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Und auf ein neues und einmal mehr- Jeff Scott Soto, das Multitalent, der Ausnahmemusiker, der Alleskönner und der ewige Looser – leider.
Und da aller (weniger) guten Dinge drei sind, haben wir mit diesem Künstler den Dritten im Bunde nach Eric Sardinas und Gazpacho, der zwar einen wahnsinnig hohen Level ansetzt und diesem auch durchaus entspricht, aber, wie auch bei den beiden anderen, es einfach nicht gelingen will, ein für allemal den internationalen Durchbruch zu schaffen. Oft habe ich mich schon gefragt, ob das am Zeitgeist liegt, der die musikalischen Stilistiken einfach nicht akzeptiert im Moment. Oder rührt es einfach nur von der Tatsache her, dass der gute Mann stets am falschen Ort zur falschen Zeit ist. Kinder, ich weiß es nicht. Und es wird mir wahrscheinlich auch zukünftig ein Rätsel bleiben. Denn Jeff Scott Soto ist und bleibt ein wirklich erstklassiger Entertainer, der sämtliche Musikstile zu einer einzigen großen Jamsession vereint. Hier regiert der Blues, der Rock und der Funk. Und alles miteinander ergibt gekonnt gemixt einen exzellent gwürzten Soto-Cocktail. Zugegeben, ich hab Jeff Scott Soto bis jetzt mindestens 5x live erlebt, wenn nicht öfter. Und sehr viel ändert sich nicht von Mal zu Mal, so auch wieder heute. Leider trifft das auch für die Zuhörerschaft zu, die sich wie immer bei ca. 100 Seelen bewegt, die den Weg hier her gefunden haben.
Mein persönlicher Dank geht an den Veranstalter, der meiner Bitte nach etwas mehr Bühnenlicht umgehend galant nachgekommen ist, und ein Baileys on the Rocks war auch noch drin. Ich sags ja immer, es gibt sie doch noch, die letzten wahren Gentlemen im Rock’n’Roll.
Aber zurück zu unserem musikalischen Tausendsassa, der trotz seiner zwischenzeitlichen Frontmann Rolle bei Journey nicht mehr Freunde für seine Solo-Aktivitäten gewinnen konnte.
Jeff hat jedenfalls wieder mal eine neue Bandkreation um sich geschart, und die besteht aus
Jorge Salan (Git), ein junges Talent aus Madrid. Und der hat auch gleich seinen Kollegen, den Bassisten Fernando Mainer mitgebracht. Und Schlagzeuger Edu Cominato, sowie Gitarrist BJ kennen wir noch von der brasilianischen Rockband Tempestt, die eigenständig, aber auch bei Sotos Südamerika Exkursionen stets mit von der Partie sind. Ergo, letztere Beiden sind keine Unbekannten mehr. -

Alles in allem befinden wir uns hier auf dem 1st Leg von Sotos Beautiful Mess Tour. Und die Setlist beinhaltet vorwiegend Solomaterial von Jeff, mal abgesehen von der funky Jam Session, die wie selbstredend zu jeder Soto Show gehört. Der gute Mann behauptet später, dass dank der Aircondition im Auto auf der Fahrt von Wuppertal nach München, seine Stimme ziemlich im Arsch gewesen wäre und er gravierende Probleme mit den hohen Tönen gehabt hätte. Aber ehrlich gestanden, ist das kaum jemanden aufgefallen, selbst mir nicht.


'Hey'


'I'll Be Waiting'

Soto ist ein Künstler, der gekonnt auf sein Publikum eingehen kann und dieses, neben der Musik, auch noch mit einigen Geistesblitzen unterhält. Zudem lässt er seinen Mitstreitern da oben, genügend Gelegenheit, auch ab und zu im Vordergrund zu stehen, vor allem wenn er selbst sich des Keyboards bemächtigt. Nein, ansich kann man sich über eine Soto Performance nicht beschweren, da er, wie ich schon vorhin erwähnt habe, ein sehr guter Entertainer ist. Aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass er der Typ von Musiker ist, der sich seinem Venue anpasst. Sprich, je größer die Örtlichkeit, desto ausschweifender die Performance. Der Mann benötigt eindeutig Bewegungsfreiheit, um sich richtig entfalten zu können. Aber diese wiederum kriegt man halt nur, wenn die Nachfrage nach dem Marktwert steigt und dadurch auch die Hallen größer werden.. Ist aber nicht gestiegen im Laufe all der vergangenen Jahre, wenn man mal vom Journey Ausflug absieht. Also wurschtelt sich Jeff, trotz seines, inzwischen sicherlich etablierten Namen, weiterhin durch die Liliput Landschaft des Rock’n’Rolls.

Es ist seine Spielfreude, die ihn diesen Dauerzustand auch weiterhin ertragen lassen. Und er legt sich wirklich ins Zeug bei Songs wie ‚Soul Divine’, ‚Eyes Of Love’ oder ‚Testify’. Und sogar Madonnas ‚Frozen’ kommt zum Zug in einer äußerst orginellen Version. Aber der Höhepunkt ist und bleibt das Funk-Medley mit vielen Klassikern aus dieser Stilistik wie z.B. ‚Play That Funky Music...’. Die Fans zeigen sich begeistert und verlangen nach mehr. Und Jeff samt Band greifen last but not least auf den Toto Klassiker ‚Hold The Line’ (der nicht mehr auf der Setliste steht) zurück, zum finales Streich.


'Stand Up'

Schön war’s wieder mit unserem Wohnzimmer – Melodic Rocker Nr. 1. Und ich bin mir ziemlich sicher, in einem Jahr oder so, beehrt er uns wieder hier in München. Sowas nennt man die optimistische Aussichtslosigkeit des Seins im Rock’n’Roll.... Long live the Music, und damit Frohe Ostern.


'Funky Medley'


'Hold The Line'

http://jeffscottsoto.com/

Einige Aftershow Schnappschüsse gibts im Diary