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Jeder hat den Namen schon mal gehört, aber viele wissen bis heute nicht wirklich damit was anzufangen.  Dabei hat der gute Mann, der mit bürgerlichen Namen Ernst Ulrich Figgen heißt und 44 Jahre jung ist, seit 1984 ganze 17 Alben veröffentlicht. Und zusätzlich gibt es noch 13 Sampler, Live und Wiederveröffentlichungen. Seine Band – The Voodooclub.
Mit Voodoocult hingegen  gründete Phillip Boa eine Heavy Metal-Band bestehend aus Dave Lombardo am Schlagzeug, Chuck Schuldiner (Gitarrist), Waldemar Sorychta (Gitarrist), Mille Petrozza (Gitarrist) und ihm selbst als Sänger. Die Band veröffentlichte 1994 das Album Jesus Killing Machine. Ein Jahr später brachte die Band mit einer völlig anderen Besetzung ein zweites, selbstbetiteltes Album heraus. Danach löste sich die Band wieder auf.
Inzwischen lebt er schon seit vielen Jahren auf Malta und kommt nur noch für diverse Tourneen in heimatliche Gefilde. – In Independend Kreisen längst ein Superstar, dümpelt Boa im internationalen Business nach wie vor unter ferner liefen. Wobei sogar innerhalb Deutschlands ein gwaltiges Nord-Süd Gefälle besteht. So füllt er in Hallen in Berlin z.B. locker mit 1.000 und mehr Fans, während in München, so wie heute, gerade mal 400 Leutchen antanzen. Diese sind großteils schon gesetzteren Alters und haben wahrscheinlich die Karriere dieses alternativen Künstlers bereits seit der 80er Jahre mitverfolgt.

Wie auch immer, der heutige Voodooclub besteht aus: Phillip Boa (Gesang, Gitarre), Pia Lund (Gesang), David Rebel (Gitarre), Maik T. aka The Leach (Bass), Moses Pellberg (Schlagzeug) und Toett (Keyboards, Percussion). Aber bis auf Sängerin Pia Lund und natürlich Boa selbst, verschwindet der Rest der Musiker auf der Bühne buchstäblich im Dunst, und man nimmt sie nur am Rande wahr. Phillip Boa hingegen ist in der Tat eine Persönlichkeit, groß, individuell, exzentrisch und absolut vereinnahmend.
Er benötigt keine Supportband, fängt pünktlich um 20.30 Uhr an und spielt durch bis nach 22 Uhr. Ein großes Schild, handbeschrieben, weist den Zuschauer darauf hin, dass Herr Boa kein Blitzlicht liebt. Was für uns Profifotografen ohnehin Gang und Gebe ist, wird für den Fan zum Handycap mit seiner Pocket- oder Handycam.


'Diamond's Fall'

Dafür quält uns umso mehr der Nebel und das fast nichtvorhandene Licht um während der ersten 3 Songs ein paar annehmbare Bilder zu schießen. Wenigstens gilt es hier, nur eine Person da oben gekonnt vor die Linse zu kriegen und nicht das ganze Paket. Boa gibt sich mondän, er singt nicht nur seine Lieder, sondern er lebt sie mit eindrucksvollen Gestikulierungen und Gebaren. Die Musik ist eine Mischung aus Pop, Rock, Trance, TripHop, Dub Reggae und Dancefloor, die gekonnt vermischt, diese besondere Eigenwilligkeit hervor ruft, die dann wiederum Boas Stil ausmacht. Pia Lund, Boas ehemaliger Lebensgefährtin  erhält hier einen außergewöhnlich hohen Gesangsanteil, teilweise sogar ganz alleine ohne den großen Meister da oben, wie z.B. bei den Songs "Atlantic Claire" und "And Then She Kissed Her".
Der Fokus ist auf das neue Teil ‚Diamonds Fall’ gesetzt, aber auch die großen Independend Hits, die Boa in der Vergangenheit verbuchen konnte, "Diana", "Albert is a Headbanger" oder das unvermeidliche "Container Love", kommen  gut rüber.
Fest steht jedenfalls, dass Phillip Boa stets ein musikalischer Einzelgänger und Querdenker war und ist. Er hat seine eigene Vorstellung, und dabei ist es ihm egal, ob er damit erfolgreich ist oder nicht. Er ist seit mehr als 20 Jahren eine feste Institution in der deutschen Independend Szene und auch nicht mehr weg zu denken. – Wie auch immer, den Abschluss hier macht "Kill your Ideals", bei dem spätestens jetzt so manch über-50jähriger im Publikum wie zu seinen Öko-Unizeiten mit rockt. Nein, man kann wirklich nicht meckern. Das hier war wirklich gute Musik mit schönen Melodien, individuell vorgetragen mit einer ganz speziellen Note. Und das Ganze ist im Prinzip alles eine Sache des extravaganten Geschmacks.
http://www.phillipboa.de/


'This Is Michael'


'I Dedicate My Soul To You'