Wer? Den Namen kenn’ ich doch, werden die meisten von Euch denken,
ohne im ersten Moment genau zu wissen, wohin damit. Nur einem
eingeschweißter Rolling Stones Fan muss man hier kein A für ein O mehr
vormachen. So war doch jener Mick Taylor, just nach dem Ableben von
Gitarrist Brian Jones, 6 Jahre lange bei der größten Rock’n’Roll
Band der Welt, bevor er 1974 von selbst wieder das Handtuch schmiss,
wegen Unstimmigkeiten mit Keith Richards. Seitdem verfolgt der
Ausnahmegitarrist eine mehr oder weniger erfolgreiche Karriere, wobei
die Betonung eher auf weniger liegt. Es war vor allem die ständige
Kollaberation mit anderen bekannten Musikern, die seinen Namen im
internationalen Business am Leben erhielten. Ich spreche hier von Namen
wie Jack Bruce, Lowell George von der amerikanischen Band Little Feat,
John Phillips von The Mamas and the Papas, ging auf Tournee mit Alvin
Lee (1981), machte eine Welt Reunion-Tournee mit John Mayall und John
McVie und spielte im Studio (Infidels, 1983) und auf Tournee mit Bob
Dylan (Real Live, 1984) zusammen. Taylor ist auch auf Keith Richards
erstem Soloalbum Talk is Cheap in dem Stück I Could Have Stood You Up
zu hören. Am 14. Dezember 1981 spielte Mick Taylor fast das ganze
Konzert in der Kemper Arena in Kansas City mit den Rolling Stones.
Taylor's Gastauftritt ließ bei einigen Fans Hoffnungen aufkeimen, dass
er wieder Mitglied der Band werden würde. Diese Hoffnungen erfüllten
sich nicht. 1989 wurde Mick Taylor gemeinsam mit den Rolling Stones in
die Rock’n’Roll Hall Of Fame aufgenommen, und Anfang der 90er schloß
er sich Bill Wyman’s Rhythm Kings an. Und immer wieder veröffentlichte
er zwischendurch Soloalben. Das letzte Werk bis dato namens Family
Meeting-Wentus Blues Band &MT, erschien im vergangenen Jahr.
Im Januar ist der introvertierte Musiker 60 Jahre alt geworden. Grund
genug, um wieder einmal europäische Gefilde mit seiner eigenen Band zu
betouren. Und so bringt er den Blues heute Abend auch ins Münchner
Metropolis.
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Support kommt von der bayerischen Country-Cover-Band „Dibss“.
Zu jenen kann ich eigentlich nicht viel
sagen, da sie eben ausschließlich bekannte Rock’n’Roll und Country
Songs nachspielen. Vielleicht sollte man den Harmonikaspieler erwähnen,
der hier einen wirklich guten Job macht und wie Rumpelstitzchen auf der
Stange, kurz vor dem Absprung wirkt. Und auffallend ist auch, dass so
junge Musiker, wobei hier vermutlich keiner älter als allerhöchstens 30
ist bis auf den Harmonika Spieler, sich dieser Musik verschrieben haben.
Nett war’s aber nicht
wirklich beeindruckend. Aber wenn Ihr mal eine gute Partyband sucht für’s
Wohnzimmer oder zur Unterhaltung im Zeltfest, dann seid Ihr mit den Dibss gut bedient
http://www.thedibss.com
Und dann nimmt das Drama seinen Lauf.
Und dieses beginnt schon mit massiven
technischen Problemen, die die Alt-Herren da oben so gar nicht in den
Griff zu kriegen scheinen. Die Band besteht übrigens außer von Mick
Taylor noch aus Gitarrist Denny Newman, Max Middleton am Keyboard, Jeff
Allen am Schlagzeug und Michael Bailey zupft den Bass. Alles
hervorragende Musiker, aber......
....als erstes gehört der Toningenieur geteert und gefedert. Denn
Taylors Stimme ist viel zu leise und geht
komplett unter, zumindest während des ersten Teil des Sets. Später
wird’s dann etwas besser. – Aber die technischen Unzulänglichkeiten
ziehen sich durch die ganze Show, immer und immer wieder. Taylor beginnt
seinen Auftritt mit dem Song ‚Strange Affair’ und bedient sich auch
ansonsten vorwiegend seines Solomaterials, gdenkt Albert King und Muddy
Waters, und bis auf einen Song,
werden auch die Stones ignoriert. (Setliste gibt’s leider keine)
Zwischendurch verlässt er die Bühne und überlässt Mr. Newman die
Frontmann Rolle. –

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Die fast reinen Bluesstücke sind sehr
lang und ausschweifend und Mick Taylors Qualitäten als Gitarrist werden
dabei offensichtlich. Trotzdem hat man das Gefühl, dass er sein Set
irgendwie lustlos runter spult, die Augen ständig geschlossen haltend
und nur für sich selbst, introvertiert, spielend. Mir fehlt bei dem
Ganzen einfach die Seele, der berühmte Funke, der nicht überspringen
will. Und ich kann mich des öfteren in den 90 Minuten eines herzlichen
Gähnens nicht erwehren. Auch
in das ca. 300 Mann starke Publikum will nicht so rechte Bewegung hinein
kommen. Nur hin und wieder blitzt die alte Leidenschaft wieder auf in
Taylors, von vielen vergangenen Exzessen gekennzeichnetem, Gesicht.
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tja, damals haben wir
irgendwie gesünder ausgeschaut....
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Aber abgesehen davon herrscht hier im
Metropolis alles andere als Begeisterungsekstase. Und so manch einer ist
sich hinterher nicht wirklich sicher, was er von dieser Vorstellung
halten soll. Den, für ein so kleines Clubkonzert, relativ hohen
Eintrittspreis von 30,-- möchte ich hier nur noch am Rande erwähnen.
Schade eigentlich, dass ein solcher First Class Gitarrist im Laufe
seiner Karriere so abgestumpft ist. Talent hin oder her, aber hätte ich
hier Eintritt bezahlt, dann hätte mir jeder Cent leid getan. Traurig
aber wahr.
http://www.micktaylor.net/
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