Stellungsnahme


Stellt Euch vor, da kommt eine Rockband daher, die ihre Hoch-Zeiten in den 80er Jahren gefeiert hat, bei der es zwischenzeitlich relativ ruhig zugeganen ist, und  die jetzt noch einmal versuchen den großen Reibach zu machen. Es wird mal eben schnell ein weiteres Best of... Album produziert, mit zwei neuen Tracks, um es für den 'Die Hard Fan' als unabdingliches Muss zu gestalten. Bombastisch angesetzte Pressekonferenzen im Rock’n’Roll Mekka L.A. sollen zeigen: yes wir sind immer noch die beste, wildeste und glamouröseste Band auf Gottes Erden, auch wenn inzwischen der ausschweifende Lebensstil der Vergangenheit, seine offensichtlichen Zeichen hinterlassen hat. Man begibt sich erst mal auf ausgedehnte US-Tour, wohlweislich  mit zwei bis drei weiteren namhaften Vertretern ihres Genres im Gepäck und setzt zum Triumphmarsch wie einst Aida  im alten Ägypten an. Dass dabei manche Auftritte lt. Berichten gar nicht so gut gelaufen sein sollen, wie gewünscht, ist wohlweislich verschwiegen worden. Zwischendurch wird dann noch schnell ein brandneues Teil kreiert, deren Single fast schon wie eine Kopie zu einem Hit vor mehr als 20 Jahren klingt. Auch hier wird nicht gespart an Pomp und Pseudo-Glamour. Aber die Zeiten wo man noch Nr. 1 Positionen in den internationalen Charts bezog, sind halt schon lange vorbei, und die Stars von einst müssen sich, wenn überhaupt, mit maximal einer Woche in den hinteren Rängen der Hitlisten begnügen.

Aber da ist ja noch Europa. Und gerade Deutschland soll ja das Mekka schlechthin sein für die hardrockende Zunft. Also machen sich die wilden Rocker auf, um dem alten Kontinent wieder mal so richtig zu zeigen, wie gerockt wird. Und so etwas muss natürlich äußerst stilgerecht vonstatten gehen. Laut diversen Insider Berichten und Augenzeugen sollen unsere furchtlosen Rocker anscheinend stilgerecht eine Polizei Eskorte verlangt haben, die sie, bzw. jeden Einzelnen von ihnen, samt Luxuskarosse vom 5 Stern+ Hotel zur Austragungsstätte begleiten, und  hinterher selbstredend das selbige wieder retour. Dabei kommt es wahrscheinlich weniger  auf den individuellen Schutz bzgl. Kleinstadt-Kriminalität an, sondern eher auf die Image Pflege. Zu Hause in Los Angeles scheint diese Action zwar gang und gäbe zu sein, aber hierzulande in Germany geben sich unsere Schutzmänner (Gott sei Dank) offensichtlich nicht für derartige Eskapaden her. (Anm. man bedenke, sowas würde aus unseren Steuergeldern bezahlt werden.) Und wir haben es ja hier schließlich nicht mit dem amerikanischen Staatspräsidenten zu tun, dessen Begleitschutz mehr als berechtigt und von Nöten ist. Die darauffolgenden Diskussionen von Seiten des toughen Band-Managements mit eindeutigem Säbelrasseln soll die Folge gewesen sein. Die Extrawünsche der Superstars vor Ort am Venue ersparen wir uns an dieser Stelle. Aber argentinischer Kümmelenzian vom 3000m hohen Cerro Torre in den Anden, - so in etwa jedenfalls, scheint noch das geringste Übel zu sein. 

Dass jedes Bandmitglied ein eigenes, nach persönlichem Wunsch, individuell eingerichtetes Separee’ bezieht, ist selbstredend logisch. Das Ganze geht offensichtlich auf Kosten der beiden Supportacts, wobei der Opener des Abends laut örtlicher Hilfskräfte, den Luxus genießt, nicht mal eine Abstellkammer zur Verfügung gestellt zu bekommen, geschweige denn irgendwelche andere Annehmlichkeiten. Der Tourbus muss als off Stage Bleibe herhalten. Die zweite Combo muss sich zu fünft einen kleinen Raum teilen und darf nur die eine von zwei Toiletten benutzen. Das andere stille Örtchen ist offenbar ausschließlich für die Stars des Abends reserviert. Leider halten sich letztere anscheinend mitnichten an diese Regelung und benutzen ihrerseits, auch beide Bathrooms. Nur um dann, so wie berichtet, das erstgenannte Klo in so einem desolaten Zustand zu  hinterlassen, dass es nicht mehr benutzbar ist.

Diverse weitere Regelungen halten die örtlichen Helfer und Helfeshelfer gehörig in Schach. So gibt es zum Beispiel die Anweisungen, dass jene die Bandmitglieder nicht ansprechen, keine Garderoben und auch nicht die Bühne betreten dürfen, um nur ein Beispiel zu nennen. Die weiteren Regeln sind  hier nachzulesen. Und damit kommen wir zur allgemeinen Pressefreundlichkeit jener Superband aus den USA.
Es gilt wie so oft, Fotoverträge zu unterzeichnen, die unter anderem in einer Klausel vorgeben, dass sämtliche getätigte Bilder Eigentum des Künstlers sind. Aber das kann uns im Prinzip egal sein. Denn wie wir alle wissen, sind diese englischen bzw. amerikanischen Verträge ohnehin nach deutschem Presserecht ungültig, da man weder eine Kopie desselbigen erhält, keinerlei deutsche Übersetzung, noch zeichnet ein Verantwortlicher des Managements gegen. Aber unsereiner macht halt sein Kreuzerl darunter, um des lieben Friedens Willen. (Anm. den meisten Künstlern geht es ja ohnehin nur darum, dass wir Knipser mit unseren Bildern nicht großflächiges Merchandise betreiben und eben "nur" Fotos für unsere Magazine schießen.) Hingewiesen wird u.a. auch, dass - (trotz eines Fotograbens, der fast die Ausmaße einer Autobahn besitzt, damit auch ja kein Fan es schafft auf den Altar zu klettern) – ein fotografieren nur vom Mischpult im hinteren Teil des jeweiligen Venues gestattet ist. Dies mag zwar bei sehr großen und gut beleuchteten Arenen kein Problem sein, wohl aber in langgezogenen, rechteckigen Hallen, wo das besagte Mischpult auch noch ebenerdig ohne Potest positioniert ist. Sprich, der jeweilige Bildberichterstatter darf lediglich aus einer Position wie das normale Laufpublikum knipsen. Und wehe er wagt sich auch nur einen Schritt nach vorne. Da hat’s die Menge ja noch besser, die sich frei bewegen kann und darf. Wenn die Rockstars dann während der berühmten ersten 3 Songs auch noch schummriges Rotlicht bevorzugen, welches sich wundersamer Weise nach der Fotografierphase in hellsten Scheinwerfersonnenschein verwandelt, dann grenzt das offensichtlich an, - am besten ausgedrückt, - Schikane. Gott sei Dank erkennen einige Fotografen das Problem von vorneherein und tanzen gar nicht erst an. Weitere Herren der knipsenden Zunft ergreifen umgehend vor Ort wieder die Flucht. Und der, bzw. diejenige, die doch noch ihr Glück versuchen will, packt nach ca. 20 Sekunden die Kamera wieder ein. Nach dem Motto: verarschen kann ich mich selbst auch. Und deshalb gibt es dann am Tag darauf auch so gut wie keine aktuelle Konzert-Berichterstattung in der lokalen Tagespresse, bis auf eine kleine bilderlose Rubrik, die von einem lustlosen Runderspulen eines Pflichtprogramms erzählt. Übrigens noch am Rande erwähnt, bemerkt eine Mitarbeiterin des Tourneeveranstalters  ganz lapidar nebenbei: „die Fotoverträge und damit einhergehenden Konditionen sind noch das geringste Übel auf dieser Tour“.

Wenn dann bei satten Eintrittspreisen und hohen Erwartungen auch noch eine, nur - mittelprächtige Performance geliefert wird von ein paar, zum Teil, aufgedunsenen, alternden Glamour Bad Boys of Rock, die ihre besten Tage schon lange hinter sich haben (einer muss ja sogar offensichtlich gestützt werden beim letzten Abgang aus Krankheitsgründen), dann kann unsereiner Berichterstatter nur sagen: selber schuld, wer für so etwas noch Kohle ausgibt um damit  unbewusst solche Superstar Allüren auch noch zu unterstützen, bzw. jene Veranstalter, die all diese Starallüren noch mitmachen.
Die, lt.Berichten, angeblich stattgefundene Fanverarsche vor dem Hotel, und der Tatsache, dass man das Bad Boy Image im Nachhinein noch raus kehren muss, indem man Blondinen die Oberbekleidung vom Leib reißt vor zig Leuten, sei nur noch am Rande erwähnt. Aber gut, letzteres gehört wiederum wahrscheinlich zur berühmt-berüchtigten Imagepflege und ist ja noch ganz lustig..

In diesem Sinne – ein Dank an die selbsternannten Glamrock Götter, die anscheinend die Vergangenheit nicht von der Gegenwart unterscheiden können.  Fullsoffski lässt grüßen, aber wir sind ja alle noch so blöd und kriechen ihnen in den Arsch, zumindest die Die Hard Fans, die ohnehin nichts auf ihre Stars kommen lassen auch wenn diese on Stage „Alle Meine Entchen“ zwitschern. Und last but not least, Starallüren haben sicherlich viele Stars, keine Frage. Aber es ist ein Unterschied, ob sich eine Madonna mit etlichen Nr. 1 Hits diese leistet, oder eben eine halbverstaubte, deutlich unter Abnutzungserscheinungen leidende, Glamrock Band die ihre amerikanischen Maßstäbe auch auf Europa ummünzen will, und dies, zumindest teilweise auch noch zu erzielen scheint. Amen!  

PS: Fotos sind aus, oben angeführten Gründen, keine vorhanden, und auf eine weitere Konzertberichterstattung wird verzichtet.     

Alle aufgezählten Fakten sind Informationen  ohne Gewähr, bis auf die Foto-Thematik.