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Eigentlich sollte an dieser Stelle jetzt eine Live Review von Sonata Arctica stehen. Tut sie aber nicht, weil diese Show schlicht und ergreifend nicht stattfindet wegen entzündeter Stimmbänder, wie es da heißt. Auch Muse hätten heute Abend noch gespielt. Aber warum nicht wieder mal eine Band auskundschaften, die man noch nicht kennt, bzw. bislang noch nicht live on Stage gesehen hat. Und das diese Entscheidung im heutigen Fall goldrichtig ist, stellt sich in Kürze heraus.
Trotz vier gleichzeitiger Konzert-Veranstaltungen hier in München,(in der Halle gegenüber geigt noch Morrissey auf)  haben sich im Metropolis satte 600 Fans eingefunden, manche so weit angereist wie von Kanada und der Ukraine. Da wurden keine Mühen und Kosten gescheut, um einen, der gerade mal 3 Auftritte von den Australiern The Living End mitzuerleben.
Hey, bin ich froh, dass ich in München sitze, denn ich benötige gerade mal 20 Minuten mit dem Auto bis zum Metropolis, und die Kosten sind gleich 0. – Beim vorhergehenden Auskundschaften dieser Band im Internet, habe ich bereits erahnt, um was für einen brillanten Gitarristen es sich da in dieser Band handelt. Also simma gespannt, was da jetzt tatsächlich auf uns zukommt.

Zuvor gibt’s aber noch einen deutschen Einstand, der sich Derfine nennt und genauer definiert, aus dem Unterallgäu stammt.

Und dort waren die vier Jungs auch schon jahrelang im Untergrund aktiv. Das haben sie übrigens jetzt auf, gleich 2 Scheiben eingefangen. Dann wurde es langsam Zeit die große, weite Welt zu erobern. Und das schafft man am besten mit Festival Auftritten oder mit Supportslots für andere namhafte Acts. In diesem Fall heißt der, The Living End, obwohl, so mega berühmt sind jene nun auch wieder nicht hier in Europa. – Selbst nennen sich die vier jungen Musiker Mike Fine, Julian Fine, Michi Fine und Sven Fine. Und obgleich ihrer Jugend, stehen die Allgäuer für bodenständigen, groovigen, aber auch sehr schnellen Hardrock. Dabei sind sie auch noch in konstanter Bewegung, um zusätzlich den nötigen Drive in die Performance rein zu bringen. Gesungen wird in deutscher Sprache, was ansich nicht weiter tragisch wäre. Aber es ist die Stimme selbst, mit der, zumindest ich, ein kleines Problem habe und die mir nicht wirklich zu diesem Sound gefallen will, was wiederum nicht bedeutet, dass sie schlecht wäre.  Auch hier ist es vor allem der Gitarrist, der mir am meisten zusagt. Aber gut, die Jungs sind noch jung und haben alle Zeit der Welt sich noch weiter zu entwickeln und Erfahrungen zu sammeln. Viel Glück sag’ ich schon mal....

http://www.derfine.de/



Also ganz stimmt es denn doch nicht, dass ich The Living End heute zum ersten Mal sehe.

Denn ich wurde darauf hingewiesen, dass diese Band bereits anno dazumal Mitte der Neunziger Jahre Aerosmith bei ihrem Münchner Showcase im damaligen Babylon supportet haben. Da war ich zwar auch und habe sogar fotografiert. Aber meine grauen Zellen wollen sich nicht wirklich an den damaligen Supportact erinnern. Und The Living End fungierten erst vor kurzem als Support von den Toten Hosen.  Auch egal jetzt. Sie sind ja hier, und ich bin wirklich neugierig, wie sich das Trio rund um Chris Cheeney als Headliner macht. Nach 15 Jahren Existenz, etliche Erfolge in ihrer Heimat Australien und die, bekanntlich enge Freundschaft mit Green Day, dürfte hier so einiges zu erwarten sein.

Und was soll ich sagen, diese Erwartungen werden mehr als erfüllt. Wauw, was für eine geile Live-Band The Living End sind... Halleluja, ich bin fast schon hellauf begeistert, so könnte man es nennen. Und das passiert bei mir nur noch sporadisch. Obwohl in letzter Zeit war das sogar öfters der Fall. Außer Mastermind Cheeney, ist da noch Contrabassist Scott Owen und Drummer Andy Strachan. Die musikalische Strategie heißt Punkrock meets Rockabilly, und das ist wahrlich eine höllische Mischung.

Cheeney ist ein sagenhaft guter Gitarrist und bewältigt seine Fronmann Rolle mit spielender Leichtigkeit auch was die Vocals betrifft. Oder sollte ich es  eher australischen Holzfäller Charme nennen mit dem er und seine Kumpels das Publikum hier in Kürze in absolute Verzückung versetzt. Blickfang ist aber auch Scott Owen, der seinen Contrabass fast buchstäblich um die eigene Hüfte wickelt, besteigt und vergenusswutzelt.

Die Band kann recht ordentlich aus dem Fundus von 5 Longplayern, und 3 Eps schöpfen.

Wobei das bislang jüngste Werk ‚White Noise’ auch schon im vergangenen Jahr erschienen ist.  Fakt ist jedenfalls, The Living End liefern uns hier ein mitreißendes Intermezzo, fetzig, groovig und mit sehr viel Movement. Genau so soll ein Rock’n’Roll Konzert sein. Das ist allerbeste Unterhaltung hinter der aber auch immens viel Können steckt.

Und spätestens jetzt verstehe ich auch die hohe Besucherzahl heute Abend, die diese, immer noch – Independend Band mehr als zu schätzen wissen. Ich denke mal, es dauert nicht mehr lange, bis The Living End endgültig etabliert sind und in größeren Hallen spielen. Denn verdient hätten sie es, dank ihrer Qualitäten schon längst. Also wer unter Euch auf schnellen, erstklassigen Punk oder Rockabilly abfährt, der ist bei diesem Trio sehr gut aufgehoben. Ich kann The Living End nur wärmstens und mit reinem Gewissen empfehlen. Das war absolute Spitzenklasse auf höchstem Working Class Hero  Niveau.
Bitte bald wieder kommen
von Down Under...

http://www.thelivingend.com.au/