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Jesus, Maria und Joseph, es gibt immer wieder Erfahrungen in Sachen Konzerte, wo ich mir denke, entweder hat mein allgemeines Musikverständnis doch gewisse Grenzen, oder aber ich bin schlichtweg zu alt. Letzteres wahrscheinlich ohnehin, da ich heute Abend unter all den ca. 900 anwesenden Death-Core Fans garantiert die Aller-Älteste bin, wenn ich mir die Gesichter hier so ansehe. Aber Grund für meine abendliche Präsenz ist wieder mal ein Fotoauftrag für ein Print-Magazin. Und ich mein’, - Job ist nun mal Job, also was soll’s. Ohren am besten halb zu und mit dem Kopf durch die Wand. Hauptsache ich kriege eine, hoffentlich interessante Situationskomik vor die Linse. – Und da ich ja bekanntlich offen für alles und jedes bin, stürzen wir uns rein ins Knüppelvergnügen und das gleich mit satten sieben Bands der Kategorie: hau drauf und Rübe am besten ab und durch den Fleischwolf gedreht.

Meine Beschreibung der folgenden Vertreter, hübsch in der Reihenfolge, fällt allerdings kurz aus, da ich mich außerstande sehe, die folgende Sound-Stilistik neutral zu betrachten, bzw. subjektiv zu beurteilen nach Qualitätsstandard. Wie schon eingangs erwähnt hat das auch eventuell etwas mit altersbedingtem Musikverständnis zu tun. – Fakt ist aber definitiv, dass jene Grind,- Death-Metalcore Schiene runter geht wie Honig in der Kehle bei den Kiddies und sich als äußerst beliebt erweist. Also hat der Stiefel auch seine Daseinsberechtigung nach dem Motto: es ist ja alles nur Show und Entertainment.



Wer die Wahl hat, hat die Qual



The Ghost Inside machen den Anfang für 30 Minuten.

Für diese kalifornische Truppe ist es übrigens der erste Besuch auf dem europäischen Kontinent. Und sie stellen hiermit auch ihr Debütalbum namens ‚Faith For Forgiveness’ vor. Benannt hat sich die Kapelle vermutlich nach dem chinesischen Horrorfilm gleichen Namens. Und im Gegensatz zu anderen Opener-Acts, herrscht bei ihnen bereits eine ultimative Partystimmung hier drinnen. Alle Achtung, das schaffen nur die Wenigsten.



Mehr Infos über dieses Outfit sind unter
http://www.myspace.com/theghostinside zu finden.



Es folgt die Band mit dem, fast unaussprechlichen Namen: Iwrestledabearonce. 

Und die sind ebenfalls über den großen Teich zu uns nach Europa geschwommen. Das Besondere an ihnen ist die Frontfrau mit ihrer ca. 1.55m  Körpergröße. Sie bezeichnet sich selbst als die ekligste Frontfrau im Rock’n’Roll, wobei  sie mit ihrem biederen 0 8 15 Trägerkleidchen eher wie Rotkäppchen  wirkt. Aber wehe wenn sie den Mund öffnet und beginnt sich in ihre Metal Arien zu versteigern anhand Urschrei anmutenden Guttural Gegröle. Da bleibt kein Auge, bzw. Ohr trocken. Die Szenerie wirkt so abstrakt, dass es schon wieder amüsant ist. Um ehrlich zu sein, in der Art habe ich so was noch nicht erlebt. Wie auch immer, nach einer kurzen, halben Stunde ist auch hier finito und Feierabend. - Ich kann nur sagen, einmal sollte man das gesehen bzw. gehört haben, sonst glaubt man's zum Schluss nicht. 

http://www.myspace.com/iwrestledabearonce




Die Nummer Drei heißt Oceano und wird von einem dunkelhäutigen Cocolate Boy angeführt. 

Sie kommen aus Chicago, Illinois und haben mit der Scheibe ‚Depths’ ebenfalls ihr Debütalbum vorgelegt. Ihre Gründung geht auf das Jahr 2006 zurück. Und sie bezeichnen sich selbst als: the heaviest, most pissed off band on the planet.
Auch hier ist es die Frontsau, die am meisten im Auge des Betrachters liegt, und jene hört auf den Namen Adam Warren und ist tatsächlich erst 23 Jahre alt . The Black Bear nennt er sich selbst
, und das ist wahrlich treffend bei diesem Muskelpaket, dessen zweites Hobby neben der Band, natürlich  – Bodybuilding ist. Anyway, stilistisch schließen Oceano fast nahtlos an die vorhergehenden Kollegen an. Ob’s gefällt, überlasse ich weiterhin den Fans.

http://www.myspace.com/oceano




Okay, der nächste Grindcore Vertreter in der Reihe nennt sich ‚As Blood Runs Black’, stammt so wie der Opener aus sunny California und geistert seit 2004 in der Metallandschaft herum. 

Etliche Demos, sowie 2 Alben sind das bisherige Resultat, wobei ‚Descent To Hysteria’ das jüngste Werk darstellt, das in diesem laufenden Jahr erschienen ist. Vom Ur-Line-up ist  nur noch Drummer Hector "Leche" de Santiago übrig. Der Rest der Band wurde immer wieder ausgetauscht. Auf der My Space Seite werden ohnehin lediglich 3 Stamm-Musiker angegeben: Ernie an der Gitarre, Nick zupft den Bass und eben Lech am Schlagzeuger. Inwieweit Sänger Johnny McBee mehr oder weniger festes Bestandteil der Gruppe ist, oder die hübsche Maid am Bass, entzieht sich meiner Kenntnis. Und wie bei allen vorhergehenden Vertretern dieser Gangart ist auch bei ihnen nach ca. 30 Minuten Zapfenstreich angesagt.

http://www.myspace.com/asbloodrunsblack

 

Horse, the Band ziehen nach, ebenfalls aus dem Sunshine State kommend. 

Sie beschreiben sich als die größte Partyband der Welt mit der intensivsten Welttournee, die sie damals auch noch selbst und ohne Management gebucht hatten. ‚Desperate Living’ nennt sich auch passenderweise das aktuelle Album. Im Gegensatz zum Rest der teilnehmenden Akteure, beherrscht hier ein Keyboard die Bühne, das dem Sound eine relativ eigenwillige Note verpasst. Und der Kerli, bekannt unter dem Namen Eric Engstrom der das gute Teil bearbeitet, rackert sich da oben ab, als gelte es einen Weltmeistertitel zu holen. Ein weiterer Fokus also, der unsere Aufmerksamkeit anzieht. Und diese Action scheint so anstrengend zu sein, dass man auch mal ein Päuschen einlegen muss (siehe Foto unten) Ihr Stil wird übrigens als sogenannter Nintendocore bezeichnet, - was immer man auch darunter versteht. Jedenfalls haben Sänger Nathan Winnecke und seine Kollegen schon 10 Jahre als Band auf dem Buckelhöcker. Und mal schaun, ob man zukünftig noch mehr von ihnen hört.

http://www.myspace.com/horsetheband




Spätestens jetzt hauen die einzigen Europäer in diesem Siebener hier aufs Parkett. 

Architects sind aus Great Britain, genauer gesagt, aus dem schönen Seebad Brighton, wo sie sich 2004 gegründet haben. Spätestens mit der Veröffentlichung ihres dritten Albums ‚Hollow Crown’, haben sich Architects einen gewissen Popularitätsstatus gesichert, nicht zuletzt dank des Labels Century Media, dass sie unter ihre Fittiche genommen hat und seitdem entsprechend promotet. Angeführt von Sänger Sam Carter, der ursprünglich Schlagzeuger war, setzt die Band vor allem auf extensives Touren. Und obwohl diese Jungs relativ harmlos und noch "sehr jung" aussehen, prügeln sie mit ihrem Metalcore den Zement aus den Backstage Werk Wänden.  Und das kommt fantastisch an beim Publikum, das inzwischen außer Rand und Band ist, mosht und sich selbst überschlägt vor lauter Begeisterung. Und das führt auch so manches Mal über die Absperrung hinaus. 

Nein, man kann sagen was man will, aber Architects sind heute Abend unabstreitbar der erste wirkliche Höhepunkt für sämtliche Anhänger der allgemein angesagten Stilistik. Und jene wiederum wissen das sehr gut für sich auszunützen.

http://www.myspace.com/architectsuk




Der Band-Marathon wird mit Despiced Icon abgeschlossen. 

Der Bandname bedeutet übrigens so viel wie verachtete Ikone. Die Headliner kommen aus Montreal, Kanada und wurden dort 2002 geboren. Dem Aussehen nach erinnert die Truppe mehr an Hip Hopper als an eine Metalband. Aber Äußerlichkeiten haben ja oft nichts zu sagen. Ihre aktuelle CD ‚Day Of Mourning’ erschien Anfang Oktober. Grund genug, eine 52 Termine umfassende Tour namens ‚Never Say Die’ Tour in Angriff zu  nehmen. Mit 2 Sängern – Steve Marois und Alex Erian, versucht man dem Sound noch mehr Power zu verpassen, als er ohnehin schon hat. Und mitten drin leistet ihnen auch noch der Sänger vom Opener The Ghost Within auf der Bühne für einen Song Gesellschaft. – "They are close Friends of our's" heißt es da als Erklärung.

Despised Icon setzen definitiv noch eins drauf zu Architects und zerpflücken, die ohnehin schon erhitzte Atmosphäre hier drinnen mit liebevoll-brachialem, kanadischen Holzfällercharme in seine Einzelteile. – Es ist der letzte Aufguss vor dem Schach Matt der Kiddies im Publikum.
Und ich denke mal, dass bei all den verschiedenen Charaktären der gleichen Stilrichtung eigentlich jeder Konzertbesucher auf seine Kosten gekommen ist. Zumindest all diejenigen die freiwillig hier sind:-)))

http://www.despisedicon.com

Weitere visuelle Eindrücke gibts bei metalhammer.de 

PS: auch ein Drummer will noch schnell bye bye sagen....