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Unser Udo, - nein  nicht  Jürgens und auch nicht Lindenberg und schon gar nicht Waltz mit Nachnamen, sondern schlicht und ergreifend Dirkschneider getauft, - ja das ist er, unser allseits geliebtes Vorzeige –Heavy Metal Rumpelstitzchen, das einfach nicht k.o. zu kriegen ist. Und das kommt nicht von ungefähr und hat folgende Gründe. Da gibt es nämlich Musiker, und ich spreche da von älteren Semestern, die heutzutage entweder total verstaubt, überholt und oldfashion sind, oder jene Klassiker, die vor mehr als 30 Jahren wie der berühmte Piepmatz aus der Asche gestiegen sind und heute noch genauso knackig und frisch klingen, als wären sie eben erst geboren worden. Und unser Udo gehört nun mal zu letzterer Kategorie mit seiner Mucke. – Jedes Mal wenn er so alle Jubeljahre mal wieder unterhalb des Weisswurscht-Äquators angewackelt kommt, denke ich mir: soll ich oder soll ich nicht? Ist doch ohnehin immer das Gleiche. Die Antwort ist: - ja ich soll. Und jawohl, es ist immer noch das Gleiche, aber, und das ist der springende Wüstenfloh, es ist immer wieder absolute Oberliga der Extraklasse. -
Seien wir mal ehrlich, Accept hin oder her, - die eben wieder dabei sind einen neuerlichen Start hinzulegen mit einem weiteren Frontvogel, - sie können machen was sie wollen, denn im Grunde genommen ist Udo – Accept und Accept sind Udo. Schon allein seine prägnante Stimme war ehemals zum Markenzeichen avanciert, jene die man blind erkennt und mit der man sekundenschnell auch Accept involviert. Inzwischen hat sich Herr Dirkschneider aber felsenfest seinem Baby U.D.O. verschrieben und lässt sich  heute auch nicht mehr stein - erweichen in Sachen Accept. – Muss er auch nicht, denn mal straight auf den Tisch geworfen, wenn U.D.O zu ‚Princess Of The Dawn’ oder ‚Fast As A Shark’ anstimmen, dann klingt das ohnehin 5 Mal orginaler als wenn dies Accept  ohne Udo tun. Also, wo liegt das Problem? -

Nirgends, denn es gibt gar keines. Der Pluspunkt heißt Udo, und der hat gerade mit seinem neuen Album ‚Dominator’ die erfolgreichste CD seiner Solokarriere hingelegt. Und um noch eins drauf zu setzen... die Konzerte der laufenden Tour haben inzwischen mehr als 35.000 Leute in Europa besucht. – Was will das alte, aber doch jung gebliebene Metal Heart mehr....
Heute Abend im Backstage Werk haben sich in etwa 800 Fans eingefunden, um U.D.O. und vor allem Udo und die Accept Nostalgie zu zelebrieren. Und wie gesagt, diese klingt so energiegeladen und frisch von der Leber weg, dass man den Gedanken, dass manche Songs schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel haben, einfach verbannt aus seinem Bewusstsein, zumindest für heute Abend.

Aber erst mal ist es Zeit für ‚Kissin’ Dynamite’ aus Baden Würtemberg... deren purer Anblick umgehend Muttergefühle in mir aufsteigen lassen. 

Halleluja, in dieser Band ist kein Burschi über 19 Jahre jung, was so einige Rückschlüsse ziehen lässt. Zum einen zählen wir mit Kissin’ Dynamite wieder mal eine Nachwuchs – Versicherung in Sachen Rockmusik, und zum anderen und meiner eigenen Beruhigung könnte unser Udo sogar locker deren Großvater sein, nicht nur so wie ich, deren Mutter. – Eieieiei.... die Jugend rückt so langsam nach und beansprucht ihren Platz im Genre. Aber da Rock’n’Roll bekanntlich keine Altersgrenzen kennt, man nehme nur mal die Rolling Stones, und deren Mumien, die sogar Udo noch locker in die Tasche stecken was die Jahresringe am Hals betrifft, leben wir hier in trauter Koexistenz und versuchen – jeder von jedem etwas abzugewinnen.

Die Kücken von Kissin’ Dynamite, dessen Sänger Hannes live on Stage verkündet, dass er sich heute schon freue im nächsten Jahr endlich seinen Führerschein zu machen, zeigen auf alle Fälle tonnenweise Enthusiasmus da oben. Und sie legen eine Energie an den Tag was den allgemeinen Bewegungsradius betrifft, wie ihn nur ein Mensch im besten Alter zu versprühen vermag. Hannes, Jim, Steffen, Ande und Andy haben sich augenscheinlich Bands wie Mötley Crüe verschrieben, was schon der visuelle Aspekt bestätigt. Weiters geben sie als ihre Vorbilder u.a. Gruppen wie AC/DC und Iron Maiden an. Der Dank geht an die Eltern, die ihren Jungs diese Musik höchstwahrscheinlich von klein auf zugeführt haben. Außerdem wurde vermutlich die Stage Action der Idole  jahrein und jahraus stilecht geprobt  Familie Feuerstein lässt grüßen, bzw. jetzt vielmehr die Flintstone Kids samt Bam Bam und Pebbles, oder Looney Toons meet Tiny Toons... Okay, okay...jetzt werden wir mal nicht albern, schließlich hat jeder mal jung angefangen.

Hört man denn auch deutlich heraus in ihrer Performance.  Mein persönliches Empfinden obgleich dieser Teenie-Heavy Metal-Boy Band möchte ich mal so formulieren: Kissin Dynamites Musik ist nix neues oder gar innovatives, aber es ist schön zu sehen, mit wie viel Herz sich die Knaben da rein hängen, egal ob jetzt abgeschaut oder nicht. Und ich empfinde es fast schon als niedlich, in die glänzend-kindlichen Kulleraugen von Gitarrist Ande zu schauen, der mit seiner Wuschelmähne und bloßem Oberkörper fleißig versucht, den wilden Rock''Roller samt Sexappeal  zu mimen. Nur  so ganz will man das dann eben doch nicht glauben, denn dazu sind die Boys einfach noch zu jung. – Aber klar doch... weiter so, warum  nicht. Wer so viel Pfeffer an den Tag legt, der kann nicht viel falsch machen, außer schleunigst mal aus den Kiddies Pantoffeln zu wachsen. Nennen wir's mal so: wenn man das jugendliche Alter unserer Zeitgenossen hier berücksichtigt, dann ist das, was sie hier fabriziert haben ganz passabel.  Mal schaun wie sie sich weiter entwickeln, würde ich mal sagen. Kommt Zeit, kommt Antwort....

http://www.kissin-dynamite.de/kd/

 

Und dann simma wieder bei unser aller heißgeliebtem Udo, der bald darauf samt seinem Clan auf die Bühne wackelt. 

Wie immer im schicken Military Kampfanzug, Size Zero, und (seit mindestens 20 Jahren) kein Lachfältchen mehr oder weniger. Er sieht immer gleich knuddelig aus. – Wie macht er das nur???  Immerhin zählt Klein Siegfried jetzt doch auch schon 57 Lenze. Ich vermute aber mal, auch ihn hält vor allem die Musik jung und nicht etwa imaginäres Drachenblut. Und nicht nur die Accept Hymnen sind up to date – klingende Klassiker, sondern er selbst ist auch einer und zwar von der Sorte, die sich immer wieder neu interpretieren. Klar sind wir physisch jetzt nicht mehr die Überaktivsten, aber das erledigt in dem Fall die Power, die in Udos Rock’n’Roll liegt. Wie auch immer.... U.D.O. das sind neben Udo Dirkschneider immer noch sein alter Freund und Kupferstecher Stefan Kaufmann (Git.), Igor Gianola (Git), Fitty Wienhold (Bass) und Francesco Jovino (Drums). – Und es ist vor allem Kaufmann, ehemals Schlagzeuger bei Accept, der neben Udo himself den einschneidendsten Part inne hat, und das immerhin seit 1996.


Im Gegensatz zu vielen anderen Events, wo ich mich darüber mokiere bzgl. mangelnder Beleuchtungsverhältnisse, hat es der Lichtmann heute bei U.D.O. zur Abwechslung mal mehr als gut gemeint, fast ein wenig zu gut! Aber besser so als andersrum. Was soll ich noch groß fabulieren. Der Boogeymann steigt ein, beweist sich im Nu als Dominator und präsentiert uns den Independend Day mit seiner Mission: I don’t Wanna Be Like You’. Der Thunderball überollt die Mission X und führt über die Vendetta in the Darkness, usw usw..... und das ohne eine Verschnaufpause, was wiederum beweist, dass man keine 18 sein muss, um die Hütte blank zu legen. Obwohl es U.D.O. jetzt auch schon 22 Jahre gibt mit insgesamt 12 Studioalben, 5 Live- & Compilation CDs, 7 Singles/Eps und 3 DVDs, kristallisiert es sich bei einer Liveshow ziemlich schnell heraus, dass es dann doch immer wieder die alten Accept Klassiker sind, die von den Fans am besten aufgenommen werden. 

Und Udo geizt wahrlich nicht damit und offeriert uns einmal mehr ein schneidiges ‚Princess Of The Dawn’, ein energiegeladenes ‚Metal Heart’ und ‚Balls To The Walls’ um nur einige zu nennen (siehe Setliste). Tja, und da gibt es noch diesen einen Song, ohne den eine U.D.O. Show kein U.D.O. Konzert wäre, ohne den es aber auch absolut gar nicht geht, die Hymne, die schon für Accept das Aushängeschild Nr. 1 war und für U.D.O. immer noch ist. Aber den Song kennt ja eh keiner, wie Udo vorneweg vermerkt.
Diese Arie beginnt mit: Heidi Heida... mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.  -  Und unser aller Lieblingssong beendet dann auch diese, über – 2stündige Saga par excellance . Das ist, bzw. war wieder mal Nostalgie pur und trotzdem eine fetzige Rock’n’Roll Show, die obgleich immer hübsch das Gleiche bietend, sie sich doch in ihrer Art wirklich klasse offeriert hat. Udo, du hast wieder mal bewiesen, dass du doch der Klei... äh sorry, Größte und der Ausdauerndste bist. Bravo, das war Spitze ... würde Hänschen (hab ihn selig) Rosenthal jetzt sagen!

http://www.udo-online.de