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Gerade habe ich darüber sinniert, wie lange Jackson Browne schon nicht mehr in München war. Und wenn ich nicht komplett falsch liege, dann gab sich der amerikanische Musiker zuletzt 1986 in der Rudi-Sedlmayer-Halle die Ehre. Aber das war zu einer Zeit, wo ich noch lange nicht daran gedacht habe, nach München zu ziehen.
Generell gesehen war Mr.Browne aber vor fünf Jahren in Deutschland für ein paar wenige Termine, nur eben nicht hier in der bayerischen Landeshauptstadt.
Nun, last but not least ist er jetzt wieder für eine ausgedehnte Konzertreise am alten Kontinent gelandet, inklusive eines Stopps in München.
Runde 60 Jahre alt ist der gebürtige Heidelberger jetzt. Allerdings zog er mit seinen Eltern bereits im zarten Alter von 3 Jahren nach Amerika, und ist dort auch geblieben. 1972 begann Jackson Browne seine Karriere als Singer-Songwriter und veröffentlichte das selbstbetitelte Debütalbum mit den Hits ‚Doctor My Eyes’ und ‚Rock Me On The Water’. Seitdem sind 17 CDs/LPs erschienen (13 Studiowerke, 2 Best of’s, und 2 Live Scheiben) sowie eine DVD ‚Going Home’ 1994. Für all diejenigen die weiteres Interesse an der detaillierten Künstlerbiographie zeigen, sei hier an
Wikipedia weiter verwiesen
Ein Kuriosum rankt sich um den Musiker, mit dessen Namen viele jüngere Musikfans nicht viel anfangen können. Aber wenn genau jene den Song ‚The Load Out und das daranhängende ‚Stay’ zu hören kriegen, dann erhellen sich die meisten Gesichter mit einem erkennenden - ‚oh ja, das kenne ich schon’.
Nun gut, Jackson Browne macht heute Station in unserem renommierten Circus Krone, der wie immer in den Frühlings- und Sommermonaten für anderweitige Events zur Verfügung steht, hingegen im Winter ausschließlich der Zirkus regiert. Das Konzert ist leider nicht ganz ausverkauft. Und etliche Leute versuchen vor Beginn noch überflüssige Tickets an den Mann zu bringen, vielfach vergeblich. Drinnen schätze ich die Zuhörerschaft auf etwa 6 – 700 Gäste, wobei man bedenken sollte, dass auch die Arena bestuhlt ist.

Supportact gibt’s wieder mal keinen, und das braucht’s auch nicht unbedingt. Jackson Browne ist kein Musiker, der durch etwaige Vor-Anfeuerung einen Energielevel pushen muss für seinen Auftritt. Denn er ist ohnehin ein eher stiller Künstler, eben ein Singer-Songwriter mit harmonischen und grazilen Melodien. Das ist eindeutig Musik zum zuhören und weniger zum abrocken.

Browne übt sich im Understatement und betritt ohne großem Aufhebens die Bühne, gefolgt von seiner Begleitband, die aus zwei schwarzen Background Sängerinnen, einem Gitarristen, Schlagzeuger, Bassisten und Keyboardisten besteht. Allesamt sind übrigens hervorragende Musiker, wie sich im Verlauf der Show heraus kristallisiert.

Die Setliste zeigt ein gekonnt, gemischtes Programm aus legendären und wohlbekannten Songs und Tracks vom aktuellen Album ‚Time The Conqueror, das im vergangenen Jahr erschienen ist. Er selbst begleitet sich abwechselnd an der Gitarre und am Piano, und bieten den einen oder anderen Song auch mal zur Abwechslung in der Akustikversion, wie zum Beispiel ‚Lives In The Balance’. Es sei dazu vermerkt, dass dieser Song nie ein Hit war, aber dennoch von Jackson Browne Fans unheimlich geschätzt wird. Bevor ich es vergesse zu erwähnen, die Show ist in zwei Teile gespalten, die jeweils etwas über eine Stunde dauern mit einer halbstündigen Unterbrechung. Die zweite Hälfte des Konzerts ist denn auch deutlich lebhafter, enthält sie u.a. die absoluten Höhepunkte 'Running On Empty' (Anm. der Song kam vor allem im Film Forrest Gump zu Ehren) , und was nicht auf der Setliste steht, nämlich ’The Load Out/Stay’. Spätestens dann ist keiner mehr auf seinem Sitz zu halten und stürmt in Richtung Bühne.


Unsere Security Buam Peter & Daniel
mal ganz schick in Schale geworfen.


60 Jahre und kein bisschen älter...
als vor 25 Jahren.

 (Anm. übrigens für alle die’s nicht wissen: ‚Stay’ ist mitnichten ein Jackson Browne Song, sondern wurde von einem gewissen Maurice Williams geschrieben, der mit seinen Zodiacs, ehemals the Gladiators,  anno 1960 einen Nr. 1 Hit in den Billboard Charts landete und damit insgesamt 18 Wochen in den Hitlisten verweilte).
Und noch was sei gesagt, hier in München hat sich Mr.Browne das erste Mal auf seiner momentanen Tour herab gelassen und 'The Load Out/Stay' performt. Keine Ahnung warum, vielleicht ist er so gerührt, weil ihm hier das Publikum soviel Enthusiasmus entgegen bringt. Und bei 'Stay' übernimmt die Menge den Gesang. Es ist übrigens das einzige Mal heute Abend, wo ich Jackson Browne habe lächeln sehen. 
Anschließend verabschiedet er sich mit einem bescheidenen Dankeschön und ohne weitere großartige Verbeugungen. Seine hervorragenden Deutschkenntnisse behält er an diesem Abend allerdings zum Großteil für sich. Die Zugabe bleibt nicht aus, und klar doch ‚Somebody’s Baby’ darf nicht fehlen. Ein Track, der nie auf einem regulären Jackson Browne Album erschienen ist, sondern nur auf dem Soundtrack zum Film ‚Last Times At Ridgemont High’ von 1982. Erst 15 Jahre später wurde der Song dann in ein Best of... Album miteingebaut. Vermissen tue ich dann lediglich 'Lawyers In Love' oder 'For A Rocker', die eigentlich unbedingt dazu gehören. Aber das wäre zeitlich wohl zuviel des Guten gewesen.
Aber kein Zweifel, der Einstand ist absolut gelungen, und die Begeisterung bei den 35 – 65jährigen Konzertbesuchern ist groß und durchaus verständlich. Das hier waren zwei Stunden hervorragende amerikanische Song-History mit vielen  Nostalgie Aspekten, gemäßigten, eher ruhigen Rhythmen, und  hohem Qualitätsniveau. Mal schauen, wie lange es jetzt wieder dauert, bis Jackson Browne wieder den Weg nach Germany, seiner eigentlichen Heimat findet, - wenn überhaupt noch mal.....
Bravo das war ganz großes Konzertkino ohne wenn und aber....
http://www.jacksonbrowne.com/


"The Load Out / Stay"
(wer zu Beginn keinen Wiedererkennungswert findet, der schiebt den Curser am
besten vor bis ca. 5.10 Min. Dann sollte es funken im Oberstübchen)