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Wieder einmal haben wir hier den Umstand, dass ich zu diesem Event gar nicht hingegangen wäre, hätte ich nicht den Auftrag eines Printmediums erhalten. Und was soll ich groß sagen? Jawohl, ich bin im nachhinein dankbar für diesen Photocall, denn so habe ich eine weitere Band kennen- und lieben gelernt, die ich bis dato nur vom Namen her und allenfalls von einem Song her kannte. Und das zeigt wiederum, dass man sich denn auch so und ohne Auftrag, doch ab und zu etwas neues oder unbekanntes rein ziehen sollte. Denn manche dieser Acts sind stets für eine Überraschung gut.
Stutzig hat mich im Vorfeld bereits die Tatsache „Sold Out“ gemacht, was in der Münchner Theaterfabrik soviel wie ca. 1.000 Besucher bedeutet. Noch skeptischer lässt mich aber vor Ort die Beobachtung werden, wie hier nach und nach Mütter mit ihren z.T. 14jährigen Töchtern eintrudeln, oder die große mit der kleinen Schwester. Auweia ist mein erster Gedanke, - hoffentlich bin ich da jetzt nicht in eine Art Backstreet Boys/Tokio Hotel Wahnsinn  hinein geraten. Allein die Tatsache, dass ich vom Haupteinlass  hinten sage und schreibe 10 Minuten benötige, um ganz nach vorne zum Fotograben zu dringen, spricht für sich. Hilfe, die Aussicht in der ersten Reihe sagt dann noch mehr aus. Und meine Skepsis wächst weiter in Hinsicht auf die Dinge, die da kommen würden.
Die erste Supportband habe ich ohnehin schon versäumt. Aber die letzten Töne, die ich von draußen noch konsumieren kann, verführen mich umgehend zu der Annahme, dass ich da wohl nicht so viel verpasst habe.



Der zweite Wurf heute Abend heißt ‚American Steel’, stammt aus sunny California, und die Musiker könnten locker die Väter der aufgeregten Kücken im Publikum sein.

Seit 14 Jahren bewegen sich die Punkrocker in der internationalen Szene und haben im Juli ihr insgesamt fünftes Album ‚Dear Friends And Gentle Hearts’ veröffentlicht. Warum sie bei uns noch gänzlich unbekannt sind, ist schnell von Frontmann Rory Henderson erklärt: „wir waren zwar schon öfters in Europa, aber selten in Deutschland und noch überhaupt kein Mal hier in München. Außer Henderson geigt bei der Partie noch Ryan Massey (Git), John Peck (Bass) und Scott Healy (Drums) auf. Und ich muss gestehen, dass was American Steel hier an fetzigem Punkrock abliefern, hat Hand und Fuß, keine Frage. Nur unser Kindergarten vor Ort, weiß das weniger zu schätzen. Denn sie sind  wegen dem Hauptakteur gekommen, und sonst wegen niemanden. Deshalb gibt’s bei dieser zweiten Supportband auch nur sehr verhaltene Reaktionen. Ich denke einfach, dass American Steel für Musikliebhaber etwas älteren Kalibers besser geeignet wären. Aber man kann sich’s nun mal nicht immer aussuchen. – Außerdem wirkt die Band etwas farblos da oben und kann keinen so schillernden Paradisvogel wie dann der Headliner vorweisen. Auch wenn das für ein gutes Konzert keine Rolle spielen sollte. In diesem Fall hier tut es das aber, denn 99% aller Kiddies sind wegen einer einzigen Kunstfigur hier und weniger wegen der Musik. Traurig aber wahr, ist man versucht zu sagen. Andererseits gehen doch die meisten Jugendlichen durch solch eine Phase, - besonders die weiblichen...... Lang lebe die Bravo !

Ich für meinen Teil, die sicher zu den ältesten Besuchern heute Abend gehört, kann die Band American Steel nur wärmstens empfehlen mit ihrem schweißtreibenden Punk’n’Roll. Und ich hoffe lediglich, dass dieser Einstand hier nicht der erste und letzte in München ist und war.

http://www.americansteel.org




Ca. 30 Minuten später erfahre ich endlich was so Besonderes an den All American Rejects dran ist.

Und dieses Besondere stürmt auf die Bühne wie ein wildgewordener Stier zur Brunftzeit und erobert die 1.000 Seelen innerhalb von nur 1 – bis maximal 3 Sekunden. Und sogar ich bin schwerstens beeindruckt von soviel Austrahlung dass dieses Energiebündel namens Tyson Ritter da an den Tag, bzw. Abend legt. Der  Kreischpegel übersteigt augenblicklich die zugelassene Schmerzgrenze, und ich bin wieder mal froh und dankbar einen Fotograben mit viel Platz (sogar für mich allein) zu haben. Alles andere außerhalb tendiert langsam aber sicher in Richtung Lebensgefahr.

11 Jahre, 3 Alben und zwei Hits  - ‚Gives You Hell’ und ‚I Wanna’ haben den All American Rejects jede Menge Airplay im Radio und auf MTV beschert.  In der Tat handelte es sich bei ‚Gives You Hell’ um den meistgespielten Song on Air hier in Deutschland (Stand Mai 2009). Kein Wunder also, dass diese Band wie eine Rakete zum Mond auf der Popularitätsskala nach oben geschossen ist. Und wie wir alle wissen, was richtig und genügend intensiv promotet wird und zudem noch ein attraktives Äußeres vorweisen kann, da ist der Erfolg quasi schon vorprogrammiert. – Nun, abgesehen von diesen beiden Hitsongs, die noch eher poppig  sind, ist das restliche Material der All American Rejects harter Rock (kein New Metal und auch kein Alternative) aber dafür ohne jegliche Kompromisse.

Und Tyson, der da oben physische Schwerstarbeit leistet puscht die Gemüter zusätzlich auf und an. Kein Wunder also, dass an seinem Körper kein Gramm Fett zu finden ist. Er windet sich, verbiegt sich und wischt den Boden auf und lässt  gleichzeitig seine Lungenblasen mit dem Kehlkopf  Tango tanzen. Dazwischen unterhält er sich mit den Kids und sucht sogar den Körperkontakt an der Barriere. – Und ich frage mich mit jeder weiteren Minute, wo nimmt der Kerl diese ungeheure Kondition her. Der Rest der Gruppe verschwindet förmlich hinter seinem enormen Ego.

Die weiteren Songs der All American Rejects sind mitreißend und zum abtanzen geeignet. Das hier ist wirklich gute hartrockende Unterhaltung. Und ich bin tatsächlich sehr angenehm überrascht von dieser Band. Denn bei so einem Publikum hätte man im Grunde genommen alles andere erwartet, aber nicht das hier. Und jenes, wie ich schon eingangs erwähnt habe, beweist wieder mal, dass es den Mädels hier schnurzegal ist, was die Brüder  fabrizieren. Ich denke mal, Tyson könnte da oben – Alle Meine Entchen trillern, und sie würden ihn trotzdem lieben. – Aber da tut unser Paradiesvogel Gott sei Dank nicht, sondern stellt etwas sehr zynisch fest, wie jung doch alle hier wären, zu jung. Aber  entgegen allen anfänglichen Befürchtungen, handelt es sich rund um seine Action  tatsächlich um ein Klasse-Konzert, geliefert von einer jungen Rockband, die von unserer gesetzteren Hardrock Gemeinde erst noch entdeckt werden muss. Die Jugend hingegen hat das schon lange getan und ist uns diesbezüglich tatsächlich einen oder vielleicht sogar zwei Schritte voraus.
Geil wars, ohne Zweifel und ohne Übertreibung - und jederzeit gerne wieder....

PS: bevor ich's vergesse, die Verabschiedung nach dem allerletzten Ton fällt knapp und schmerzlos aus - thank you - good bye, und innerhalb von 2 Sekunden is' er verschwunden unser Hochleistungssportler -  auf Nimmer Wiedersehen .... (siehe Clip unten)

http://www.allamericanrejects.com/