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Nein, es besteht kein Zweifel. Man hört immer noch, dass er Engländer ist, auch wenn er schon seit so vielen Jahren in den USA lebt. Aber es ist nicht nur der leise vornehme Tenor, es ist auch das allgemeine Auftreten und die Ausstrahlung, die man am besten mit – Gentleman-like beschreibt. Und er ist noch nie vorher in Deutschland gewesen,  -na ja, zumindest nicht live on Stage.
Dabei hat dieser gute Mann schon so einiges hinter sich in Sachen Musikerkarriere, allen voran seine Band ‚The Babys’ mit denen er zwischen 1975 bis 1981 seine größten Erfolge erzielt hatte, vor allem  in Amerika. Ab dann sprang er zwischen Aktivitäten mit Bad English, denen u.a. die halbe Mannschaft von Journey angehörte, und seiner Solokarriere hin und her. Aber auch mit dieser amerikanischen Melodic Rockband wurde er auf Dauer nicht glücklich, trotz einiger Charterfolge. Und 1991 war auch damit Schluss. Bleibt nur noch die Solokarriere, denen Songs wie ‚Mr. Wonderful’ und ‚A Woman’s Touch’ entsprungen ist. Wie so oft in einem Musikerleben, waren es denn auch Drogen und Alkohol, die ihn ziemlich Schach Matt legten dazwischen. Und in den letzen Jahren war es etwas ruhiger geworden um den Ausnahmesänger was Hitsingles betrifft, wenn man mal auf das Zwischenhoch mit Blue Grass Ikone Alison Krauss absieht. 2004 nahm Waite mit dem Country Superstar den Song ‚Missing You’ im Duett auf und landete damit in den Top 40 der US-Country Charts. Untätig war er aber keinesfalls geblieben, so tourte er und tourt noch immer jahrein jahraus in den USA, ob das mit Ringo Starr’s Allstar Band war oder als Opening Act mit Journey oder einfach nur solo anhand etlicher Clubtourneen. Und natürlich nicht zu vergessen sei der Ausflug nach Europa in die Niederlande vor fast 2 Jahren.
Tja, und jetzt haben wir ihn endlich auch hier in Deutschland, halb vergessen von der Öffentlichkeit, aber dann doch nicht ganz von den einstigen Babys- und Bad English Fans. Im Rahmen einer kleinen Europatour, die ihn durch England, Belgien und eben Germany führte (hier sind es insgesamt 3 Auftritte) tritt er heute hier in Augsburg auf. Es ist die letzte Show bevor er am Tag darauf die Heimreise antritt. (Graz in Österreich wurde abgesagt). Und siehe und staune, so finden sich hier im Spectrum doch tatsächlich ca. 250 Besucher ein, die sich diesen Musiker live zu Gemüte führen wollen.
 
Den Auftakt macht die Münchner Band The
Ruby Sea, von der ich, ehrlich gestanden , bis dato noch nichts gehört habe.

Aber gut, das soll kein Manko sein. Man kann schließlich nicht allwissend sein. Geben tut es diese Formation bereits seit 2002, und ein, 2006 veröffentlichtes Album ziert ihre Diskographie, wenn man mal von: 2002 The Basement Tapes 2003 IV 2005 Crooks (unreleased) absieht. Die Band besteht aus: Erwin Zißelsberger – (Gitarre / Gesang),  Philip Schiffauer – (Gesang / Gitarre) Karin Reuter – (Schlagzeug / Percussion) Robert Krause – (Bass). Und der Augapfel fällt natürlich sofort aufs Schlagzeug, denn eine Frau an diesem Instrument ist doch eher selten. Aber sie macht ihre Sache sehr souverän. The Ruby Sea schlagen eher ruhige und sehr melodische Töne an, nicht so sehr zum abrocken geeignet, sondern eher zum bedächtigen Zuhören, zum träumen und  philosophieren. Musikalisch lehnt sich die Gruppe an John Cale und Bob Dylan an, würde ich sagen. Und die Texte erzählen vom Leben, so in etwa, wie es klassische Schriftsteller tun würden. Trotz der ruhigen Ader hat der Stoff durchaus Potential und könnte mit etwas Glück noch entdeckt werden für die breitere Masse. Deshalb würde ich auch sagen: tourt was das Zeug hält Jungs, äh... und natürlich Mädels, damit noch etliche Musikliebhaber auf Euch aufmerksam werden. Mir persönlich war’s jetzt fast eine Spur zu ruhig. Aber das ist jetzt rein subjektiv erfasst und sollte keine Kritik sein. Bei Interesse bitte die MySpace Seite der Band auskundschaften. Einen Blick ist sie allemal wert.

http://www.myspace.com/therubysea




Erster Kommentar zu John Waite: Er kommt, singt und siegt, und zwar auf der ganzen Linie.

Und das, obwohl da hinten am Mischpult ein Herr die Regler bedient, der vom ersten Moment an durch den Fleischwolf gedreht gehört, nicht ohne vorher gefoltert, geteert und gefedert zu werden. Heidarassa das tut wirklich weh was da so alles passiert, inklusive einem Gesangsmikro, dass irgendwann streikt und eine Gitarre samt Ständer, die einen akrobatischen 2fach Salto vollführt. Aber, und das ist das Erstaunliche, John Waite schafft es trotz allem, das kleine, aber feine und elitäre Publikum von der ersten Sekunde an, für sich zu vereinnahmen. Von wegen sentimentaler Balladen-Heini, wie er in der Vergangenheit oft abgestempelt worden ist. Da oben steht ein Vollblut-Musiker, der mit seinen 57 Jahren noch immer wie 40+ wirkt, gesund und vital, und einen weg rockt, dass sich die Balken vom Spectrum nur so zerknittern. Ja da schaust.... Wer hätte das gedacht. Mama Mia hat der Kerli eine Austrahlung und Persönlichkeit. Da kann sich ja fast schon George Clooney verstecken im Gegensatz zu so viel Charisma. Und das heißt was...Man merkt John Waite an, dass er von einer neuen und sehr energievollen Motivation erfüllt ist, nach dem Motto: jetzt will er’s noch mal so richtig wissen. Was? Vielleicht um sein eigenes Können auf den Prüfstand zu stellen oder auch um den Fans zu beweisen, dass er’s immer noch drauf hat. Und das tut er hier doppelt rot unterstrichen. Und sogar in den Balladen liegt Chillypfeffer im Allerwertesten.

Die Setliste wird vor allem durch Babys Epen dominiert, einigen Bad English Hits miteingestreut, Solostücken und zwei Covers von Jimi Hendrix 'Watchtower' und zum guten Schluss 'Rock'n'Roll von Led Zeppelin. Den absoluten Höhepunkt stellt sein Paradesong ‚Mr.Wonderful’ dar. Vor allem deshalb, weil dieser Track eigentlich von Keyboards dominiert wird. Es ist aber kein Keyboarder mit dabei in der Band. Und zugegebenermaßen sind uns so manche Zweifel aufgekommen, wie John dieses Manko ausgleichen will. Aber mein lieber Schwan, das tut er, bzw. seine Gitarristen Jimmy Leahey und Luis Maldonado mit Bravur. Respekt, das Problem wird auf geniale Art und Weise gelöst.

Übrigens zwei der drei Gigs musste Waite mit nur einem Gitarristen bestreiten, weil der andere, nämlich Luis, sich einer plötzlichen und unaufschiebbaren Blinddarm OP unterziehen musste. Aber nach nur 2 Tagen ist er heute Morgen aus dem Krankenhaus entlassen worden und steht auch schon wieder auf der Bühne – alle Achtung, so zierlich der Kerli wirkt da oben, so zäh ist er anscheinend, und nebenbei bemerkt auch noch sehr gut an seinen sechs Saiten.

Zur Ergänzung sei noch Bassist Tim Hogan und Drummer Billy Wilkes am Schlagzeug erwähnt. Übrigens ist es keine unfreiwillige Sparmaßnahme, bei dieser Tour aufs Keyboard zu verzichten, sondern es ist beinharte Absicht, denn John gedenkt, wie er im Interview vor der Show sagt, hier einen abzurocken und mitnichten einen auf Balladen Gesülze zu machen. Und wie recht hat er damit getan. Es steht ihm nämlich ausgesprochen gut den harten Rocker raus zu lassen, der die Bude hier aus den Angeln hebt. Und wie schon eingangs kritisiert, versteht er es die akustischen Defizite so gekonnt zu übergeigen, dass man diese schon so gut wie verzeiht. Es regnet, nein hagelt nur so Funken, die von der Bühne auf uns niederprasseln, und die wir uns einverleiben wie die Luft zum atmen. 90 Minuten dauert der rockige Nostalgietrip. Ansich ist das eine normale Showzeit. Trotzdem gibt es einige vereinzelte Beschwerden, dass die Party gut und gern noch etwas länger hätte sein können.

Wie auch immer, der Trip nach Augsburg war jeden Meter Fahrt wert und das Grand Finale der allerersten Deutschland Tour von John Waite hat sich mehr als nur gelohnt. Und vielleicht haben wir ihn bereits im Herbst ja schon wieder hier bei uns, samt neuem Album und seinem Liebäugeln seine Zelte vielleicht für immer hier aufzuschlagen. – I keep you posted.

http://www.myspace.com/johnwaite

Im Diary gibt's noch einige Off Stage Impressionen