Wisst Ihr, was einen richtigen Superstar ausmacht, mal abgesehen davon,
dass er weltweit, rund um den Globus sämtliche großen Arenen
ausverkauft? Er kommt nachmittags um Drei mutterseelenallein am Venue
an, fragt bescheiden nach seiner Garderobe und schreibt mit der Hand auf
einen Zettel: ‚please don’t disturb’, weil er sich noch eine Runde
aufs Ohr hauen will bevor er Abends wieder auf der Bühne steht.
Zumindest trifft das für Eagles Bassist Timothy B.Schmit zu, der als
einziger der Band ohne familiären Anhang auf dieser Tour unterwegs ist.
Und bescheiden ist Tim schon immer gewesen, auch wenn er es im Schoss
der Eagles schon seit langem zum besagten Superstarstatus gelangt
gebracht hat.
Der Rest der, inzwischen Ü 60 Gang kommt dann erst zu gegebener Zeit
samt Kind und Kegel zur Arbeit.
Was soll ich zu dieser Jahrhundertband noch groß sagen und hinzu fügen.
In meiner
letzten
Review vor fast exakt drei Jahren habe ich mich damals schon ausführlichst in den höchsten
Tönen verlustriert . Und insgesamt ist es jetzt
bestimmt schon das fünfte Mal, dass ich die Eagles live on Stage erlebe.
Viel verändert hat sich von einem aufs andere Mal nichts. Es ist exakt
der gleiche Ablauf. Ohne Supportact, - so was brauchen wir nicht,
heißt es -
spielt die Band zwei Sets
von einer und 1.40 Stunden. Und das zweite Set beginnt immer noch mit einer
Akustiksession. Aber, und das ist der springende Punkt. Don Henley,
Glenn Frey, Joe Walsh und Timothy B.Schmit samt ihrer 9köpfigen
Background Truppe sind immer wieder sagenhaft gut.
Hier passt einfach
alles – der Ton, die Harmonie, der glasklare Sound und vor allem all
die unvergesslichen Evergreens, die die Eagles im Laufe ihrer Karriere
kreiert haben. Die Liste an musikalischen Meilensteinen, die sogar
Musikgeschichte geschrieben haben, ist so lang, dass die Qual der Wahl
schwierig ist von dem, was man in vier Stunden gerade mal unterbringt.
Die Ticketpreise sind allerdings astronomisch hoch gegriffen. Und für
die besten Plätze, wenn sie nicht ohnehin von Promis zum Nulltarif
belegt sind, kosten locker an die 150,-- Aber das sollte kein Hindernis
sein, denn die Konzerte der Eagles inkl. diesem Auftritt hier in München,
sind seit Monaten ausverkauft. Sie sind halt doch etwas ganz Besonderes
und einzigartig. Und ich bin mir sicher, dass keiner hier drinnen von
den 10.000 Besuchern (Arena ist bestuhlt) hinterher auch nur einen Cent
vom Eintrittsgeld bereut hat.
Beim letzten Mal erschien die Gruppe noch
im legeren Jeanslook mit Flatter-Holzfellerhemd oder T-Shirt. Aber mit
dem würdigen Älter-werden, legt man offenbar zunehmend Wert auf einen,
wie man im englischen sagt – sophisticated Look. Deshalb sind dieses
Mal ein vornehmer schwarzer Anzug, weißes Hemd und Krawatte angesagt.
Bei drei der Herren, ausgenommen Spargeltarzan Tim, ist die allgemeine
Silhouette auch etwas in die Breite gegangen, was sich besonders bei
Crazy Joe Walsh bemerkbar macht, der anscheinend dem Gerstensaft nicht
abgeneigt zu sein scheint. Aber Mr. Frey gibt dann auch umgehend zu
bedenken: „we are the band who would not die“. Recht hat er, in
jeder Beziehung.'
Übrigens hier gibt es keine Eskapaden, Extrawünsche,
Fotografen-Schikanen oder sonstige Abartigkeiten, so wie erst vor ein
paar Tagen anderweitig erlebt. Und das, obwohl die Eagles mit Sicherheit
um ein ganzes Himmelskommando höher situiert sind auf der
Karriereleiter, als so mancher andere. Aber offensichtlich stehen die
Jungs da drüber.
Anyway, während Teil 1 der Show noch etwas gemächlicher abläuft mit Höhepunkten
wie, ‚Hotel California,gleich als vierter Song und im neuen
Arrangement inklusive Trompetenfanfare, oder etwa das geniale ‚Witchy Woman’, so gibt sich Part Two abwechslungsreicher,
nicht zuletzt wegen der vorhin erwähnten Akustikeinlage. Wie schon
bekannt wechseln sich die Eagles ab in der Rolle des Frontmanns. Und so
erhält jeder Einzelne seinen Topspot, und das nicht nur einmal im
Verlauf des Abends.Und es beweist wie gut und vielseitig diese Musiker
sind.
Henley, wie ihn die anderen übrigens intern
immer zu nennen pflegen, wechselt mal zur Percussion dann zum großen
Schlagzeug, um dann wieder samt Gitarre die Leadvocals zu übernehmen.
Besonders gut gefällt mir dann eine 10 Minuten Version vom Titelsong
des aktuellen Albums ‚Long Road Out Of Eden’.
Joe Walsh bringt uns wieder einmal herzlich zum lachen bei der Präsentation
seines Songs ‚Live’s Been Good’.
Die
Pseudotarnkappe und die urkomischen Verrenkungen in alle
Himmelrichtungen tun das ihrige, um dem Clown der Band einen weiteren
Stempel in Sachen Durchgeknalltheit aufzusetzen (Anm. was gäbe ich
darum, ihn einmal für ein Interview vor’s Mikro zu bekommen.)
Übrigens, genauso wie
'Live's Been Good' ein Solotitel von Joe Walsh ist, so ist 'Dirty
Laundry' ein Erfolgshit von Don Henley. |
Und das Publikum steht
endgültig Kopf bei ‚One Of These Nights’ und ‚Heartache Tonight’.
Es ist alles so 150%ig perfekt inklusive des glasklaren Sounds, wobei
man auch die Backing Band berücksichtigen sollte, die so klingende
Namen wie Saxophonist Greg Smith und Klarinettist Al Garth enthält, um
nur zwei zu nennen. Glen Frey stellt sie alle vor, und er selbst wird
von Mr.Schmit introduced.
Der letzte Song der Show – wie immer: „Take It Easy“, ebenfalls
ein Meilenstein in Music History, gefolgt von der Zugabe ‚Desperado’.
Die Verabschiedung dauert minutenlang. Und die Eagles, inzwischen übrigens
hemdsärmlig, scheinen sich gar nicht los reißen zu können in ihrer
Verabschiedung, müssen es aber dann letzdendlich doch, weil der Flieger
mit später Sonderflugerlaubnis schon wartet.
Dass es absolut brillant und einzigartig gut war, brauche ich, glaube
ich, an dieser Stelle eigentlich gar nicht mehr erwähnen. Seien wir mal
ehrlich, was anderes haben wir von einer der größten Rockbands dieses
Planeten auch gar nicht erwartet.
http://www.eaglesband.com/
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