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Ich überlege gerade, wie lange ich Jon Oliva jetzt eigentlich kenne. Es müsste so um 1988 gewesen sein, als ich Savatage das erste Mal live erlebt habe. Damals noch mit Bruder Chriss Olivia, der bekanntlich und traurigerweise 1993 bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Savatage gehört inzwischen schon lange der Vergangenheit an, wenngleich auch diese Band nie ganz vergessen wird. Und alles was Jon Oliva danach gemacht hat, und immer noch macht, ist eine einzige große Hommage an seinen geliebten Bruder Chriss. Damals war, der inzwischen 49jährige Jon Nicholas Oliva noch halb so umfangreich, was die physische Konstitution betraf. Warum er im Laufe der Jahre so zugelegt hat, weiß keiner so recht zu sagen. Aber es könnte natürlich auch in der Hinsicht gern und gut wieder mit dem Ableben von Chriss und den, dadurch entstandenen Frust zu tun haben.
Aber, und das ist der springende Punkt. Jon ist nach wie vor ein brillanter Musiker mit einer Stimme, die einst zum Markenzeichen von Savatage geworden war. Er hob das Projekt Transsibirian Orchestra, kurz TSO,  aus der Taufe, bei dem er allerdings mehr im Hintergrund wirkt, dann gab es noch die Eintagsfliege Dr.Butcher und seit 1994 zieht er die Fäden mit Jon Oliva’s Pain. 3 Alben sind das bisherige Resümee. Das aktuelle Werk ‚Global Warning’ erschien im vergangenen Jahr.
Ich denke mal, Deutschland ist Jons zweites Zu Hause, so oft wie er hierzulande unterwegs ist. Aber hauptsächlich liegt’s wohl daran, dass, im Gegensatz zu seiner Heimat USA, seine Musik hier noch geschätzt wird.
Unser Backstage Club ist gut gefüllt mit 150 Fans, über den Daumen gepeilt. Und so mancher hat sein altes Savatage T-Shirt aus dem Schrank geholt und angezogen, um zu zeigen, dass diese Band immer noch angesagt ist.

Als Opener fungiert die Band Bulletmonks aus dem Raum Erlangen, die seit 2003 ihr Unwesen am Heavy Metal Himmel treiben. 

Aber auch hier habe ich, wie so oft, den Großteil der Show wieder verpasst und komme gerade noch für drei Songs zur rechten Zeit, um einige Impressionen einzufangen. Musikalisch würde ich die Musik als eine Mischung aus Punk und Stonerrock einstufen. Aber gut, ich will nicht kleinkariert sein und in Schubladen denken. Rock ist schließlich Rock, und nichts anderes. Die Bulletmonks sind noch jung und stehen mitten in ihrer Entwicklung. Die Musik geht ins Ohr, das ist keine Frage. Sie ist rhythmisch und gar nicht übel. Nur das zwischenzeitliche Pfeifen, die diverse Rückkoppelungen verursacht haben, sorgt für unschöne Töne. Aber abgesehen davon, Hut ab. Das da oben ist eine ganz passable (noch) neue Band, die mit viel Ehrgeiz versucht, ihren Mann zu stehen in der allgemeinen Hardrock Landschaft. Und mit etwas Glück, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie es noch zu etwas mehr bringen. Das alles jetzt bitte unter dem Vorbehalt, dass ich, wie ich schon sagte, nur die letzten 3 Songs mitgekriegt habe.

http://www.bulletmonks.com/


Gleich zu Beginn sei gesagt, dass es sich bei der heutigen Jon Oliva’s Pain Show um ein reines Akustikset handelt. 

Ich würde es allerdings höchstens als Halb-Akustikkonzert bezeichnen. Die Musiker sitzen in Reih und Glied, mal abgesehen vom Schlagzeuger, an vorderster Front. Und Jon nimmt hinterm Keyboard den meisten Space ein und hat zusätzlich die Akustikgitarre vor sich aufgebaut. Die meisten Songs, die die Band vorträgt haben Jon und Chriss miteinander geschrieben vor langer Zeit. Das sind Stücke, die schon bei Savatage zu Ehren kamen. Und deshalb gibt es zwischendrin immer wieder, amüsant, aber auch nachdenklich erzählte, Anekdoten, die Jon aus seinem Erinnerungsfundus schöpft. Bei anderen Künstlern würde man jetzt sagen: der labert zuviel. Aber bei einem Akustikset von Jon Oliva gehört das einfach dazu. 


Es hätte so schön sein können, aber ist es leider gegen Ende der Show nicht mehr. Jon  hat deutliche Probleme beim Singen. Und phasenweise habe ich das Gefühl, dass dem Guten gleich die Stimme versagt auf Nimmerwiederkehr. Leider kann ich jetzt nicht eruieren, ob es an einer Konditionsschwäche, oder der allgemeinen physischen Kondition liegt. Oder aber es ist große Flasche Jägermeister, die nach 90 Minuten so gut wie leer ist. Eieiei, ich befürchte, wenn sich Mr. Oliva nicht endlich mal auf den Hosenboden setzt und versucht, ein paar Pfund runter zu kriegen von seinen Rippen, bzw. den Alkoholkonsum drastisch einzuschränkt, dann habe ich ehrliche Bedenken um seinen Gesundheitszustand. In Folge all dieser Tatsachen gibt es heute auch keine Zugabe, obwohl dies von den Fans lautstark gefordert wird. Lt. Aussage einer Dame mit Backstage Pass, ist Jon straight from Stage in ein Taxi zurück zum Hotel verfrachtet.

Sagen wir mal so.... Ich denke, dass Jon Oliva’s Pain mit seiner jetzigen Truppe zwar nicht schlecht ist und durchaus Qualität bietet, er es aber auf keinen größeren grünen Zweig bringen wird auf Dauer. Tja, und wenn’s schon nicht mehr in Germany richtig funzt, wo und wie soll’s denn sonst noch funktionieren. Funktionieren in dem Sinn, dass sich der Bandstatus zusehends vergrößern würde. Tut er aber  seit Jahren nicht. Vielleicht sollte er doch Savatage reformieren und back to Life bringen?! Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht sind es auch einfach nur die Zeiten, die sich geändert haben.

http://www.jonoliva.net/