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Ja, du knallst die Tür nicht zu.... ist das tatsächlich schon satte 15 Jahre her, dass ich die Holländer das letzte Mal live on Stage gesehen habe? Ich kann’s fast noch nicht glauben, aber Leute, glaubt mir, es ist tatsächlich so. Und wäre da nicht der visuelle Aspekt, der sich noch am nachhaltigsten verändert hat bei den Burschen, (Anm. na ja, wir werden schließlich alle nicht jünger gelle?!) dann wäre man versucht zu denken, dass gerade mal ein paar knappe Lichtjahre in der Galaxis verstrichen sind. Denn konditionell sind die Oldies immer noch up to date und keinen Deut gealtert.


es war einmal.....in den Achtzigern....

Fakt ist, Pestilence haben anno dazumal wesentlich zur Festigung des Death Metals im Genre mit beigetragen. Und dieses anno dazumal ist mitnichten nur 15 Jahre her, sondern noch mal 10 weitere Lenze eher. Das war 1985, als der Death Metal noch in seinen Kinderschuhen steckte. Halleluja, war das zu jener Zeit ein Aufruhr, als jene Musikrichtung sich zu etablieren begann. Und wir wurden von unseren Eltern und Großeltern nahezu gelyncht fürs anhören dieser zartbesaiteten Muse. Gott sei Dank hatte ich damals bereits meine Volljährigkeit schon seit einigen Jahren erreicht gehabt und genoss deshalb sämtliche Privilegien und Freiheiten mich auch im Sog des sonnigen Gemüts von Death Metal und Co. zu sonnen.
Insgesamt habe ich Pestilence bestimmt schon, ach pfeif drauf, ich weiß es nicht mehr genau, wie oft,  live gesehen. Und es spielt ja auch keine Rolle, denn meine grauen Zellen sind mit Sicherheit altersbedingt auch nimmer die fittesten. Aber im Verlauf des heutigen Abends kommt denn doch noch so ab und zu ein Geistesblitz der Erinnerung daher gehumpelt. Ha ha, ich liebe es.... denn so alt wie ich bin, muss ich trotzdem gestehen, ich fühl mich noch lange nicht so gesetzt, wie mancher andere konservative Mitbürger meiner Generation. Und ich vermute, das trifft auch für die Kasköp hier aus den Niederlanden zu. Die lassen zwar da oben heute auch so was verlauten von wegen: we’re getting old usw. Aber ehrlich gestanden, abnehmen tut ihnen das hier drinnen keiner, schon gar nicht all die Youngsters, die glatt als ihre Sprösslinge durchgehen könnten.
Das, im wahrsten Sinn des Wortes, intime Stell Dich Ein der, insgesamt drei Akteure hier, hat bereits begonnen als ich eintreffe. Und meine Verwunderung obgleich eines überfüllten Parkplatzes wird je zerknuddelt, in der erkennenden Tatsache, dass hier im Backstage gleich 3 Events gleichzeitig stattfinden, wobei meine Destination noch die, leider, am kärglichsten bestückte, ist. Ich schätze die Zuhörerschaft auf maximal 200 Headbanger. Und ich verwette Haus und Hof , dass sich hier keine 10 kleine Negerlein befinden, die sich  in der Vergangenheit schon mal zu Pestilance’s Schlummerliedern die Rübe durch den Küchenmixer verzwirbelt haben.

Aber gut, dafür simma´ jetzt ja schließlich da. Und zum heiteren Warm-Up kredenzen uns  ‚The New Dominion’, ebenfalls aus der Tulpen- und Tilburger Republik, ihren fröhlichen 7/8 Takt in zig verkreuzten Variationen.

Sänger  Bart (nein, nicht der von den Simpsons) zeigt stolz seine Muckis und erinnert im entfernten an einen Klon von Dolph Lundgren. 2006 gegründet, veröffentlichten die Gebröder vor Kurzem ihr erstes Studioalbum namens '...and kindling deadly slumber'. Nun gut, ich muss gestehen, ich habe 1) das halbe Set veruntreut, und 2) hört sich das Ganze in meinen Lauschern denn doch etwas gewöhnungsbedürftig an. Aber gut, seht und hört am besten selbst in den mitgefilmten Clip rein und bildet Euch ein individuelles Urteil. – Und wie ich immer zu sagen pflege: die Opener – Pflichterfüllung ist nun mal nicht der begehrteste Job im Business. Wie auch immer, Potential ist auf alle Fälle vorhanden, und jetzt Schaugn ma moi dann seng ma scho”.  wie man hier im Bajuvarischen zu sagen pflegt, - ob wir die Ehre haben, noch öfter in den Genuss dieses Party Quintets kommen.

http://www.myspace.com/thenewdominion



Voila’ numero due im gepfefferten Dreier Paket sind ‚Vreid’ aus Norwegen.

Und wauw, jetzt haut’s mich gleich um. Denn der Front-Paradiesvogel dieser Death Metal Wikinger, ist wahrscheinlich so ziemlich das attraktivste Exemplar, das mir in diesem Metier’ je untergekommen ist – kein Schmarrn. Ja, ja ich weiß schon, darauf kommt’s nun wirklich nur zweitranging an. Aber 1) bin ich eine Frau, und daher fällt so was natürlich umgehend ins Klein Adlerauge. Und 2) wie heißt es so schön: jenes Auge schnabuliert bekanntlich mit. Für den Herrn an den 4 Saiten gilt jener Umstand übrigens fast genauso, wenngleich auch nicht ganz so beeindruckend. Aber abgesehen davon, ist das, was uns die Sture (Voc/Git), Hvàll (Bass), Ese (Git) und Steingrim (Drums) hier offerieren, tatsächlich nicht von Omis Schaukelstuhl zu weisen. Und dieser Vierer stammt mitnichten aus Tyranno Saurus Rex Zeiten, wie die Kollegen von Pestilence, sondern ist gerade mal im Jahr 2004 flügge geworden. Demzufolge dürften die Black Metaller allenfalls ihren Mit - 30er  erreicht haben, - vermute ich jedenfalls. Anyway, das Liedgut besitzt jedenfalls Hand und Fuß, und ist schon so gut wie zum mitjodeln geeignet... nun ja – sagen wir mal fast. Und das macht sich auch umgehend an der Bewegungsmotorik der kargen Zuhörerschaft bemerkbar, die umgehend einen Backenzahn zulegt an Kraftverbrauch.

Meine einzig-wirkliche rüde Kritik gilt wieder einmal der allgemeinen Scheinwerfer-Verschwendung, die mich eher an Energiesparmaßnahmen erinnert. Zum einen verfehlt die Optik, Mr. Universum ins rechte Licht zu rücken, und zum zweiten kapituliert meine Cam ihn Modell -mäßig gekonnt im Image einzufangen. Was für ein Jammer. Aber der Gute Sture sollte sich wirklich mal überlegen, ob er nicht mal bei Karl Lagerfeld vorstellig sein sollte. Die Chancen stünden garantiert nicht so übel.


eigentlich sieht er eher wie ein Spanier aus, und nicht wie ein Norweger.

Aber um Back to the Music sprechen zu kommen, sei noch mal gesagt, dass man sich den Namen ‚Vreid’ wirklich merken sollte. Der Stoff, ob, englisch oder norwegisch gesungen – ganz egal.... verstehen tut man bei der Muse ohnehin keine gesungene Silbe, bleibt auf alle Fälle irgendwie im Oberstüberl pappen (kleben), und das ist mit keiner Azetonmischung der Welt weg zu rubbeln. Deshalb der wohlgemeinte Rat, befestigt Euch ein imaginäres Heftpflaster in die oberen Eingeweide, und gebt Euch beim nächsten Mal die schönsten Black.. oder Death... ach scheiß drauf... Metaller in der nördlichen Hemisphäre. Ihr werdet kaum entäuscht werden.

http://www.myspace.com/thepitchblackbrigade



Und here they come....
Pestilence wie eh und je, nur um einige Pfunde schwerer und einige Haarsträhnen leichter, aber ansonsten fehlt sich nix.

Und unser Chorknabe Patrick Marneli sieht aus wie Peter Bywaters Zwillingsbruder (Anm. siehe Peter & The Testtube Babies) Na  ja, wer weiß. In diesem Business ist ja jeder mit jedem irgendwie verschwägert um 150 Ecken, obwohl ich das in dem Fall eher nicht vermute.
Auf alle Fälle legen Pestilence ohne opulentes Intro da oben los, als ob es gelte den Fujijama in Null Komma Nix in eine sudanesische Steppenlandschaft zu verwandeln, Feuersbrunst mit inbegriffen. Neben Pe... sorry, Patrick, meine ich natürlich, steht da oben noch Patrick Uterwijk an der Gitarre, Tony Choy am Bass (kennen wir ebenfalls noch aus den Anfangstagen) und last but not least Peter Wilderer am Schlagzeug. In dieser Eierkopflandschaft ist letzterer der Einzige, dem noch eine volle Haarpracht vergönnt ist. Priorin sei Dank, oder weiß der Geier was...

Die Seuche hat jedenfalls den passenden Namen, und jeder hier drinnen steckt sich augenblicklich an. Und – again, sei hier vermerkt, dass, obwohl ich mit Death Metal persönlich nicht unbedingt was am Hut habe, doch eine klarsichtige Struktur zu erkennen ist. Das ist besonders bei den alten Stücken deutlich erkennbar. Dabei sollte doch vor allem das neue und erste Teil seit 15 Jahren, Ressurection Macabre promotet werden. Wird es auch, aber nur mittels einiger wenigen Rhapsodien. Abgesehen davon regieren die Klassiker. Allen voran natürlich ‚Lost Souls’ und als krönende Draufgabe ‚Out Of The Body’, das mit seinem, immer wieder kehrenden Beat, schon fast so was wie ein Erkennungszeichen für die Band darstellt. Übrigens, es gibt auch ein Kuriosum heute Abend, was wieder einmal beweist, dass Musik eben doch nur Musik ist, - nur gut muss sie sein. Denn als Bassist Tony Choy (Anm: betreibt nebenher ein Jazzprojekt) ein Solo los lässt, so dass sogar Miles Davis seine Gruft renovieren würde, könnte er das erleben,  wird auch bei dieser Einlage geheadbangt, was der Stiernacken aushält. 
                                                                             
Ihr seht also, ob Deathmetal oder Chicago Jazz – ganz egal, es kommt alles exzellent an bei den bayerischen Metalfreaks, wobei sogar ein paar Tiroler Bergbauern Seil und Haken geschultert haben um hier raus zu kraxeln – hollareitulljo.... Es muss nur schmackhaft serviert werden.

Nun denn, unsere holländischen Pestbrüder wissen die offensichtliche Zuneigung zu schätzen, und sie wissen obendrein ganz genau warum. Denn nach so vielen Jahren wieder richtig Fuß zu fassen, auch wenn der Name Programm ist, ist alles andere als ein Pappenstiel auf dem Matterhorn, und somit zählt jeder einzelne Zuspruch.
Mein persönliches Nachtgebet vorm Nach Hause gehen heißt – well done - es lebe der Death Metal der Achtziger Jahre in all seinen Fassetten, Meister Proper lässt grüßen mit modernem Touch und einem Hauch Nostalgie. Und der Nachwuchs soll erst mal nachmachen, was die Oldies da oben grad auf die Bretter gebuttert haben. Amen und jetzt sleep well in your Bettgestell....

http://www.pestilence.nl/