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...und hier hamma schon wieder einmal musikalische Vertreter  straight aus den Achtzigern rüber ins neue Jahrtausend gebeamt. Und nach einer längeren Ruhephase in den Neunzigern, ist Blacky Lawless und Co. seit einigen Jahren wieder ganz schön aktiv. Und ums gleich nochmal zu betonen... W.A.S.P. waren und sind immer noch Blacky Lawless und sonst keiner. Beziehungsweise alle anderen sind austauschbar. Und dass dieser Herr nicht unbedingt der einfachste Charakter ist, dass weiß man im Hardrock Genre zur Genüge. Aber wie sagt man so schön? Wir werden alle nicht jünger, und auch bei unserem Halbindianer hat sich einiges verändert, oder sollte ich sagen verharmlost. Ich denke da nur an die überaus blutigen Stage Massaker, die mit rohem Rindfleisch, literweise Theaterblut (oder war’s Ketchup – wie auch immer...) samt Kettensäge und nackten Jungfrauen da oben, für die perfekte Horror-Metal-Picture Show sorgten. Aber solche Klischees lutschen sich aus im Laufe der Jahre. Und der einzige Künstler, der nach wie vor legitimiert ist, eine solche zu praktizieren, ist unser aller Alice Cooper. –

Aber zurück zu Blacky, der vor 2 Jahren beim letzten Besuch hier in München, zumindest noch sein knochen-überwuchertes Mikro-Gestänge  mit dabei hatte, jenes das einst zum Markenzeichen avanciert war. Nunmehr gehört auch dieses Instrument der Vergangenheit an, und Meistro Lawless begnügt sich mit einem stinknormalen, aalglatten, Allerwelts- Mikroständer. Und auch sonst ziert kein anderes außergewöhnliches Utensil die karge Bühnenausstattung.
Keine Ahnung, ob dieser neue Hang zum Purismus eine Folge von Einsparungsmaßnahmen ist oder einfach nur Bequemlichkeit... oder eben eine Folge des Überdrusses an alteingesessenen Duties.



Aber bevor W.A.S.P. ihr 2009 Gastspiel geben, legt unser Münchner Dreier von ‚Dead Means Nothing’ einen flotten Tango auf die Bretter.

 Na ja, eigentlich ist es eher ein Presslufthammer, der hier die Hütte fast zu Kleinholz zerlegt. Mein lieber Herr Gesangsverein, da versumpft ja good old Lemmy von Motörhead noch im Vanillepudding... Oder wollen die Brüder da oben einen neuen Weltrekord im abholzen des südamerikanischen Regenwaldes starten. Nein, im Ernst, ich habe selten so intensive Schwerarbeit gesehen, wie sie grad da oben passiert, vor allem was die Action am Schlagzeug betrifft. Die bemitleidenswerten Felle werden förmlich kastriert und nahezu in ihre Einzelteile zerlegt.... und unser allseits beliebter Django wird zum Hochleistungssportler. Hey hey,.... der Ironman auf Hawaii wartet schon auf Dich....

Das Trio steht für Hardrock pur ala’ Motörhead, kompromisslos und atemlos und schweißtreibend. Nix neues würd’ ich mal sagen, und auch nicht wirklich etwas anspruchsvolles, außer was die physische Konstinante angeht, aber durchaus ein Ohr wert... und natürlich gut für eine harte Party....Ansonsten gibt es nichts hinzu zufügen.

http://www.myspace.com/deadmeansnothinggermany



Übrigens, für alle die immer noch nicht wissen für was der Name W.A.S.P. steht... es wurde schon viel zu  viel hinein interpretiert in der Vergangenheit... so antwortet Blacky a.ka. Steven Duran  auf diese, inzwischen langweilige, Frage stets: „We Ain't Sure, Pal“... und somit haben wir mit diesen Kürzel wieder eine Doppeldeutigkeit.

Und seien wir mal ehrlich, inzwischen kümmert das auch niemanden mehr eine krumme Bohnenstange. Vor allem grad jetzt nicht die ca. 300 Seelen, die sich hier in der Backstage Halle eingefunden haben, um W.A.S.P. zu huldigen. Kurios ist, dass bei genauer Beobachtung festzustellen ist, dass es sich bei diesem Publikum hier, um großteils sehr junge Fans handelt, Fans, die die erste Ära dieser Band in den Achtzigern gar nicht bewusst miterlebt haben. Ich könnte fast drauf wetten, dass wir hier allerhöchstens 10 Leute sind, die das Pseudo Blutmassaker anno dazumal, und das auch noch im klassischen Line up feat. Chris Holmes, Steve Riley und Randy Piper, so miterlebt haben, und deshalb Vergleiche ziehen können.  Musikalisch hat sich im Prinzip nicht viel verändert, und auch wenn Blacky Lawless auf neueren Scheiben vermehrt Wert auf politische Aussagen legt, so sind es im Endeffekt doch die alten Gassenhauer, die die Kids aus dem Häuschen katapultiert. Ich spreche da von „Wild Child“, „I Wanna Be Somebody“, “Love Machine”, “I Don’t Need No Doctor” oder „Fuck Like A Beast“.

Letzteres war übrigens nie auf einer regulären Studioscheibe veröffentlicht worden, sondern lediglich auf  einer Compilation. Und es wird bei Liveauftritten nicht immer berücksichtigt, auch heute nicht. Warum wohl? Obwohl andererseits sind wir hier in Deutschland ja um einiges liberaler als in den Staaten. Blacky gibt sich mondän und unnahbar, und seinem stechenden Blick aus den schwarz geschminkten Augen, entgeht aber auch rein gar nichts. Er selbst, inzwischen 53 Jahre alt, scheint auch kaum gealtert zu sein. Die Frisur ist ebenfalls noch dieselbe, wenngleich auch nicht mehr ganz so voluminös. Und die hautengen Leggins, unter denen kaum etwas verhüllt bleibt, stellen ebenfalls noch ein Relikt aus den guten alten Zeiten dar. Der Sound: satt und schwer und absolut perfekt gemischt und abgerundet, für meinen Geschmack etwas zu perfekt. Die Übergänge sind fließend ohne Stolperer. Und das Gitarrensolo von Dough Blair scheint trotz seiner Intensität absolut keine Mühe zu bereiten. Mike Duda zupft den Bass jetzt seit 1996, und Drummer Mike Dupke sitzt erst seit 2006 hinterm Schlagzeug.


Ergo, Blacky ist der Einzige, der übrig geblieben ist vom Original Line up. Andererseits nicht weiter verwunderlich, denn wie schon eingangs erwähnt, Mr. Lawless war und ist W.A.S.P. und dann kommt erst mal lange gar nichts. Er ist ein intellektuelles Infant Terrible, dem kein überflüssiges Individuum ohne ausdrückliche Genehmigung in die Nähe kommen darf. Allerdings kann er auch ein richtiger Gentleman mit einwandfreien Manieren sein. Das kann ich selbst belegen.

Anyway, um zurück zu den momentanen Tatsachen zu kommen, steht fest, W.A.S.P. sind zwar immer noch präsent, und auch nicht mehr auf dem Status wie anno dazumal. Blacky ist nach wie vor das Wild Child, wenngleich auch nicht mehr so offensichtlich, aber dafür stets mit dem Schlachtruf – ‚I Wanna Be Somebody’ versehen. Und das wiederum kommt immer noch hervorragend an....
Nur eine Kleinigkeit gibt es da noch am Rande zu erwähnen... Dank dieser absolut perfekten Stage Show, und dem satten Sound ohne auch nur den minimalsten Fehler, kommen dem aufmerksamen Beobachter denn doch gewisse Zweifel, ob hier nicht so einiges – nur – eine akustische Illusion ist. Gerüchte aus der Vergangenheit gibt es jedenfalls zur Genüge.... Aber lassen wir das mal dahin gestellt... Falls ja, dann hat's ohnehin keiner gemerkt....– na ja, fast keiner.....

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