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Zu Neal Morse selbst kann
ich denn auch nicht allzu viel zu sagen. Zu verworren und abstrakt ist mir
der Stoff, den dieser Musiker hier bietet. Ich weiß nur eines. Spock’s
Beard ohne Neal Morse haben mir später live um Meilensteine besser
gefallen, als vormals mit ihm und das dank Nick Virgilio, der neben dem
Schlagzeug auch noch Neal Morse' Rolle als Frontmann übernommen hat..
Vielleicht deshalb, weil erst ohne Morse, die Ernsthaftigkeit aus der Band
einem gewissen Witz und Spaß an der Sache mit viel Abwechslung gewichen
sind. Denn das ist es, was mich an Neal Morse stört.... Er nimmt sich
selbst und seine Band zu eng ins Gebet. Und dabei bleibt der Fun des
Rock’n’Rolls auf der Strecke. Außerdem braucht man, ehrlich gestanden
schon sehr viel Verständnis und Gefallen an so extrovertierten
Klangstrukturen. Was soll ich sagen? Mein Ding ist es definitiv nicht.
Aber es gibt mit Sicherheit einige Leute, die jetzt noch bedauern, dass
Neal Morse damals Spock’s
Beard verlassen hat. Die Allgemeinstimmung bleibt jedoch verhalten. Kein
Wunder, befinden sich doch 99,9% Dream Theater Fans hier drinnen. Und das
sind im Ganzen etwa 2.500 Leute. Wie immer gilt für uns Fotografen diesmal nicht die übliche Order – 3 Songs, sondern 15 Minuten.. Denn wie wir alle wissen, dauert ein Stück dieser Band meistens länger als 10, wenn nicht sogar 15 Minuten. Das würde bei 3 Stücken gleich 30 40 Minuten in Anspruch nehmen. Und seien wir mal ehrlich, wer braucht denn schon solche Unmengen von Fotos. Andererseits, das mit den 15 Minuten wird von den Verantwortlichen dann auch wieder nicht so genau genommen. Denn nach ca. 8 Minuten kommt schon die Anweisung: raus aus dem Graben.... Auch egal... 250 Bilder sind im Kasten, genug für eine gesunde Auswahl. Allerdings fällt schon eine Sache während des fotografierens unangenehm auf, bzw. ins Ohr. Und das nimmt seinen Lauf nach ca. 5 Minuten, als Sänger James La Brie die Bühne betritt. Es schaut aus, als ob da oben einer einen auf Pantomime macht. Denn trotz voluminösen Lippenbewegungen ist kein Ton Gesang zu hören. Auf Grund einer wilden Fuchtelei mit Hand und Auge des Frontmannes in Richtung Mischpult, wird schnell klar, dass er selbst auch alles andere als zufrieden ist mit der Situation. Es dauert dann nochmal ca. 5 Minuten, und die Situation hat sich wieder normalisiert, sprich alles ist so überperfekt wie immer. Aber hallo.... grad bei einer Band wie Dream Theater....wie konnte das nur passieren?!!!! Nun, nehmen wir’s mal straight. John Petrucci (Git.), John Myung (Bass) Jordan Rudess (Keyb.), Mike Portnoy (Drums) und eben James LaBrie (Voc) gehören mit zu den besten Musikern, die die Rockmusik zu bieten hat. Jeder Einzelne ist eine Koryphäe für sich, ein Tüftler und absoluter Perfektionist. Für Konzerte dieser Band braucht man viel Feingespür und Liebe zum Detail. Dream Theater Musik ist trotz der teilweisen Härte, eher Stoff zum konzentrierten Zuhören und weniger zum abrocken. Die fünf Artrocker verstricken sich in kunstvolle Improvisationen, heben sich durch, fast schon akrobatische, Soloeinlagen voneinander ab. Beeindruckend ist auch das Schlagzeug von Mr.Portnoy, dass sich anscheinend aus gleich drei Sets zusammensetzt, die alle miteinander verbunden sich, aber durch eine Hebeltechnik gleichzeitig von einem Standpunkt aus bedient werden können. Aber trotzdem ist dieses
beeindruckende Monstrum natürlich nur von einem Meister seines Faches zu
spielen. Und das ist er nun mal, der gute Mike. Bei Jordan Ruddess hat man
indessen den Eindruck, er spielt sein Keyboard nahezu blind, da sein
Blickkontakt sehr oft in Richtung Publikum zielt. Aber andererseits laufen
in einem der etlichen Computer am Instrumend, zielgenau die Noten durch
den Bildschirm.. - wozu.... – ich weiß es nicht? Denn der schenkt den
Screens kaum ein müdes Augenzwinkern. Auch Gitarre und Bass schenken sich
nichts im Hineinsteigern von rhythmisch-exaltierten Klangwolken. Mr. Myong
scheint ein Formel 1 Bolide an den 4 Saiten zu sein. Und für Herrn
Petruccis bodybuilding-gestählte Armmuskulatur wird seine
Fingerfertigkeit an der Lead fast schon zur eigenen Konkurrenz. Aber bei all dem Qualitätssiegel und der Güteklasse, den diese Band jedes Mal inklusive heute, bietet, gibt es diesmal dennoch einen irritierenden Aspekt. Und das ist die Tatsache, dass sich Sänger James LaBrie ziemlich rar macht da oben. Sprich, mindestens die Hälfte des Konzertes glänzt er durch Abwesenheit, während der Rest der Band ein rein instrumentales Gastspiel gibt. Keine Ahnung an was das nun wieder liegt, und ob das geplant ist, oder es ein Handycap physischer Art gibt. Dabei befinden sich auf der Setliste so einige Perlen wie z.B. ‚A Rite Of Passage’, das sogar ziemlich kommerziell für Dream Theater Verhältnisse klingt, oder auch das sphärische ‚Voices’ und natürlich ‚Pull Me Under’. Nein, im Prinzip gibt’s nicht wirklich was zu meckern. So legen unsere Perfektionsrocker Nummer 1 auch heute wieder ein astreines musikalisches Gesamtwerk hin, bei dem es nach anfänglichen Soundproblemen nichts mehr zu kritisieren gibt, außer die, nicht ganz so extensive Spieldauer wie sonst. Und ganz unter uns... dass Herr LaBrie über längere Phasen während des Auftritts durch Abwesenheit geglänzt hat, würde ich persönlich gar nicht mal so als Nachteil ansehen. Die Band hat dieses Manko mehr als gekonnt ausgeglichen. Trotzdem.... auf der anderen Seite habe ich Dream Theater auch schon wesentlich besser erlebt, weiß aber nicht, ob das an der allgemeinen Musikalität liegt, die eigentlich gar nicht mehr zu steigern ist, oder einfach nur am Allgemein-Vibe. |