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Ich muss gestehen, als ich das erste Mal den Song ‘Bad Girlfriend’ gehört haben, war ich hin und weg. Was für ein geiler Song. Und ich kannte bis dato nicht mal die Band, zu der dieses Stück gehört. Dabei stammt der Track bereits vom dritten Album dieses kanadischen Outfits, das aus Kanada, genauer gesagt, aus Vancouver stammt. Halleluja und Schande über mich. Denn als Musikjournie sollte ich denn doch eine Rockgruppe kennen, die bereits seit sieben Jahren on the road ist.  – Zu meiner einzigen Entschuldigung kann ich lediglich sagen, dass die Brüder erst mit eben jener dritten CD „Scars & Souvenirs“, veröffentlicht in diesem Jahr, ihren Durchbruch im internationalen Musikzirkus erzielt haben. Na ja, und der Supportjob für Mötley Crüe in den USA hat sich auch nicht unbedingt als Nachteil entpuppt.
Auf alle Fälle haben wir uns jetzt aufgemacht den Rest der Welt zu erobern, ob im Festival Paket, zusammen mit anderen namhaften Künstlern, oder eben so wie heute Abend auf Solopfaden in gediegener Clubatmosphäre. Eines stellt man beim Betreten des Kinderzimmers hier jedenfalls sofort fest, - übrigens Kinderzimmer im wahrsten Sinn des Wortes, - nämlich, dass die meisten Besucher hier locker meine Kiddies sein könnten. Und um ehrlich zu sein, der visuelle Aspekt von Theory of A Deadman lässt locker den Trugschluss zu, dass es sich hierbei um eine weitere Teenie-Boyband handelt. Allerdings sprechen die relative harten Rhythmen da eine andere Sprache. Also lassen wir uns überraschen, wie sich die Dinge entwickeln.

Die Vorhut kommt aus Schweden und nennt sich Takida.

Mein lieber Schwan, oder sollte ich besser, lieber Lapland-Elch sagen... Diese Boys hier sind wirklich Youngsters auf der ganzen Linie. Wenn man allerdings der Biographie entnimmt, dass die Band bereits eine Lebensdauer von über 10 Jahren vorweisen kann, dann frage ich mich, wie alt, bzw. jung diese Kücken waren, als sie angefangen haben. Ich will’s gar nicht wissen. Auf alle Fälle haben sie in ihrer Heimat Schweden schon so einige Lorbeeren gesammelt, vor allem mit dem zweiten Album  ‚Bury The Lies’, dessen ausgekoppelte Single ‚Curly Sue’ wochenlang in den dortigen Charts verweilte. Nun sind Takida endlich flügge geworden und aus dem heimatlichen Nest geschlüpft, um eben mal über den Kontinent zu flattern. Das dritte Album ‚The Darker Instinct’ ist gerade erschienen. Und ‚Bury The Lies’ ist jetzt in Deutschland auch nachträglich nochmal gekommen, genauer gesagt am 2. Oktober, also vor 5 Tagen. Der Name der Band geht übrigens auf die Figur Gohei Takeda aus der japanischen Anime-Serie Nagareboshi Gin zurück. Das Line up: Robert Pettersson (Voc), Tomas Wallin (Git.), Mattias Larsson (Git.), Fredrik Pålsson (Bass), Kristoffer Söderström (Drums).

Musikalisch tendieren Takida zum Melodic Rock hin. Sagen wir mal so: für Hardrock ist es zu soft, für Weichspüler Töne zu hart, das Ganze versehen mit einem feinen alternativen Touch. Auf alle Fälle versuchen die Schweden ihr Bestes zu geben, und Enthusiasmus und Engagement werden groß geschrieben. Was ihnen definitiv noch fehlt ist ein wenig mehr Erfahrung und Reife. Aber gut, sie sind ja noch soooooooo jung und haben deshalb auch noch umso mehr Zeit sich weiter zu entwickeln und zu entfalten.  Sie müssen nur aufpassen, dass nicht irgendwann der Zug ohne sie abfährt. Denn die Welt des Musikbusiness ist schnelllebig geworden, viel zu schnelllebig, und ohne ständig-neue Innovation könnte es rasch zum Stillstand kommen.

              http://www.takidamusic.com/ 



               Wie immer im 59:1 Club geht der Hochglanz Zauber auch heute wieder verhältnismäßig spät los, genauer gesagt um 22.30 Uhr.

Und ich glaube, ich muss nicht erst erwähnen, dass sich in der ersten Reihe hinter der Absperrung vor der Miniaturbühne, vor allem Girlies in alles Fassetten und Schattierungen postiert haben – Höchstalter schätzungsweise 18 Jahre, maximal 20  Lenze jung. Kopf hoch und Brust raus so winden sie sich mit verlangendem Blick in Richtung Perform-Podest.
Theory Of A Deadman sind etwas älter als die Kollegen vom Support, und sie strotzen nur so vor lauter Selbstbewusstsein, vor allem was Frontmann Tyler Connolly betrifft. Jener erinnert visuell entfernt an eine Mischung aus James Dean meets Elvis und Joe Strummer von The Clash, sowohl was die Schmalztolle als auch den coolen Blick betrifft. Und im Prinzip ist denn er auch der Fokus und das Aushängeschild der Gruppe. Trotz, oder gerade wegen dieser offensichtlichen Überheblichkeit da oben, scheinen er und seine Mitstreiter kein Auge für die schmachtenden Mädels zu haben, die fast schon handgreiflich den Augenkontakt zu ihren Lieblingen suchen.
Nun, was soll ich sagen? Wie schon eingangs erwähnt, gefällt mir die schmissige Musik von Theory of a Deadman recht gut. Aber..... dadurch waren, bzw. sind natürlich auch die Erwartungen dementsprechend hoch geschraubt für diesen Einstand hier. Und die wiederum werden leider, was mich betrifft, nicht erfüllt. Genauer definiert, vermisse ich den Pfeffer, der in der Musik steckt,  in der momentan stattfindenden Livearbeit da oben.

Vielleicht hat das u.a. mit dem Umstand zu tun, dass Tyler Connolly nicht nur das Sprach,- bzw. Gesangsrohr der Truppe ist, sondern auch noch eine Gitarre schwingt. Und so was hemmt nun mal grundsätzlich den allgemeinen Schwung bei einer Performance. Gerade beim zackigen Rock’n’Roll ala’ Theory of a Dead Man sollte auch der physische Einsatz nicht fehlen. Zweites Manko ist der fehlende Funke zum Publikum. Da kommt nix rüber. Und dementsprechend ist auch die Reaktion der Zuschauer, eher mau. Nur ein einziges Mal fordert die Band das Publikum zur Gegenliebe auf. Dies aber wiederum nur, um die ca. 10 Sekunden Hochstimmung per Camcorder von oben einzufangen. Daheim in Kanada heißt’s dann: schaut her, wie die deutschen Fans bei unserem Auftritt ausgeflippt sind. Okay, okay, ich will jetzt mal die Dinge nicht zu eng sehen. Grund für den fehlenden Drive mag auch die super-kleine Bühne sein und die dadurch eingeschränkte Bewegungsfreiheit, ein eventuell, schlechter Tag, oder aber die leichten Sounddefizite, who knows?!

Schwerpunkt im Programm liegt natürlich auf dem aktuellen, dritten Album ‚Scars & Souvenirs’, wobei es gerade Songs wie ‚Got It Made’ sind, die die Stimmung anheben. 75 Minuten sind jedenfalls keine Überlänge für ein Konzert, das mit den zwei bekanntesten und wohl auch beliebtesten Smashhits abschließt – ‚Hate My Life’ und last but not least – und auch mein persönlicher Lieblingssong ‚Bad Girlfriend’. Es  ist dann letztendlich Bassist Dean Back  der  doch noch etwas Stimmung in den Endspurt bringt. 
Letztendliches Fazit: not bad at all, aber, um mich zu wiederholen, meine Erwartungen auf Grund der exzellenten neuen CD, sind nicht  100%ig erfüllt worden. Allerdings wie sagt man so schön: jeder hat eine weitere Chance zu zeigen was er drauf hat. Also dran bleiben, Tee...äh na ja -  vielleicht eher einen Guten Schluck genießen, abwarten und beim nächsten Mal schau ich dann wieder vorbei. -
Nachtrag: ‚Scars & Souvenirs’ kann ich Euch aber auf alle Fälle ans Herz legen - ganz ohne Bedenken.

http://www.theoryofadeadman.com/