“Es ist zwar sehr schwer in Deutschland generell Fuss zu fassen. Aber
wenn du das geschafft hast, dann lieben sie dich bis ans Ende
deiner Tage“.
So und nicht anders hat es unser Schmusesänger Nr. 1 in einem Statement
ausgedrückt. Und wo er recht hat, hat er recht. Die Hallen und Stadien
dieses Landes sind immer randvoll, wenn Mr. Richie wieder mal zu seinem,
fast schon, alljährlichen, Rundtrip über den großen Teich herüber
schippert, um vor allem die holde Weiblichkeit mit seinem Charme zu
bezirzen. Und er gibt während des heutigen Konzertes u.a. auch zu
bedenken, dass sich hier in der Olympiahalle mindestens 5.000 Frauen
befinden, und er das wirklich begrüße. – Ich selbst habe den
ehemaligen Kopf der Commodores vor einigen Jahren einmal getroffen und
interviewt und dabei festgestellt, dass ich selten so einen humorvollen
und schlagfertigen Mann im Showbusiness getroffen habe.
Aber abgesehen davon
erinnert er mich vom Aussehen her eher an einen unserer Artgenossen aus
dem Urwald, und ich kann die schmachtenden Blicke aller weiblichen Zaungäste
heute Abend nun mal so rein gar nicht verstehen. Aber gut, jedem das
Seine. Und eines muss man ihm definitiv lassen. Lionel Richie hat
Ausstrahlung, Charisma und eben sehr viel Charme und stellt grundlegend
seine Alleinunterhalter Qualitäten unter Beweis.
Nun, um zum eingangs erwähnten Thema noch mal zurück zu kehren, so sei
an dieser Stelle noch schnell vermerkt, dass die Fakten, die für Europa
gelten, in seiner Heimat Amerika leider schon seit geraumer Zeit der
Vergangenheit angehören und er dort lediglich noch von einstigen Erfolgen
lebt. Das neue, aktuelle Album ‚Just Go’ zog in Germany zum Beispiel
bis auf Platz 9 vor, während es in den USA nicht mal annähernd an die
Hitlisten heran trat. Ein Grund mehr, seine Live Aktivitäten vor allem
nach Europa zu verlegen, um zumindest hierzulande seinen Status noch mehr
zu festigen.
Lionel Richie ist bekannt für seine Balladen, wie den Commodores Hit ‚Three
Times A Lady’, oder das Filmduett mit Diana Ross – ‚Endless Love’.
Und genau jene Schmachtfetzen sind es, die den Amerikaner so beliebt
werden ließen. Zahllose Auszeichnungen, ob Platin oder Grammy zieren
seine Karriere. Und jetzt mit fast runden 60 Jahren, (Geb. ist der
20.Juni) und als frisch gebackener Großvater, sieht er immer noch aus wie
Ende 40 (Ein Dank an die Plastische Chirurgie) und lässt
sprichwörtlich die Puppen tanzen.
Zurück in die Münchner Olympiahalle, die in der Arena bestuhlt, gut
geschätzte 9.000 Fans zählt, davon mindestens, wie Lionel schon richtig
gemutmaßt hat, ca. 5.000 der weiblichen Sorte. Support gibt’s keinen,
und um Punkt 20.30 Uhr beginnt die soulige Liebeserklärung eines der
erfolgreichsten Künstlern in diesem Genre. Noch verhüllt ein Vorhang den
Großteil der Bühne, und der Vordergrund wird lediglich von einem Piano,
Marke Steinway dominiert.
Lionel, ganz in dezentem
Schwarz gekleidet, betritt ziemlich leger den Kegel des Scheinwerfer
Lichts und muss erst mal mindestens 3 Minuten lang, donnernden Applaus über
sich ergehen lassen, bevor er mit, - jawohl ja, - einer Ballade die 2stündige
Show beginnt. ‚Easy’ ist die Devise, die er am Piano und mit einer
Megatonne Feeling zum Besten gibt. Im zweiten Drittel des Songs fällt
dann auch der Vorhang und die Band tritt in Erscheinung.
Von da an geht’s Schlag
auf Schlag, und ein Smashhit jagt den nächsten (siehe Setliste) Und
obwohl Lionel Richie der Fokus des Geschehens ist, lässt er seinen
Begleitmusikern jede Menge Freiraum, um sich an ihren Instrumenten zu
profilieren, wobei besonders der Gitarrist und Saxophonist auffällt.
Ach ja, eine kleine Schützenhilfe
für das allgemeine Textgut, dezent versteckt in diversen Monitorboxen,
ist auch vorhanden, so entdeckt vom Fotograben aus.
Aber es macht nicht den
Anschein, als ob der Meistro hiervon allzu oft Gebrauch machen würde. Und
mal generell gesehen, lieber abgelesen und selbst gesungen, als
Vollplayback, was ja auch keine Seltenheit mehr ist heutzutage.
Mr. Richie lässt die
Commodores neu aufleben mit etlichen Gassenhauern, allen voran
selbstredend Brick House. Ich
muss gestehen, ich liebe diesen Song, der so rhythmisch ist, dass man
einfach nicht still stehen, oder gar sitzen kann. Im Grunde genommen ist
es die gekonnte Abwechslung zwischen slow und easy living, die die ganze
Schose ausmacht. Denn so kommt eigentlich nie Langeweile auf. Zusätzliche
Showeffekte gibt’s nur wenige, mal abgesehen von den überdimensionalen
Screens, die die Bühne einrahmen, und neben Großaufnahmen von der
aktiven Band, alte Nostalgieaufnahmen der Commodores, sowie einmal auch
ein süßes Babyfoto von Opas ganzem Stolz zeigt.
‚Dancing On The
Ceiling’ beschließt das offizielle Set. Und spätetens da ist alles
auf den Beinen und zum Bühnenrand vorgestürmt. Zugabe gibt’s
selbstredend auch noch. Und ein zweideutiges ‚All
Night Long’ beschließt einen Abend, der jeden Konzertbesucher,
der mindestens 3 Generationen, die sich hier drinnen befinden, zur Gänze
zufrieden gestellt hat. Und dann entschwindet Lionel ohne großes
Klimborium nach hinten, wo schon die Audi-Limousine wartet, und ist
schneller in die Nacht entschwunden, als dass die Band den allerletzten Ton
gespielt hat.
Scheeenn war’s und wieder einmal ein voller Erfolg. Und ich muss
gestehen, auch mir hat’s wunderbar gefallen.
Zum Abschluss sei noch gesagt, dass es Lionel Richie am Dienstag, 21.04.
im Frühstücksfernsehen von SAT 1 zu sehen gibt. Und Gerüchten zufolge
will er demnächst wieder mit den Commodores zusammen auf Tournee gehen.
Spätestens dann dürfte auch in der USA der eine oder andere Nostalgiker
wieder aufwachen, von Europa ganz zu schweigen.....
http://www.lionelrichie.com/
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