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Okay, zugegeben, ich hab’ Asia schon mindestens 5 oder 6 Mal live on Stage gesehen. Aber ich habe Asia noch nie im Orginal Line up erlebt. Eben genau so, wie sie Anfang der 80er Jahre wie Phönix aus der Asche stiegen und gleich mit dem ersten selbstbetitlten Album den größten Erfolg landeten – bis heute übrigens. Dabei gaben sich etliche brillante Köpfe im Lauf der Jahre die Klinke in die Hand. Und es gab auch einige musikalisch, hochwertige Produkte. Aber keine von all diesen, zwischenzeitlich, erschienenen Scheiben erzielte jemals den kommerziellen Erfolg von  ‚Heat Of The Moment’ und ‚Soul Survivor’.
Keine Ahnung was die, jetzt doch schon betagteren Herren vom Original Line up  – Howe, Palmer, Whetton und Downes dazu bewogen hat, noch einmal miteinander gemeinsame Sache zu machen. Finanziell haben sie's garantiert nicht notwendig.  Das miteinander produzierte Album ‚Phoenix’, das im vergangenen Jahr erschien, rutschte unter ferner liefen. Aber trotz anderweitiger Aktivitäten mit Yes und dergleichen, hielt es die Musiker nicht ab, jetzt eine gemeinsame Nostalgie Tour durchzuziehen.

Um ehrlich zu sein, ich war etwas skeptisch im Vorfeld. Denn dank der Einflüsse von eben Yes, Emerson, Lake & Palmer oder King Crimson habe ich eher ein kompliziert-schwieriges Gefrickel erwartet, in dem sich jeder Einzelne einmal mehr profilieren wolle mittels seines Rufes und seines Talents. Außerdem ist das Venue bestuhlt, was ja im Klartext soviel wie, - konzentriertes Zuhören ist hier mehr gefragt, als mitrocken – heißt. (Besucher insgesamt ca. 500)
Große Schilder weisen den Besucher darauf hin, dass ein unerlaubtes Knipsen und filmen sofort mit Hallen Verweis  geahndet wird. Und so wird auch am Einlass fleißig alles eingesammelt, was auch nur im entferntesten mit einer Cam Ähnlichkeit hat.

Supportband gibt’s übrigens keine. Das Spektakel beginnt um Punkt 20 Uhr, und das, wie soll ich es nennen, mit großem Anklang. Abgesehen von den vier Musikern on Stage, wird das Bühnebild vor allem von zwei gewaltigen Screens im Hintergrund beherrscht, die im Verlauf der Show, entweder die Musiker selbst in Action, Plattencover oder gar Videoclips zeigen. Ein Intro, gefolgt von einem jener Smashhits vom allerersten Album, nämlich -  ‚Only Time Will Tell’, machen den Anfang. Ob das jetzt zweideutig gemeint ist, oder einfach so aus Ermessensgründen ausgewählt wurde, sei dahingestellt. Und meine Ängste, es könne sich nunmehr um eine, wie bereits oben erwähnt, Frickelorgie handeln, werden Gott sei Dank nicht bestätigt. Wie Ihr an der Setliste sehen könnt, jagt da tatsächlich ein Krachen den nächsten. Und da dieses Orignal Line up von Asia ja nicht wirklich viele Scheiben eingespielt hatten, im Prinzip nur die ersten beiden Alben ‚Asia’ 1982 und ‚Alpha’ 1983 und natürlich noch ‚Phönix’ von 2008, mischt man das Programm hier noch mit den größten Hits von Yes ‚Roundabout’, Fanfare of a Common Man’ von ELP und King Crimsons ‚In The Court Of The Crimson King’. Außerdem sticht jeder Musiker mit einem Solo hervor. Diese sind aber so gehalten, dass sie mitnichten langwierig oder ermüdend wirken. Im Gegenteil, man merkt und fühlt die Spielfreude des Quartets. Hier ist keine Sekunde langweilig..... kein Schmarrn....




'Don't Cry'



'Open Your Eyes'

Und bekanntlich liebt der durchschnittliche Konzertbesucher nichts mehr, als dass er seine Songs von damals in alter Frische wieder zu hören bekommt. Eine wirklich urige Einlage ist der Buggles Klassiker ‚Video Killed the Radiostar“, bei dem Geoff Downes in Glitzerjacket und Sonnenbrille glänzt. Es sei nicht zu vergessen, dass er es ja war, aus dessen Feder dieser Riesenhit stammt. Und sogar der exentrische Mr. Howe zeigt hin und wieder eine ungewöhnlich, gut gelaunte Mimik. Es lebe die Vergangenheit, die hier in der Gegenwart lebendiger als je zuvor ist.

Dementsprechend ist auch das Durchschnittsalter des Publikums zwischen 35 und 55. Spätestens zum letzten Song des offiziellen Sets, - wie könnte es anders sein....? – „Heat Of The Moment“ ist keiner mehr auf seinem Sitz zu halten und singt und stampft mit, was der Hallenboden aushält. Für eine Zugabe lassen sich Steve Howe, John Whetton, Carl Palmer und Geoffrey Downes noch mal zurück bitten für – „Soul Survivor“.  

Ein Blick auf die Uhr, und wir stellen erstaunt fest, dass über 2 Stunden wie im Sauseschritt vergangen sind, ohne dass wir auch nur einmal auf die Uhr geschaut haben zwischendurch, so kurzweilig, unkompliziert und klasse war diese Show. Das hier war ein Dejavu allererster Sahne in jeder Hinsicht und Beziehung und es war mit Sicherheit jeden Cent des Eintrittsgelds wert. Man kann nur hoffen, dass diese vier, wirklich grundverschiedenen, exzellenten Individualisten auch in Zukunft von Zeit zu Zeit zusammen finden, um Asias Meilensteine der Vergangenheit im heutigen Gewand und samt moderner Frische weiter leben zu lassen. – Denn so wie sie das heute interpretiert haben, so klappt es nicht immer und bei jedem Oldie.
Super war’s, in jeder Beziehung -  ohne wenn und aber, - und mit hohem Nostalgie Faktor.


'Fanfare To A Common Man'


'Heat Of The Moment'

http://www.originalasia.com/