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Bei dieser Review will ich eines voraus schicken. Diesmal gibt es keinen aktuellen Liveclip, und zwar schlichtweg aus dem Grund, dass jegliches knipsen, filmen oder sonst was mit kleinen Pocketcams strikt untersagt war. Lediglich Handys waren erlaubt, was wiederum krotesk ist. Denn die neuesten Mobiltelefone beinhalten oft eine bessere Digicam (bis zu 8 Megapixel) als es so manche normale kleine Kamera für sich allein ist. Also sollte es sich der Tourneeveranstalter lieber überlegen, und wenn schon Knipsverbot, dann aber richtig. So aber blitzen jede Menge dieser mobilen Teile im Publikum auf und halten im Bild fest, was nur irgendwie geht. Warum es gerade bei einer Band wie Dragonforce urplötzlich so strenge Regularien für Fans gibt, weiß der Geier. Denn jene sind zwar unbestritten eine sehr gute Band, aber noch lange nicht der Kaiser von China, wenn Ihr versteht was ich meine. Und mal ganz davon abgesehen , weiß jeder Mini Casanova, dass man mit einer kleinen Kompaktkamera bzw. Handy, nun wirklich kein druckreifes Foto schießen kann. Also warum nimmt man den Fans, die teures Eintrittsgeld bezahlt haben, die kleine Freude, für sich selbst ein paar bescheidene Eindrücke zur persönlichen Erinnerung zu sammeln? Und dass die Band selbst kein Problem damit hat, sieht man an den unendlich vielen Fanclips, die eben auf You Tube rum schwirren. Nun, die Gründe für all das wurden nicht bekannt gegeben, und es bleibt nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden.

Dragonforce sind jedenfalls dabei die Welt zu erobern, und meine Wenigkeit sieht die Band heute insgesamt zum vierten Mal . Ihre Devise ist es, Melodic Rock mit 5facher Speedgeschwindigkeit vom Stapel zu hauen. Und ich wundere mich jedes Mal, woher die Engländer diese, fast schon abnormale Energie her nehmen.

Eingeleitet wird das Spektakel übrigens von den finnischen Viking-Metallern Turisas, die ebenfalls schon des öfteren auf deutschen Bühnen aufgegeigt haben in der Vergangenheit.


Von einem Fan mit einer Handycam geknipst - sicherlich nicht reif fürs Hochglanzmagazin

Hier gibt’s viel zu sehen vom visuellen Standpunkt her, und kuriose Weisen zu hören. Leider bekomme ich von deren Set nur noch die letzten 3 Songs mit, da ich wieder mal zu spät dran bin. Hier mischt sich Heavy Metal mit skandinavischen Folklore Melodien, und lässt das Ganze fast schon in Ohrwürmer ausarten. Als vorletzten Epos kriegen wir das Cover von Boney M’s ‚Rasputin’ serviert. Und auch wenn das Ganze ziemlich orginell wieder gegeben wird, so muss ich doch gestehen, dass mir das Original denn letztendlich doch lieber ist. Vielleicht auch, weil ich jene musikalische Epoche in den Siebzigern aktiv als Teenager miterlebt habe. Interessant finde ich bei solchen Coversongs, dass die junge Generation voll drauf abfährt, und so wie hier bei Rasputin, die Halle zum abdampfen bringt. Ergo: die Musik von damals hatte schon was und... wie soll ich sagen, - hat es immer anscheinend immer noch.


Hier Turisas Version von 'Rasputin' - 
von Century Media auf You Tube gestellt 

Eine Zugabe gibt’s noch, dann ist der Zauber auch schon wieder vorbei, und Wickie und die starken Männer vertrollen sich wieder in den hohen Norden, bzw. erstmal backstage..
http://www.turisas.com/ 




Und dann rollen DragonForce an und legen los, dass einem erst mal fast das Trommelfell platzt.

Himmel, Herrgott, da hat man wohl Vorsorge getroffen für eventuelle Schwerhörige im ca. 500 Mann/Frau starken Publikum. Und prompt geht der Schuss nach hinten los. Denn dank der dominierenden Gitarren, geht die Stimme von Sänger ZP gnadenlos unter, und wird stellenweise komplett ignoriert. Ansonsten profitieren Dragonforce erst mal von so ziemlich allen Vorteilen, die der Rock’n’Roll zu bieten hat. Die Brüder sehen supi-gut aus, sind jung und energiegeladen, scheinen auch noch ziemlich trinkfest zu sein, zumindest was man so mitkriegt da oben, und scheinen sich vor allem  zu spielen beim spielen. Herrman Li und Sam Totman, die beiden Gitarristen und Gründer der Truppe wetteifern um die Gunst und Gnade, wer denn nun der Schnellere ist auf den sechs Saiten. Das was die Beiden hier wieder mal vollführen, ist fast schon einen Eintrag im Guinessbook of Records wert. Zugleich bügeln sie das so mir nichts dir nichts aus dem Ärmel, als ob sie eben mal Shake Hands betreiben.

Von hochkonzentrierter Frickelei weit und breit keine Spur, und trotzdem knüppeln sie die Riffs aus der Schatulle wie lauwarme Brötchen. Hinzu kommt ein absolut durchgedrehter Keyboarder, der seine ukrainische Abstammung in slawischen Temperamentsausbrüchen ausdrückt. Nimmt man noch den Herrn mit dem französischen Namen Frédéric Leclercq am  Bass dazu und Schlagzeuger Dave McInstosh, dann ist der Vulkanausbruch nahezu perfekt. Letzterer bedient sich zudem mitunter sogenannter Blastbeats, die im Power Metal höchst ungewöhnlich sind.

Auf der Setliste stehen nur wenige Titel. Aber wenn man bedenkt, dass ein Track bis zu 10 Minuten und sogar noch mehr, dauern kann, dank etlicher Improvisationen, dann kommt es schon hin mit der üblichen Kalkulation von 90 Minuten und ein paar Zerquetschten mehr oder weniger. Irgendwie scheinén Dragonforce aber nicht so happy mit uns Münchnern zu sein. Denn Mr.Totman deutet mehrmal ein extensives Gähnen an, und Frontmann ZP versucht alles Menschenmögliche, um die Meute noch mehr aus der Reserve zu holen.

Gelingt ihnen teilweise, würde ich mal sagen, da es sich doch um ein zweigeteiltes Publikum handelt. Die einen sind eher wegen Turisas gekommen, die anderen mehr oder weniger wegen des Headliners. Das Problem bei der Sache ist, dass die Stilistik der beiden Acts nicht unterschiedlicher sein könnte. Und allen kann man es nun mal nicht recht machen. Aber gut, auf dieser Tour bestimmen Dragonforce den Tenor und die Gangart. Und jene ist schnell, kompromisslos und eindeutig. Aber sie ist auch absolut nichts neues. Wie ich schon zuerst sagte, so handelt es sich bei Dragonforces Musik um eingängigen Mitsing Rock, nur eben mit 10facher Umdrehung performt.
Beeindruckend bei der Sache ist lediglich das Talent und die Geschwindigkeit der beiden Gitarreros. Aber ehrlich gestanden, - wenn man Dragonforce länger als eine Stunde zuhört, dann klingt auf einmal alles irgendwie gleich.... So, unterm Strich zusammen gefasst, sei gesagt: yep, Operation gelungen, Patient halbtot, aber auch etwas in Lethargie verfallen. Zugabe, wie sollte es anders sein, und deshalb stehts auch nicht auf der Setliste, - "Through the Fire and Flames". Und bitte schraubt die Lautstärke nächstes Mal etwas runter, damit man auch was von Gesang hört....


Dragonforce's Paradesong "Through The Fire & Flames" - der Videoclip
(Alle Clips verlinkt zu You Tube)

http://www.dragonforce.com