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Im Ernst, aber diese Band
habe ich in all den Jahren noch nie live on Stage gesehen. Wohl aber
Keith Caputo solo. Und das war klasse. Deshalb ist mir die Entscheidung
auch nicht schwer gefallen, ihn mir diesmal mit seiner ehemaligen, und
jetzt wieder Band – Life of Agony rein zu ziehen. Und zusätzlich gab
es
noch einen Fotoauftrag einer Zeitschrift. Ergo: zwei Fliegen mit einer
Klappe geschnappt. Keith Caputo kann man gut und gern als exzentrisches Genie des metallischen Alternativ-Sounds bezeichnen. 36 Jahre jung ist der kleine, große Musiker jetzt und immer wieder für eine Überraschung gut. Außerdem scheint er ein wahrer Workaholic zu sein, denn er hat stets mehrere Projekte gleichzeitig laufen. Zu Life Of Agony, die es seit nunmehr 20 Jahren mit 4jähriger Unterbrechung gibt, ist ansich nicht mehr viel hinzuzufügen. Trotz der langjährigen Existenz sind lediglich 4 Studioalben veröffentlicht worden, wobei das jüngste namens ‚Broken Valley’ auch schon wieder 4 Jahre auf dem Buckel hat. Warum sie ausgerechnet jetzt wieder auf Tournee sind, weiß ich nicht so recht zu sagen. Auf der Official Website befindet sich jedenfalls kein Hinweis auf ein neues Produkt und dergleichen. – Aber eines steht fest: vergessen hat man diese Band, zumindest hier bei uns in Germany noch nicht. Und ich vermute mal, das liegt nicht zuletzt an Meister Caputo, der ja solotechnisch fast schon Dauergast in unseren Breiten ist. Die Backstage Halle sieht zwar anfangs etwas verwaist aus. Aber spätestens zum Anpfiff vom Headliner Set, ist die Bude rappelvoll. Zuvor geigen noch Hassliebe auf, die sich aus dem Großraum Augsburg heraus inzwischen deutschland-weit gemausert haben. Und ich kriege sie endlich auch mal live zu sehen, nachdem ich die Band schon zwei Mal verpasst habe, da sie stets als erste von 3 oder gar 4 Acts zu einem so frühen Zeitpunkt gespielt haben, dass sie jedes Mal schon durch waren, als ich eingetroffen bin. - Dieses Mal sind’s Gott sei Dank nur zwei Akteure in einem zeitlich annehmbaren Rahmen und Beginn ist 20.30 Uhr. Das erste was mir dazu einfällt ist: typisch München – jeder steht hinten im großen Halbkreis und vorne befindet sich eine klaffende Lücke, weil sich keiner traut den Anfang zu machen. Dabei simma doch so selbstbewusst hier, oder etwa doch nicht? Tatsache ist, die Partie steht und fällt mit dem Sänger/Bassisten Daniel Frisch, der nicht nur stimmlich, sondern auch vom visuellen Aspekt her umgehend alle Blicke auf sich zieht. Die langen Dreadlocks stehen im sehr gut, aber wehe, er gedenkt diese jemals entfernen zu wollen.... Aber ich glaube, dieses Problem hat er vorerst nicht.Sie sind ja fast schon sowas wie ein Markenzeichen der Gruppe geworden. Außerdem besteht das Trio noch aus Gitarrist Manuel „Kurt“ Gläser und Schlagzeuger Klaus Müller. Der Schwerpunkt liegt auf gängigem Hardrock mit Punkeinflüssen, mit deutschen Texten unterlegt. Für einen Track wird eine Posaune hinzu gezogen, was ich, zugegebenermaßen äußerst originell finde. Bei diesem Track lässt sich die bayrische Herkunft nicht verleugnen :-))) Ich für meinen Teil bin sehr angenehm überrascht obgleich der Tatsache, dass unsere Münchner Zaungäste heute Abend bei dieser Supportact so gar nicht ihren Allerwertesten hoch kriegen und etwas Zuspruch liefern. Traurig aber wahr. Ich sag nur: gut gemacht Jungs. Und ich würde mich persönlich freuen, wenn’s in absehbarer Zeit noch viel weiter nach oben geht.
Denn spätestens jetzt ist auch die letzte Schlafmütze aufgewacht, und die Halle entwickelt sich zunehmend zum ultimativen Schlachtfeld. Und so klein der intellektuelle Frontmann dieser Truppe ist (ich schätze mal keine 1.60m Körpergröße) so übermächtig ist seine Bühnenpräsenz und sein Alterego. Wie schon erwähnt, habe ich ihn bereits bei einem seiner Solokonzerte live erlebt. Und deshalb stellt sich mir auch unweigerlich der Vergleich. Bei jenen gab er sich nicht ganz so hart, dafür mit mehr Fingerspitzengefühl. Hier dagegen herrscht eher brachiales Soundgewitter mit einem, fast schon verzweifelten Aufschrei versehen. Caputo windet sich, verliert sich in einer Symbiose von pseudometallischen Kaskaden und vermittelt uns den Eindruck, als ob er da oben alleine steht. Dabei sind seine Mitmusiker Gitarrist Joey Z, Bassist Alan Robert und Schlagzeuger Sal Abruscato keineswegs zu ignorieren. Übrigens das Band Line up ist dasselbe wie anno 1989 und hat sich bis auf die kurze Zwischeneinlage von Whitfield Crane (Ex-Ugly Kid Joe) und Drummer Dan Richardson nicht verändert. Aber vorrangig ist es eben Keith Caputo der die Fäden zieht, und das in jeder Beziehung. Fest steht, Life of Agony ist keine „normale“ Heavy Metal Band im herkömmlichen Sinn. Dazu sind die Melodien zu komplex und die Struktur inkl. des Gesangs zu abstrakt. Aber im Grunde genommen ist es genau dieser Umstand, der die Band zu etwas Besonderem werden ließ. Kurz und gut, Keith Caputo ist der Held des Abends. Er gibt sich locker und publikumsnah, nur seine Deutschkenntnisse belaufen sich nach wie vor auf ein, sich ständig wiederholendes Dankeschön. Und die Fans danken es ihm mit überschäumenden Enthusiasmus. 85 Minuten
Spielzeit sind genug, denkt er, schlingt sich ein Handtuch um den Kopf,
verabschiedet sich und ist den Blicken der Allgemeinheit als Erster
entschwunden, bevor ihm die anderen folgen, dies allerdings nicht ohne zuvor
noch dutzendweise Plektra an die Fans zu verteilen. Die zahlreichen
Publikumsrufe: „We Want More“ verhallen
im Dunst des überhitzten Venues. That’s it – no more – und es
wird der Band Gott sei Dank nicht weiter übel genommen. Allerletztes
Fazit: gut war’s Caputo sei Dank. Und jetzt schauen wir mal was weiter
passiert.... oder auch nicht. Wer den kleinen Tausendsassa gleich
nochmal live sehen will kann das in Kürze auf seiner anstehenden
Solotour tun. In München ist er der 11. September im 59:1 Alle
weiteren Dates gibt’s hier.
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