalls, die die Mühe nicht gescheut haben, heute hier aufzutauchen, denn was jetzt folgt, macht jegliche Frostbeulen und dergleichen und den Eintrittspreis um ein dreifaches wieder wett. Ehrlich getanden, ich hatte ganz vergessen, dass Sepultura so klasse sind. Aber kein Wunder eigentlich, denn wie ich schon eingangs erwähnte habe, unterscheidet sich die Opener Rolle um Welten zu jener der Kings of the Stage. Und zurück geblickt auf die letzte Solo Club Tournee, da muss ich meine grauen Zellen schon um einiges anstrengen. 



Aber let’s forget the Past. Jetzt simma hier und heute und erfreuen uns an den kraftvollen Riffs von Herrn Kisser, lauschen verzückt dem Gesang von Derek und hauen uns gegenseitig die Rübe ein zur Rhythmus Sektion von Basser Pinto jr. und Drummer Jean Dolabella. Nun denn, Gott sei Dank ist man ja nicht gezwungen in der Gefahrenzone Nr. 1 dem sogenannten Moshpit zu verweilen. Und es ist immer noch genügend Platz, um zumindest dezent seinen großen Zeh mitwackeln zu lassen. Sepultura offerieren uns neben Cuts vom neuen Opus ‚A-Lex’, auch sämtliche Perlen ihrer History mit den Höhepunkten ‚Arise’, und wie könnte es anders sein, als allerletztes Amen – ‚Roots’.

Mei, is des scheeennn. Hier passt alles zusammen, die Spielfreude der Band, der Funke, der definitiv, und das wiederum nonstop, überspringt , und die totale Hingabe aller Sep Anhänger. Andreas Kisser beweist einmal mehr, was für ein guter Gitarrist er ist, und die große Bongo-Trommel, die als Fokus im Wettstreit mit Derek L.Greens Dreadlocks liegt, sorgt für den exotischen Touch on Stage. Nein, hier gibt’s definitv aber auch rein gar nichts zu bekritteln. Und am Ende haben uns Sepultura 2009 hier 90 Minuten lang ein Thrash Metal Chanson da’mour  kredenzt, das mit ebenso viel Gegenliebe beantwortet worden ist. Mehr bleibt nicht zu wünschen übrig, Punkt um.....

http://sepultura.uol.com.br/