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Aber abgesehen davon
erinnert er mich vom Aussehen her eher an einen unserer Artgenossen aus
dem Urwald, und ich kann die schmachtenden Blicke aller weiblichen Zaungäste
heute Abend nun mal so rein gar nicht verstehen. Aber gut, jedem das
Seine. Und eines muss man ihm definitiv lassen. Lionel Richie hat
Ausstrahlung, Charisma und eben sehr viel Charme und stellt grundlegend
seine Alleinunterhalter Qualitäten unter Beweis.
Lionel, ganz in dezentem Schwarz gekleidet, betritt ziemlich leger den Kegel des Scheinwerfer Lichts und muss erst mal mindestens 3 Minuten lang, donnernden Applaus über sich ergehen lassen, bevor er mit, - jawohl ja, - einer Ballade die 2stündige Show beginnt. ‚Easy’ ist die Devise, die er am Piano und mit einer Megatonne Feeling zum Besten gibt. Im zweiten Drittel des Songs fällt dann auch der Vorhang und die Band tritt in Erscheinung. Von da an geht’s Schlag auf Schlag, und ein Smashhit jagt den nächsten (siehe Setliste) Und obwohl Lionel Richie der Fokus des Geschehens ist, lässt er seinen Begleitmusikern jede Menge Freiraum, um sich an ihren Instrumenten zu profilieren, wobei besonders der Gitarrist und Saxophonist auffällt. Ach ja, eine kleine Schützenhilfe für das allgemeine Textgut, dezent versteckt in diversen Monitorboxen, ist auch vorhanden, so entdeckt vom Fotograben aus. Aber es macht nicht den Anschein, als ob der Meistro hiervon allzu oft Gebrauch machen würde. Und mal generell gesehen, lieber abgelesen und selbst gesungen, als Vollplayback, was ja auch keine Seltenheit mehr ist heutzutage.
Mr. Richie lässt die Commodores neu aufleben mit etlichen Gassenhauern, allen voran selbstredend Brick House. Ich muss gestehen, ich liebe diesen Song, der so rhythmisch ist, dass man einfach nicht still stehen, oder gar sitzen kann. Im Grunde genommen ist es die gekonnte Abwechslung zwischen slow und easy living, die die ganze Schose ausmacht. Denn so kommt eigentlich nie Langeweile auf. Zusätzliche Showeffekte gibt’s nur wenige, mal abgesehen von den überdimensionalen Screens, die die Bühne einrahmen, und neben Großaufnahmen von der aktiven Band, alte Nostalgieaufnahmen der Commodores, sowie einmal auch ein süßes Babyfoto von Opas ganzem Stolz zeigt.
‚Dancing On The
Ceiling’ beschließt das offizielle Set. Und spätetens da ist alles
auf den Beinen und zum Bühnenrand vorgestürmt. Zugabe gibt’s
selbstredend auch noch. Und ein zweideutiges ‚All
Night Long’ beschließt einen Abend, der jeden Konzertbesucher,
der mindestens 3 Generationen, die sich hier drinnen befinden, zur Gänze
zufrieden gestellt hat. Und dann entschwindet Lionel ohne großes
Klimborium nach hinten, wo schon die Audi-Limousine wartet, und ist
schneller in die Nacht entschwunden, als dass die Band den allerletzten Ton
gespielt hat.
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