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Bekanntlich gibt es Musik die einem liegt und zusagt, oder die man von vorne herein ablehnt. Leider sind in letzterem Fall dann die Wenigsten kompromissbereit genug, um sich auch mal etwas rein zu ziehen, das eigentlich abseits der individuellen Vorlieben liegt. Aber wie ich immer zu sagen pflege, jede Musik hat ihre Daseinsberechtigung und ihre Chance auf Akzeptanz, - oder eben auch nicht.
Nun, über Brujeria, die man übrigens  - Brukeria spricht mit der alleinigen Betonung auf das i – das ist also wie Mama Mia, aber eben Brukeria) ist in der Vergangenheit schon so manches Amen gefallen, wobei die Dalton Brothers aus Lateinamerika (Anm. zumindest zum Teil)  alles andere als heilig sind. Brujeria ist übrigens das spanische Wort für Hexerei. Und in dieser Sprache – only - werden die Höllenklänge denn auch unterlegt. Deutschland haben Juan Brujo, Pinche Peach und der Rest des Kartells schon öfters beglückt. Und aktuell haben wir den Hexentrog wieder hier mit einem einzigen Auftritt in Süddeutschland. Und der ist – eh klar – hier in München.
Leider gibt es ein Problem bei uns hier in der Bayerischen Landeshauptstadt. Und jenes ist der Umstand, dass sich bei schönem Wetter, der Urmünchner lieber bis abends spät in einen Biergarten hockt, als dass er sich in die düstere Atmosphäre eine Konzerthalle bemüht um sich von den lieblichen Klängen einer Partykapelle wie Brujeria berieseln zu lassen. Das Resultat sind denn auch gerade mal ca. 150 Hexenanbeter, die dem Zauber treu geblieben sind.
 
Startschuss geben die Münchner Van Drunen um ca. 21.15 Uhr und das, in fast kompletter Finsternis.

Heißa, ich habe selten so gekämpft, um einige akzeptable Shots mit meiner Cam einzufangen. Gott sei Dank ist der Bewegungsradius on Stage bei Acts dieser Gangart relativ gering gehalten. Und so gelingt denn auch der eine oder andere Schnappschuss ohne Blitz und bei längerer Belichtungszeit.
Obwohl dieses Trio ihre Herkunft mit München beschreibt, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mir hierbei lediglich der Name ein wager Begriff ist. Dabei gibt es die Band lt. ihrer MySpace Seite seit 2004. Stilistisch  bewegen sich Van Drunen irgendwo zwischen schwerem Industrial Metal und dem sogenannten Grindcore. Letzteres vor allem bedingt durch den gutoralen Gesang, den sich Gitarrist und Bassist teilen. Ich nenne es mal so... Man muss tatsächlich Fan sein von dieser Art von Heavy Metal, um individuell für sich selbst dessen Qualitäten zu entdecken. Man hats jedenfalls nicht leicht als Supportact und der daraus resultierenden Aufgabe, das Publikum anzustacheln. Unsere paar Hansln hier im Backstage scheinen jedenfalls in Gedanken noch mehr im Vorgarten bei einem kühlen Hellen draußen zu sein, als  hier drinnen, um anhand der Beschallung im wahrsten Sinn des Worten die Gebeine schleudern zu lassen.
Es ist, wie soll ich es am besten beschreiben, - ganz interessant?!  Und wäre eben die orale Untermalung nicht, dann könnte ich mich sogar mit den bombastisch- unorthodoxen Klängen anfreunden. Aber dazu fehlt mir wahrscheinlich der notwendige Drive. Alle weiteren Infos über den flotten Münchner Dreier gibt’s unter:

http://www.myspace.com/vandrunen



Brujeria erregen in erster Linie und allem voran die allgemeine Aufmerksamkeit durch ihre Maskerade.

Jene ist allerdings nicht so aufwendig gestaltet wie z.B. die von Slipknot oder gar Gwar und dergleichen. Sondern das vornehm-dezente Timbre wird simpel und einfach und vor allem kostengünstig, durch ein quadratisches,gemustertes Sacktuch kreiert, das zum Dreieck gefaltet, und mit einem Loch versehen vors attraktive Konterfei geschürzt wird. Und siehe da, auch diese Billigvariation einer Maskerade verfehlt seine Wirkung nicht. Gezwitschert wird angeblich von Satanismus, Sex, Politik und Immigration. 'Angeblich' deshalb, weil ich, und wahrscheinlich alle anderen hier drinnen auch, der spanischen Sprache nicht mächtig bin. Aber ehrlich gestanden ist das den meisten  Brujeria Fans piepegal. Denn zu diesem kostbaren Liedgut gilt es moshen bis die Hirnzellen aus den Ohrmuscheln sprudeln. Dank der, vorhin erwähnten Tatsache, dass bei diesem Event keine Überfüllung befürchtet werden muss, besteht auch keine Lebensgefahr für Otto Normalkonsument wie mich.

Nun gut, Death Metal hin oder her, aber wenn das Ganze, so wie in Brujerias Fall mit einer gehörigen Portion Humor untermauert ist, dann kann man einen gewissen Unterhaltungsaspekt nicht ableugnen. Keine Arie dauert länger als 3 Minuten, ganz lässig in Punkmanier, deshalb habe ich dann auch in den Clips jeweils 2 Titel zusammen gelegt. Also nicht wundern bitte.

Der überdimensionale Säbel, den Juan Brujo am Gürtel trägt, macht Kaptain Hook aus Peter Pans Neverland alle Konkurrenz. 
Vor allem dann, wenn Don Juan  damit so eifrig herum fuchtelt beim letzten Epilog (siehe Clip 3), dass Fluch der Karibik im Backstage zur Realität wird. Da kann ich mich dann wirklich eines Schmunzelns  nicht mehr erwehren. Zum Schluss, bzw. zur Verabschiedung klingt dann noch unser aller hassgeliebter Urlaubssong ‚Makarena’ aus den Boxen, allerdings von Brujeria  leicht abgeändert im Refrain, der dann nicht Makarena sondern Mariihuana lautet. Langer Rede, kurzer Sinn.... bei dieser, doch sehr extremen Musikform braucht’s wirklich viel Verständnis und Fanliebe. Aber dank der zahlreichen humoristischen Einlagen und dem Eindruck, dass auch die Band sich selbst nicht so ganz todernst nimmt, hat ein Konzert von Brujeria  durchaus einen gewissen Unterhaltungswert. Hasta la vista Baby.....

http://www.myspace.com/brujeria