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Fast eineinhalb Jahre ist es her, dass uns die schöne Finnin das letzte Mal hier in München beehrt hat, damals noch in der Großen Elserhalle,- Gott hab diese, nicht mehr existente Stätte selig. Im Mai 2008 war das jedenfalls, und der Slogan hieß ‚ A Winter’s Storm’. Nun, und der hat anscheinend immer noch nicht nachgelassen. Denn seitdem ist kein neues Album erschienen, das es zu promoten gilt. Also fragt man sich natürlich, warum gerade jetzt schon wieder eine neue Konzertreise folgt. Na gut, nehmen wir mal als Grund einfach ein lukratives Angebot und der anhaltende Bedarf nach Tarja – live. Allerdings, so stellt sich heute ziemlich schnell heraus, scheint jener denn doch etwas gesunken zu sein. Waren es vor 18 Monaten noch ca. 2.000 Fans, die Mrs Turunen bewunderten, so haben heute lediglich, geschätzte 800 Besucher die neuerliche Chance wahr genommen, die eigenwillige Mischung aus Heavy Metal und Operngesang zu genießen.
Zugegeben, jene Stilistik ist eine pure Geschmackssache, denn nicht jeder findet diese Verquickung zwischen harten Gitarrenriffs und Koloratur Gezwitscher gut.  Fakt ist, dass die Schatten von Tarjas Nightwish Vergangenheit immer noch in Reichweite situiert sind, -  rein hypotetisch natürlich. Denn die musikalische Darbietung bezieht sich rein allein auf die Schaffensperiode danach.

Den Anfang machen die Finnen von Kings Of Modesty, von denen ich, ehrlich gestanden, vorher noch nie etwas gehört habe.

Entschuldbar ist das eventuell mit der Tatsache, dass sie erst vor kurzem einen Vertrag beim englischen Label Escape unterschrieben haben und ihr gleichbetiteltes Debütalbum gerade erst am 25. September dieses Jahres veröffentlichten.
Zuerst muss ich aber schon wieder mal ordentlich die örtlichen Umstände bzgl. der Bildberichterstattung bemängeln. Denn die liebe Tarja & Co. haben der Supportband so gut wie kein Licht zugestanden. Sprich, die Brüder performen in fast kompletter Dunkelheit. Dafür gibt’s in unserer Muffathalle zumindest einen Fotograben, was hier beileibe nicht alltäglich ist, und es herrscht kein Blitzverbot. Gott sei Dank, denn sonst hätte man sich das knipsen des Supports gleich frisch sparen  können.
Nun, ums kurz zu machen, die Kings of Modesty praktizieren im Prinzip den typischen 80er Jahre 0-8-15 Powermetal, jener der uns an die, oder die, oder jene andere Band erinnert. Also nix neues und schon gar nichts innovatives im Getriebe aber ganz unterhaltend. Nicht schlecht und auch nicht hervorragend. Und deshalb befürchte ich auch, dass die Finnen im Dickicht all der anderen Künstler dieser Gangart früher oder später untergehen werden. Aber gut, man weiß ja nie. Vielleicht geht ihnen ja doch noch irgendwann der berühmte Knopf auf, bzw. das Glück ist ihnen hold. Wer mehr über diese True Metal Band wissen will, der gehe zu:

http://www.kingsofmodesty.com

Ich habe mich schon oft gefragt, warum Tarja nicht mal dran gedacht hat, eine klassische Karriere an den Opernhäusern dieser Welt einzuschlagen.

Entweder ihre Liebe zum Heavy Metal überwiegt zu jener der klassischen Musik, oder aber ihre Stimme ist denn doch nicht ausgereift genug, um große Opernpartien a la Elektra von Richard Strauss oder Aida von Giuseppe Verdi nach einem Libretto von Antonio Ghislanzoni, zu singen. Wir werden es wohl nie ganz erfahren. Tatsache ist aber, dass ihr der Sprung mit Nightwish ins Showbusiness sehr viel Erfolg und Renomee eingebracht hat. Also konnte ihr Weg ja gar nicht so falsch gewesen sein. Andererseits glaube ich persönlich, dass die Streitereien mit den Kollegen von Nightwish und der darauffolgende Weggang eventuell doch nicht der ultimative Wurf gewesen sind. – Denn ihre alte Band heimst samt neuer Sängerin heute immer noch mehr Erfolg ein, als Tarja mit ihrem Alleingang.
Anyway, jetzt simma hier und heute, und es gibt nur 2 Veränderungen in Tarjas Live Set seit dem letzten Mal. Zum einen ist die Lichtshow nicht mehr ganz so üppig wie in der Elserhalle, und zum anderen sieht das Band Line up etwa anders aus. Und zwar wäre das außer Tarja selbst:
Mike Terrana Drums (Masterplan, Savage Circus, ex Rage, ex Malmsteen)  Christian Kretschmar Keyboards  (Schiller)  Oliver Holzwarth Bass (Blind Guardian, ex Sieges Even), Alex Scholpp Guitarren (ex Farmer Boys)  Max Lilja Cello (Hevein, ex Apocalyptica).

Ein wirklich exklusives Line up, das sich sehen lassen kann. Und tatsächlich funktioniert das Zusammenspiel hervorragend. –

Positiv fällt auch auf, dass Tarja, obwohl sie selbst natürlich den Mittelpunkt darstellt, ihren Mitstreitern genügend Freiraum lässt anhand von einigen exzellenten Soli, vor allem was das Schlagzeug betrifft. Aber gut, das sind wir ja vom guten alten Mike (The Animal) Terrana inzwischen gewohnt. Die 800 anwesenden Fans danken es ihr jedenfalls mit viel Gegenliebe und Applaus.
Und noch eines fällt sofort wieder auf und bestätigt meine Ansicht und Meinung. Das Publikum geht am meisten bei den beiden Coverversionen von 'Poison' von Alice Cooper und 'Over The Hills And Far Away' von Gary Moore mit. Was sagt uns das? - Es sind halt doch immer wieder die alten Klassiker, die am besten ankommen, ohne Zweifel....

Zum Ende des Sets hin, begibt sich Tarja dann auch noch mitten ins Publikum, um dort zwei Songs akustisch zu performen. Auch das kommt sehr gut an. Nein, man kann nicht meckern. Tarja kommt äußerst sympathisch rüber. Ihre Stimme ist nach wie vor astrein. Und wenn man mit dieser Materie gut klar kommt, dann kann man diesen Abend hier als durchaus erfolgreich bezeichnen und ihn genießen. .

Und Tarja selbst weiß das auch und bedankt sich 100.000 Mal bei ihren Fans. Es bleibt nur zu hoffen, dass ihre Erfolgslinie auch weiterhin halbwegs gut die Kurve kratzt und nicht noch weiter hinunter sackt. Und dazu müsste halt dringend ein neues Album herhalten. Die Zeit wird’s zeigen...
http://www.tarjaturunen.com/