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Alle Jahre wieder kommt das Christuskind, und nicht nur dieses. Ob mit oder ohne Heiligenschein, aber dafür mit einer Bomben - Durchschlagskraft und Lautstärke, dass auch wirklich keiner mehr vergisst, wo das Fegefeuer aufhört und der Höllenzauber beginnt. Und letzteres ist für die Meisten hier, alles andere als eine schmerzreiche Bestrafung. Im Gegenteil, jeder der anwesenden Verfechter für schöne Künste, lässt sich mit Hochgenuss teeren und federn, um dann genüsslich durch den Fleischwolf, bzw. Moshpit gedreht zu werden. Ach ist das herrlich. Ein Strandurlaub am Waikiki Beach auf Hawaii könnte nicht schöner sein, zumindest für unsere braven Provinz-Kirchgänger hier in Augsburg. Und die, um das noch schnell nebenbei zu bemerken, unterscheiden sich ganz wesentlich vom Münchner Großstadt Publikum. Hier dominiert noch tatsächlich die Kuttenkultur der 80er Jahre, Headbangers - Vintage Fashion Style nennt man das. Und die berühmte Spagettilocken Matte, damit das Brain-Shaking auch wirkungsvoll rüber schneit, steht dem Bekleidungs-Revival ebenfalls in nichts nach. Bei uns in München hingegen ist diese, fast schon ausgestorbene Spezies kaum noch zu finden. Also hoch lebe der Landadel, und seine, immer noch aktive Brainshaker Szene, die sich nach wie vor ganz besonders stilecht den fröhlichen Frühlingsmelodien der Thrashmetal Kultur erfreut.
Nicht, dass wir diese Spezies
daheim in München nicht hätten, aber eben nicht so defizient, nicht so
antik stilecht und vielleicht auch eine Spur weniger enthusiastisch.
(zumindest was dieses Metier betrifft) Und genau deshalb ist es immer
wieder ein Erlebnis ein solches Weihnachtsfest auch mal außerhalb der großen
Stadt in kleinem Rahmen zu erleben. Gleich vier Akteure an einem Abend sind
zugegebenermaßen für mich immer etwas viel. Deshalb lasse ich in München
daheim des öfteren den Opener ausfallen. Nicht so hier in Augsburg, nach
dem Motto: wenn schon woanders hingondeln für eine Veranstaltung, dann
nehmen wir auch den kompletten Opus mit, samt Ouvertüre und drei weiteren
Akten. Und der kann sich als buchstäblich international rühmen. Aber ums genau zu nehmen, haben sie dem Island schon seit längerem den Rücken gekehrt und halten sich vorwiegend in England und hier bei uns am Kontinent auf. Sieben Jahre auf dem Buckel, zwei Alben und drei Eps/Singles sind das bisherige Fazit, und die Guiness Brew Erben sind gerade dabei sich in der europäischen Thrashmetal Szene zu etablieren. Und klein anfangen musste bislang noch jeder von uns.... zumindest in dieser Gangart.... Oder habt Ihr schon mal einen Thrash - Shootingstar, so quasi, von 0 auf 1 in den allgemeinen Charts, erlebt, - Singlecharts, wohlgemerkt?! Mir fällt spontan keiner ein. Aber ich meine, was noch nicht war, kann ja irgendwann mal sein und werden, wie man so schön sagt. Nur was diese musikalische Stilistik betrifft, dümpelt jene mehr oder weniger am Rande der großen Suppenschüssel namens Musikbusiness dahin (leider) und so manch einer ist darin schon ersoffen. Nun gut wir sind ja nun schließlich mal da, damit das eben nicht passiert. Und Bands wie Gama Bomb müssen sich halt erst mal frei schwimmen im Fahrwasser von, bereits etablierten, und inzwischen rüstigen, aber deshalb noch lange nicht verrosteten, Tanzkapellen wie eben in unserem Fall hier Exodus und Overkill. Auch hier punktet einmal mehr das Augsburger Publikum, das den Opener nicht so wie die Münchner Fangilde, mit Ignoranz bestraft. Gama Bomb wissen diesen Umstand zu schätzen und wirbeln sich auch ordentlich den Bühnenstaub um die Lauscher. Orkan is’ es dann letztendlich zwar keiner, aber von einem dezenten Mailüftchen kann man andererseits auch nicht orakeln. Sagen wir mal so, der gegebene Energielevel an Strom, Licht und Effekten bestimmt das Odoevre mit. Und Erfahrungswerte sind nun mal dazu da, dass sie gesammelt werden. http://www.myspace.com/gamabomb So haben sich die Brasilianer bereits im Jahr 1990 von der Copa Capana los gelöst, (Anm. korrekt angemerkt stammen sie eigentlich aus Sao Paulo) um kältere Regionen dieser Erde mit portugiesischem Timbre im Gesang und südländischem Temperament zu erobern, so wie einst Ferdinand Magellan im 15.Jahrhundert die Welt umsegelte. Aus Sieben Kapitel, davon ein Livealbum besteht der bisherige Katalog des Folter Kommandos, so die Bedeutung des Namens im Deutschen. Was Castor, Vitor Rodrigues, Amilcar Christofaro und Augusto Lopes im Klartext mit ihrem Namen versinnbildlichen ist nicht 100%ig lupenrein zu eruieren. Aber gut, bekanntlich stellt für so manchen Otto Normalverbraucher die Thrashmetal Kultur tatsächlich eine Qual im wahrsten Sinn des Wortes dar und er bringt wenig Verständnis dafür auf. – Aber ich bezweifle, dass dies hier mit dem Bandnamen auch wirklich gemeint ist. Ich erklär’ den ganzen Schmonsens mal mit dem Umstand, dass sich simpel und ergreifend der herbe Ton in der Musik in den meisten Namen der Thrashmetal praktizierenden Combos wider spiegelt, so wie in diesem Fall eben auch. Unsere latin Chocolate Boys sind jedenfalls noch um eine Spur härter als die Vorgänger, und auch ein wenig routinierter, so haben sie in der Vergangenheit doch schon eine ausgedehnte Headliner Tour durch Deutschland und Österreich absolviert und die Wacken Open Air Taufe bestanden. Und nun nützt man natürlich die nächstbeste Chance schon wieder, um in der Zugluft von Overkill noch weitere Punkte zu sammeln. Und das tun sie hier auch, mit südamerikanischem Charme und brasilianischen Kaffeebohnen Explosiva. Sogar das interne Ambiente passt sich an, was die örtlichen Temperaturen betrifft. Das Amazonasbecken lässt grüßen.... www.myspace.com/torturesquadband Nun
denn, aus Amiland sind sie allesamt. Und somit schließt sich der Reigen
hier, was die, anfangs erwähnte Internationalität angeht. Und was soll
ich hierzu noch groß hinzu fügen. Vielleicht den Umstand, dass mir das
Forellenquintett aus der Bay Area diesmal wesentlich mehr zusagt, als das
letzte Mal vor einem Jahr in München. Warum? Nun vielleicht, weil mein
Canon Baby diesmal von einem Kurzschluss verschont bleibt und nicht in
Rauch aufgeht, so wie damals in der alten Backstage Halle. Heidarassa, da
kam Freude auf, und ich weiß bis heute nicht, was da anschließend lauter
war, die Sonate in Thrash-Dur von Exodus oder mein, nicht unbedingt
gottesfürchtiger Fluch. Aber das hat meine Kamera auch nicht mehr zum
Leben erweckt, wohl aber mein Adrenalin.- Der allgemeine Blickfang ist somit garantiert und lenkt ein wenig von der Tatsache ab, dass Mr. Dukes liebevoll gezwitscherten Arien im allgemeinen vom Rhythmus und Taktgefühl leben und weniger Wort für Wort verstanden werden vom aufmerksam moshenden Metalapostel da unten. Aber das interessiert ja, wie wir alle wissen, in so einer Situation ohnehin schon überhaupt gar keinen müden Wüstenfloh.
Unterstützung bekommt unser Thrash Pavarotti vor allem von Exodus Boss Gary Holt, der, wie ich schon im letzten Jahr festgestellt hatte, nicht nur ein hervorragender Gitarrist ist, sondern obendrein in etwa so viel Stage Sexappeal besitzt wie George Clooney beim Nespresso holen im TV Werbespot. Jawohl, auch der Thrashmetal bietet was für die allgemeine Optik, nicht nur immer der verschimmelte Glamrock, der sich auch noch mit tonnenweise Make up behaupten muss, wenn er was hermachen will. – Das brauchts hier sicherlich nicht, sondern man setzt auf Naturbursche mit einem Hauch von Abenteuer ala’ Indiana Jones meets Billy The Kid, oder so was ähnliches halt. Ist ja auch Pustekuchen, denn Aspekte dieser Art und Weise werden ohnehin nur von so aufmerksamen Beobachtern wie meiner selbst entdeckt. Die meisten Freaks hier, haben sich nämlich inzwischen vom brasilianschen Urwaldtanz zur Schlacht von Pearl Harbour hoch geschaukelt. Und die Gefahrenzone ist nur noch mit zusätzlicher Lebensversicherung betretbar, wenn überhaupt. Jack Gibson, (Bass), Lee Altus (2te Git.) und eigentlich Tom Hunting (Drums) ergänzen das mehr oder weniger melodiöse Ensemble. Aber letzterer ist beurlaubt, und für ihn ist Nick Parker von Leave's Eyes eingesprungen für die Killfest Tour. Heiligs Blechle, wie der Schwabe jetzt sagen würde, das hier ist nicht nur Thrash Metal in seiner Reinkultur (kein Wunder, gelten doch Exodus sozusagen als Erfinder dieser Stilistik). Das hier ist ein organisches Klang Passepartout, mit gefühlvoller Theatralik unterlegt und absolutem Kultcharakter versehen. Gemosht wird was der Hosenträger hält, und der Augsburger IronMan ist mit diesem, wirklich fantastisch-erotischem Schau- und brachialen Hörspiel von Exodus fast gewonnen. Geil war’s, kann man nur sagen..... http://www.exodusattack.com/ Und die Kumpel von der Ostküste Amerikas machen als erstes mal den Sisters of Mercy heiße Konkurrenz was die Vernebelung nackter Tatsachen betrifft. Nur habe ich hier keinen wunderschönen, breiten Fotograben, in welchem ich frei und ungezwungen agieren kann, um das Geschehen aus dem (noch) optimalsten Winkel einzufangen, sondern ich muss mich mit einer Zaunspecht – Perspektive mit Sichtbehinderung begnügen, um die Bildreportage dieses Abends zu vervollständigen. Obendrein gilt hier die eiserne Fotoregel – 3 Songs only..... Wäre auch weiter kein Problem. Denn mit gutem Licht und eben einem Photopit mach’ ich Dir auch, bei ‚nur’ einem Lied, in der Regel 150 Bilder. Bei uns in München jedenfalls gilt dieses 3 Tracks-Knipsen - Gesetz fast immer nur, wenn eben die gerade erwähnten Gegebenheiten für Fotografen vorhanden sind, nicht aber, wenn man in Clubs inmitten des Publikums bei vollem Haus und mangelndem Licht zu kämpfen hat. Aber gut, so stellt jede Location seine eigenen Regeln auf. Und diese gilt es zu befolgen. Blitzlicht gilt für ernsthafte Fotografen ohnehin als Totsünde bei Konzerten. Und deshalb sollte es für Veranstalter eigentlich überflüssig sein, erwähnen zu müssen, dass nicht geblitzt werden darf. (Anm: 150 Fans mit Minipocketkameras besorgen das ja ohnehin zum Eigenbedarf) Aber back to the Action hier, die wie eh und je von Mr. Elsworth angeführt wird, kurz ‚Blitz’ genannt. Und der verkündet uns alsbald, dass er demnächst seinen runden Fünfziger feiert. Hut ab, wäre hätte das gedacht. Unser Daniel Düsentrieb zeigt nämlich absolut keine Ermüdungserscheinungen und der Fettanteil seines durchtrainierten Korpus ist immer noch gleich Zero. Beneidenswert, einfach nur beneidenswert! Ihm zur Seite Carlo Verni, auch kurz D.D. genannt, mit dem zusammen Bobby anno 1980 die Band aus dem Taufbecken katapultiert hatte. Ergo, nächstes Jahr feiern wir 30jähriges Band Jubiläum. Eine Stilikone, die zwar in die Jahre gekommen ist, aber mitnichten unter Konditionsschwächen leidet, sowohl physisch, wie eben betont, als auch musikalisch. Den Rest der Wrecking Crew gestalten übrigens Derek Taylor (Git), Dave Linsk (Git.) und Ron Lipnicki (Drums). Und dann geht die Post ab wie einst Hermes als Götterbote zum Olymp geflattert ist. Das kracht es im Scharnier, und sogar die Holzwürmer leiden unter Tinnitus. Aber Meistro Blitz kennt keine Gnade und lässt mittels seines, durch Mark und Bein dringenden, Heldentenors die Bierkrüge mitvibrieren äh... bängen natürlich. Und zwar mit so einer Intensität, dass sogar die künstlich-erzeugten Nebelschwaden ins schwabbeln geraten. Ein Overkill Nitroknaller löst den nächsten Ohrwurm ab mit den absoluten Highlights ‚Eleminate’ und ‚Fuck You’, und nicht zu vergessen natürlich ‚Overkill’. Aber was rede ich da, das könnt Ihr ja ohnehin alles der hier abgebildeten Setliste entnehmen. Zusammenfassend kann ich nur so viel sagen, dass ein Overkill Konzert im Prinzip immer ein Garantieschein für ein Spektakel der Extraklasse darstellt. Da erübrigt sich ein Überlegen bezüglich eines Besuchs. Denn hier wird aber auch wirklich niemand entäuscht werden – wie auch immer. Overkill das ist energiegeladene Unterhaltung mit einem unheimlichen Adrenalinstoß, absolut zum mitgrölen geeignet und um das seelische Gleichgewicht wieder herzustellen, dank Aggressionsabbau beim moshen,. Erschöpfungszustand und Glückseligkeit mit inbegriffen und ich kann nur noch sagen, die Fahrt hat sich in jedem Fall gelohnt. – Auf die nächsten 30 Jahre.... und ein paar zerquetschte... http://www.wreckingcrew.com/crew/ |
Ja ja, das Leben ist voller Überraschungen...
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