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Alle Jahre wieder, und das, lt.eigener Aussage, seit mindestens 7 Lenzen, hält Albert Lee (nicht zu verwechseln mit Alvin Lee) Einzug in Münchens traditionsträchtigsten Countryclub, dem Rattlesnake Saloon. Und ich würde es nicht missen wollen, mir diesen Ausnahmegitarristen wieder und immer wieder anzusehen. Oft genug habe ich hier auf dieser Homepage schon über ihn berichtet, und seine Konzerte und Genialität beschrieben. Und jedes Mal erstaunt er mich aufs Neue mit seinem, fast schon akrobatischen Können. Kein Wunder, so hat Mr.Lee vor kurzem seinen zweiten Grammy wohlverdient eingeheimst . Und klar doch, da zieren noch etliche andere Auszeichnungen die Karriere, des inzwischen 66jährigen Musikers.  Am besten
hier mal klicken. Dann hat man alles auf einen Blick. Faktum ist, Albert Lee gehört zu den weltweit besten Gitarristen überhaupt (und das behaupte ich nicht, weil ich ein Fan bin oder dergleichen) Nein, dieser Umstand wurde mehrfach von renommierten Einrichtungen, Zeitschriften und Institutionen bestätigt. Und in Musikerkreisen ist der Name Albert Lee ohnehin beinahe schon heilig.

Aber,.... und das ist das Schöne an ihm, er hat nie abgehoben, und es ist ihm egal, ob er auf den Brettern  in der Royal Albert Hall in London zusammen mit Eric Clapton steht, oder eben hier im kleinen, aber feinen Rattlesnake Saloon. Denn, trotz der Tatsache, dass er schon mit fast allen Größen dieser Welt die Bühne geteilt hat, so hängt sein Herz doch am meisten an Hogan’s Heroes, mit denen er alljährlich eine ausgedehnte Tour in kleinem Rahmen unternimmt. Denn nur da kann er sein gesamtes Potential in seine grundeigenen Musik legen. Nicht, dass jene nur aus seiner alleinigen Feder stammt. Im Gegenteil, hierbei kommt Musik von Don Everly genauso zum Zug, wie Stücke von Carl Perkins. Aber es ist diese sehr eigenwillige Interpretation, die dem Ganzen eine urtypische Albert Lee Note verpasst. Und somit wird die Musik wiederum zu etwas ganz Speziellem, inklusive dieser brillanten Gitarrensoli, wo selbst ein Düsenjet zur Schnecke degradiert. Wie dieser, fast unmöglich zu bewältigende, Fingerpicking Stil zu bewältigen ist, weiß Albert selbst nicht so recht zu sagen. Es funktioniert fast schon automatisch, und er denkt immer 5 Noten im voraus, meint er im Interview (online in Kürze). Und nebenbei bemerkt, praktiziert der gute Mann diesen Hochleistungssport ja bereits seit fast einem halben Jahrhundert. Deshalb kennt er das Wort proben und üben auch nicht. Wozu auch... Die Bühne und die Livearbeit stellen ja das fit-bleiben dar. Und da ist noch etwas maßgebendes, dass es zu erwähnen gibt. Albert Lee geht nicht mit der Zeit. Hat er auch nicht nötig. Er spielt ‚seine’ Musik – Oldtime Rock’n’Roll und Countryrock und das mit viel Leidenschaft. Auch wenn jener eher verhalten ist, genauso verhalten und still-zurückhaltend wie er selbst auch. – Er stellt sich auch mitnichten in den Mittelpunkt, sondern duelliert sich mit Gerry Hogan, der ihm an der Steelguitar oder normalen Gitarre kaum in etwas nachsteht oder lässt Keyboarder Elio Pace den Vortritt, der sein Instrument zeitenweise fast vergenusswurzelt und die Tasten zusätzlich von unten bearbeitet. Zwischendurch wechselt Mr.Pace aber auch zum Akordion.

Zur Vervollständigung sei noch Brian Hodgson am Bass erwähnt und Peter Baron am Schlagzeug. Letzterer übernimmt, genauso wie Elio Pace mitunter den Gesang. Nein, hier kommt wirklich keiner zu kurz, und Hogan’s Heroes machen einen exzellenten Gesamteindruck. Aber letztendlich ist es dann doch Albert Lee, dem einmal mehr der meiste Applaus gilt. So mancher Cowboyhut fliegt vor Begeisterung in die Luft, oder aber den Club verstummen lässt vor lauter Ehrfucht bezüglich seines Könnens. Und dieses gilt nicht nur für die sechs Saiten, sondern auch für’s Piano, an dem er fast genauso viel Extravaganza beweist.

Wie schon vorhin erwähnt, setzt sich das Programm hauptsächlich aus Oldies zusammen, die im Bereich Country Rock’n’Roll liegen. Und ein Song darf natürlich als glänzender Höhepunkt nie fehlen. Eh schon wissen „Countryboy“. Das ist seine ultimative Hymne mit der er stets assoziiert wird. Es gibt kein Albert Lee Konzert ohne dieses Stück. Das ist wie Satisfaction und die Rolling Stones. – Und so wie heute, lässt sich dieser Song unheimlich ausweiten in verschiedensten Variationen. Heute zum Beispiel, beteiligt sich das Keyboard vermehrt an der Arie, und die Gitarrensoli kommen mir dreifach so extensiv wie sonst üblich, vor. Und obwohl ich wahrlich kein Freund von schwierigen Endlos-Frickelpartituren bin, so wirkt das hier so locker vom Hocker, dass einen die Faszination obgleich Speedy Gonzales Saitentanz, einfach hinfort fegt.

Ich kann nur jedem empfehlen, Euch diesen First Class Gitarristen einmal im Leben rein zu ziehen, auch wenn Ihr stilistisch nicht unbedingt auf der Countryschiene liegt. Aber allein die Musikalität ist es wert. Ich bürge dafür. Und deshalb watch out... Bill Wyman’s Rhythmkings kommen noch in diesem Jahr auf Tournee. Und das ein oder andere Solo ist Albert, dem letzten seiner Art, in jenem Rahmen sicherlich auch vergönnt. Ansonsten – see you again – next year same time im Rattlesnake, oder wo auch immer…..


'Countryboy'

http://www.albertleeandhogansheroes.com/  

Einige Schnappschüsse gibts im
Diary

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