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... und die Mädels kreischen, dass die Bude fast zusammen kracht. Fast könnte man meine, da oben stehen Tokio Hotel in kleinem Rahmen. Nur dass unsere Helden hier etwas älter sind, amerikanisch, und was am wichtigsten ist, weitaus bessere Musik produzieren. Live on Stage war die Band rund um Jacoby Shaddix (Coby Dick) seit dem Jahr 2000 und ihrem Durchbruchsalbum ‚Infest’ bereits mindestens zwei Dutzend Mal in Germany on tour, mal als Support, dann wieder als Headliner. Und mit ihrem fröhlich-aggressiven Hau Drauf Nu-Metal begeistern sie vor allem ein junges Fan Klientel. Ums genau zu nehmen, hat nur ein einziger Song der Truppe genügt, um den Popularitätslevel von 0 auf 100 schießen zu lassen, und das war und ist immer noch ‚The Last Resort’. Kein Auftritt ohne dieses Stück, ansonsten hagelt es Proteste. Kein Angst, bislang wurden noch immer alle Fanwünsche erfüllt und das mit bombastischem Nachdruck.
Zur Zeit touren die Kalifornier mit einem neuen Album namens ‚Metamorphosis’ durch die Lande und beehren uns heute Abend hier in München gleich im Dreier Paket.
Den Opener In This Moment habe ich wieder mal glorreich verpasst dank notorischem Zu Spät Kommens meinerseits, was sich langsam zu einer Krankheit entwickelt, wenn ich nicht aufpasse.

Aber für Kapitel Zwei der Hardrock Gala, die sich Filter nennt, bin ich dann zur Stelle, um jene in Bild  und Ohr festzuhalten. Jene haben gerade einen Komplett-Überblick über ihr Schaffen veröffentlicht. -

’The Very Best Things 1995 – 2008’. Leider Gottes ist die Band momentan nicht unbedingt vom Schicksal verwöhnt, so musste doch Gitarrist Geno Lenardo kurzfristig während dieser Tour, in die Staaten zurück reisen wegen einer familiären Tragödie. Filter haben Glück im Unglück, denn bei den meisten Songs in ihrem Programm springt Gitarrist Blake von ‚In This Moment’ ein und hilft aus. Und ich muss sagen, alle Achtung, ich bin beeindruckt, wie souverän die Jungs die Situation meistern. Andere Gruppen würden gar nicht erst auftreten unter dem Aspekt. Nicht aber Filter, die ihr Ding unbedingt auf Teufel komm raus, durchziehen wollen. Und es zahlt sich aus. Frontmann Richard Patrik, der mich visuell, wieder mal stark an Graham Bonnett (Ex-Rainbow) erinnert, verfügt über eine tolle Ausstrahlung, mit der er den Großteil der Fans umgehend für sich vereinnahmt.

Filters Musik ist eine Mischung aus Post Grunge, Alternativ und Industrial Rock. Letzteres hat Patrik wahrscheinlich von seiner Zusammenarbeit mit den Nine Inch Nails mitgenommen, nehme ich zumindest mal an. Alles in allem kann ich mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass das Set noch mal um einige Tracks gekürzt wurde, auf Grund der Umstände. Somit ist das Gastspiel der Amis aus Cleveland, Ohio, schneller wieder um, als man lauschen kann. Aber sie hinterlassen auf mich einen durchaus ansprechenden Eindruck, den ich gedenke, bei passender Gelegenheit noch ein wenig zu vertiefen, aber dann hoffentlich bei einer etwas längeren Spieldauer.

http://www.officialfilter.com/

Papa Roach machen’s dann besonders spannend mit etwas Tockeneisnebel, der allerdings riecht, als ob die Hütte gleich abfackeln würde. Und sämtliche Bandmitglieder sind mindestens schon 3 Minuten on Stage, als dann endlich Lichtgestalt Coby auf die Bühne purzelt und von einer Welle der Begeisterung seitens des Publikums empfangen wird. Über die Affenhitze in diesem Laden hier, brauche ich wohl weiter kein Wort zu verlieren.

Und die vielen Mädels in den vordersten Reihen bekommen glänzende Augen inklusive einem verklärtem Gesichtsausdruck. Halleluja, da kommt Frohsinn aus. Und unser Metalgigolo da oben provoziert die Situation mit eindeutigen Gestiken um noch mal drei Nuancen bei mindestens 40 Grad im Scheinwerferlicht.

Zum ablichten gar nicht so einfach, denn dieser Zappelphillip steht aber auch keine Millisekunde still. Im Verlauf der Show verlangsamt sich das physische Tempo etwas. Kein Wunder bei dieser anfänglichen Energieverschwendung. Und die aparte Frisur bleibt auch auf der Strecke. Aber das sind alles Nebensächlichkeiten, verglichen mit der wirklich superben Performance, die die Brüder da allesamt auf die Bretter legen. Kein Wunsch bleibt offen (siehe Setlist) und unser fast ausverkauftes Backstage Werk (ca. 1.100 enthusiastische Kiddies) hebelt sich wieder mal fast aus den Grundfundamenten.

Und wenn der King of the Stage dann auch noch urplötzlich auf dem, in der Halle im hinteren Bereich situierten, Thekentisch erscheint, dann ist der Begeisterungsschwall kaum noch zu bremsen. Coby wird, um sie nicht außen vor zu lassen,  noch von Jerry Horton an den 6 Saiten unterstützt, Will James am Bass und Neuzugang Tony Palermo am Schlagzeug.

Und auch diese Herren schenken sich nichts, um die allgemeine Hysterie noch etwas mehr anzustacheln. Cobly lästert über ‚Shitney Spears’ und Konsorten ab und lässt kein gutes Haar an jenen Stilikonen der Popkultur. Na wenn schon.... we are here tonight, und Papa Roach rule the Scenery, die sich langsam aber sicher in ein Schlachtfeld verwandelt. Nein man kann sagen was man will, aber das hier ist eine wirklich geile Liveband, die jeden Club mühelos aus den Angeln hebt. Jeder weitere Kommentar erübrigt sich hier. Und ach ja, bevor ich’s vergesse, bevor wir alle schweißnass, müde und glücklich nach Hause eiern, bekommen wir noch die Draufgabe, sozusagen das letzte Sahnehäubchen. Und das heißt, wie sollte es anders sein: „The Last Resort“. Denn wie ich schon sagte, ohne jenes, wäre eine Papa Roach Show, keine Papa Roach Show... in Sanktus Fidibus......
http://www.paparoach.com/