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Ja bist du deppert, wie der Bayer sagen würde..... Alles hätt’ ich mir jetzt erwartet, aber keinen braven Bilanz Buchhalter aus dem örtlichen Finanzamt, oder sollte ich eher sagen – eine Mischung aus Kiefer Sutherland meets Al Capone, und das auch noch mit mindestens 25 kg Gewichtsverlust seit dem letzten Mal. Ein Hoch den Weight Watchers – alle Achtung. Wenn man sich noch an den letzten Einstand von Herrn Bonamassa erinnert, dann hat man nunmehr den Eindruck, da oben steht eine ganz andere Person.
Erst wenn er beginnt seine 6 Saiten (in diesem Fall sind es anfangs
sogar 12 Strings) zu bearbeiten, dann merkt man spätestens, nein, das
is’ er immer noch, das Wunderkind aus Utica, NY, das im Jahr 2000, mit
gerade mal 23 Jahren die Blueswelt von sich zu begeistern vermochte. Von
da an und dem Debütalbum ‚A New Day Yesterday’ ging es steil nach
oben. Und bis heute folgten noch weitere 6 CDs, wobei das jüngste Werk
‚The Ballad Of John Henry’ gerade erst erschienen ist. Inzwischen
ist Joe 32 Jahre, und immer noch jung. Und abgesehen von dieser
visuellen 180 Grad Veränderung, hat sich seine Selbstsicherheit da oben
noch um etliche Nuancen mehr gefestigt. Ach ja, und eine andere Band als
damals, hat er obendrein mitgebracht, eine, die sich um einen Mann vergrößert
hat. Kurz vorgestellt sind das Carmine
Rojas am E-Bass, Keyboarder Rick Melick und Bogie Bowles am
Schlagzeug. Aber es ist natürlich Joe selbst, der im konstanten Mittelpunkt steht und uns wieder einmal zeigt, was für ein brillanter Weltklasse Gitarrist er ist. Und wenn wir schon beim Vergleich zur letzten Tour sind, dann seien noch einige Dinge erwähnt, die sich maßgeblich verändert haben. Kurz und gut, - er fidelt nicht mehr so viel. Sprich aus den nonstop halbstündigen Saiten Orgien, die Otto Normalverbraucher im Kopf kaum aushält, sind solide Soli von einer maximalen Länge von ca. 5 – 8 Minuten geworden. Auch die Stimme ist deutlich gereift, und Joe zeigt auch ohne Gesangs-Mikrophon, dass er tatsächlich Kraft und Ausdruck in der Goldkehle sitzen hat. Die vorhin erwähnte Souveränität sticht in den vermehrten Ansagen zwischen den Stücken hervor.
Mehrmal bedankt sich Joe beim Münchner
Publikum, das übrigens sehr zahlreich erschienen ist. Unsere
Muffathalle ist fast ausverkauft. Und er lässt nicht aus, wie stolz er
ist, kürzlich zusammen mit Eric Clapton auf einer Bühne in der Royal
Albert Hall in London gestanden zu haben. Seine Ehrfurcht gegenüber Mr.
Slowhand ist offensichtlich. Eine weitere Veränderung im gegenwärtigen
Set ist eine deutlich härtere Gangart als früher. Stand Bonamassa
vormals für Blues only, so hat der Rockanteil jetzt um ein vielfaches
zugelegt. Steht ihm zugegebenermaßen nicht schlecht. Und es macht die
Performance zu einem wirklich abwechslungsreichen Trip in die Fusion
Verquickung zweier musikalischer Urstilistiken. Wandelbar u.a. auch, weil er später
dann, lange nach diesem Auftritt hier, auf einmal gar nicht mehr wie Al
Capone vom Wirtschaftsamt wirkt, sondern wieder ganz, ganz jung, so als
ob er gerade mal volljährig geworden wäre, aber das wiederum mit einem
gewaltigen Schalk im Nacken. Siehe hier |