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Paul Daniel Frehley wird nächsten April 59 Jahre alt und will, so scheint es jedenfalls gerade, nochmal so richtig durchstarten anhand seines neuen und aktuellen Albums ‚Anomaly’. Seine musikalische Vergangenheit muss ich Euch, glaube ich, nicht mehr groß erzählen. Wir alle kennen ihn als Ace Frehley, Leadgitarrist von Kiss, anno dazumal 1971 durch eine Kleinanzeige in einer Lokalzeitung von Gene Simmons und Paul Stanley, hinzu gestoßen. – Der gute Mann kann auf so einige Up’s und Down’s schauen, sei es eben mit Kiss  von 71 bis 83 und dann wieder von 1995 bis 2002, oder anhand seiner Soloaktivitäten, die ihren Höhepunkt mit dem 78er Soloalbum und dem Titel ‚New York Groove’ erzielten.
Und... dieser Song stammt aus der Feder von Russ Ballard und nicht etwa von ihm selbst.

Nun, wie gesagt, mit ‚Anomaly’ und einer Band, deren Mitglieder locker alles seine Söhne sein könnten, versucht Ace the Spaceman seine Kiss Vergangenheit auszunutzen, und anhand deren Lorbeeren und langreichende Schatten den eigenen Kuchen zu versüßen. Aber das so ein Unterfangen nicht immer gelingt, beweist die gerade stattfindende Europa Tour, deren heutige Station München ist.
Weiß der Geier woran es liegt, dass sich in unserer Tonhalle, in die normalerweise 2.500 Schäflein passen, gerade nur mal 200 Seelen eingefunden haben. Und dieser Anblick wirkt nach dem Motto: trostloser geht’s nicht. Keine Ahnung ob es daran liegt, dass sich der Tourneeverantalter aus dem hohen Norden auch als örtliche Durchführungskraft versuchen wollte, oder ob jener absolut keine Ahnung hat, was für ein schwieriges Pflaster unsere Stadt – gerade für halbvergessene Schimmellegenden ist. – Fakt ist, Ace Frehley war zwar mal bei Kiss, aber er ist es nicht mehr. Und dieser sehr gravierende Umstand darf einfach nicht außen vor gelassen werden.

Ich sehe mich zudem als einzige Fotografin vor Ort, und das nicht unbedingt unter optimalen Bestimmungen. Es gibt keinen Fotograben, und die Lichtverhältnisse sind äußerst bescheiden. Trotzdem gilt hier die strenge Regel: 3 Songs ohne Blitz. – Da oben steht ja schließlich Mr. Ace Frehley, - in mancher Leute Augen, nach wie vor ein Halbgott. Das Publikum wiederum kann man hier in München an fast mal eben 10 Fingern abzählen. Ich halte mich zwar an die Regeln, habe aber für mich beschlossen, das nächste Mal (sofern es überhaupt ein nächstes Mal gibt, und ich da überhaupt hingehe) lieber als Fan mit einer Pocketkamera meine Bilder zu schießen. Denn diese Fans haben wiederum alle Freiheiten der Welt, so schien es, -  inkl. des mitfilmens von Clips, die man jetzt auf You Tube findet. – Aber als Profifotograf heißt es natürlich die 10 Gebote einhalten. Dabei muss ich ehrlich, und ohne Einbildung feststellen. Im Prinzip kann Ace Frehley froh und dankbar sein, wenn  sich überhaupt ein Presseheini für ihn erbarmt.

Support kommt von einer Truppe namens 16 Stones Stare aus Sunny Florida, die statt der erwarteten Soul Doctor da oben agieren.

Aber auch da muss ich sagen, - eine einzige Katastrophe, und das nicht nur, was die nicht vorhandenen Lichtverhältnisse betrifft. Erstens passt deren Hardcore Stil so überhaupt nicht zum Classic Rock von Frehley, und zweitens kann weder der Fettsack als Sänger, noch der Kapuzenmann an der Gitarre wirklich singen. Die Band quält sich durch ein 45minütiges Set, und wir hier sind alle erleichtert, als diese Misere ein Ende hat. Wen’s trotzdem interessiert – bitte:
http://www.myspace.com/16secondstare

Der große Meister lässt sich sichtlich Zeit für seinen Auftritt, um dann erhobenen Hauptes, wehendem (schütteren) Haar und cooler Sonnenbrille da oben zu erscheinen.

Und es sind sogar einige Die Hard Kiss Fans vor Ort, die ihn gebührend empfangen. Das neue Album ist Programm, und umgehend stellt sich fest, dass erst einmal der Tontechniker abgemeuchelt gehört wegen des undefinierbaren Soundbreis, der Ace Frehleys Stimme so gut wie ganz verschluckt. Andererseits ist das wiederum vielleicht gar nicht mal so unklug, denn, - sorry, aber wirklich singen konnte und kann der Herr bis heute nicht. – Im Studio wird das natürlich nicht so offensichtlich, dank etlicher technischer Hilfen. Aber live on Stage entpuppt sich dann die ganze Wahrheit. Und die sieht in unserem Fall eher düster aber überaus selbstherrlich aus. Sein Ego beherrscht die Szenerie, und seine, fast schon jugendlichen Mitstreiter vermögen trotz extensivster Verrenkungen und Gestik, nicht aus dem Mondschatten des Chefs zu treten. Die, offensichtlich eingespielten Samples verbessern die Lagen auch nicht sonderlich.


Diesen Herrn kennen vielleicht einige von uns, die die Brides Of Destruction feat. Nikki Sixx,  im Vorprogramm
von Alice Cooper  anno 2004 am Münchner Tollwood live erlebt haben.

Kurz und gut, das Konzert ist eine Qual und sogar für so manchen Kiss-Fan fast schon eine Zumutung. Auch wenn diese verzweifelt nach irgendeinem, noch so kleinen postiven Strohhalm suchen um Frehley nicht gar so miserabel dastehen zu lassen. Dieser Halm entpuppt sich dann letztendlich in den beiden Songs ‚Fox On The Run (im Orignal von The Sweet) und seiner Hymne ‚New York Groove’ (wie schon erwähnt von Russ Ballard) Da rettet der klare Wiedererkennungswert noch ein wenig diese Peinlichkeit und lässt etwas Leben in der kleinen anwesende Fangemeinde aufkeimen. Und selbstredend gilt das auch für's Kiss Dejavu.


Als dann noch last but not least unser aller Rudi, auch genannt Psycho Bimbo versucht, die Bühne zu stürmen, um Mr.Frehley seine verärgerte Meinung über dieses verpatzte Konzert höchstpersönlich mitzuteilen, ist wenigsten noch für allgemeines Amusement gesorgt. Allerdings kommt Bimbo nicht sehr weit da oben, und noch bevor er bei Herrn Frehley angekommen ist, wird unser flockiges, aufgescheuchtes Suppenhuhn von vier Securities unsanft wieder runter katapultiert. Schade eigentlich, aber da musst Du noch etwas trainieren was Schnelligkeit angeht Rudi, damit Du’s auch nächstes mal schaffst an Dein Ziel zu gelangen und wir was zu lachen haben und befreit werden von so einer katastrophalen Performance.
Den Tupfen auf dem i setzen aber, ums nicht außen vor zu lassen, die Eintrittspreise, die bei fast 50,-- Euro lagen. Nicht nur, dass dies für die Größenordnung jenes Events ohnehin viel zu hoch gegriffen ist, sondern, dass hier auch jeder Cent vergeudet und zu viel bezahlt ist.  Aber Mr. Frehley war ja schließlich mal bei Kiss und verlangt wahrscheinlich schon allein deshalb eine mehr als gesalzene Gage. Und die soll schließlich wieder reinfließen anhand teurer Tickets. – Nur in unserem Fall ist der Veranstalter wahrscheinlich ohnehin ordentlich auf die Nase gefallen. Wie auch immer....ich denke, dass es sich auch Ace für’s nächste Mal überlegen wird, ob er Deutschland noch einmal besucht. Und falls doch....- lieber Herr Veranstalter: bitte hab Erbarmen und lass’ zumindest München aus.... Hier ist nämlich der Bedarf an Frehley und Band mehr als ausreichend gedeckt – in Ewigkeit Amen.

http://www.acefrehley.com/

zur Erinnerung - Kiss live in München,11.05. 2008