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Lange lebe Rock’n’Roll, und um mich zu wiederholen.... der Melodic Rock war noch nie so tot als heute, zumindest was die westliche Welt betrifft. Im Land der aufgehenden Sonne scheint man da nach wie vor etwas toleranter zu sein. Obwohl ich mir da wiederum nicht sicher bin, ob es nicht vielmehr an der Tatsache liegt, dass Musik und  Musiker aus Fern-West  einen Hauch von Exotik mitbringen, der sie dort dann wiederum so interessant macht. Denn andererseits denke ich nicht, dass die Japaner hinterm Mond leben.
Wie auch immer, der Umstand, dass sich heute Abend in unserer Garage nur gerade mal 50 Seelen befinden kann man mit vielem entschuldigen. Sei es das Januarloch, das viele Freaks nicht hinterm Ofen hervorzulocken vermag, oder der Fakt, dass München ansich ein schwieriges Pflaster darstellt für etliche Künstler. Oder aber liegt es simpel und ergreifend daran, dass Fair Warning viel zu lange durch Abstinenz geglänzt haben am morbiden Melodic Rock Himmel.
Herrschaftszeiten, wenn ich mich recht entsinne, dann habe ich diese Band zum letzten Mal irgendwann in den frühen Neunzigern live on Stage gesehen. Und daran kann ich mich auch nur noch wage erinnern. Dabei waren die Brüder genau genommen nur gerade mal fünf Jahre vom Tisch zwischen 2000 und 2005. Aber ich vermute mal, dass sich Fair Warnings Live Aktivitäten sehr oft auf ihre zweite Heimat Japan konzentriert haben und sie deshalb bei uns hier streckenweise so gut wie gar nicht existent waren.
Im vergangenen Sommer erschien dann das – immer noch aktuelle, und insgesamt sechste Album ‚Aura’. Und genau dieses wird nach wie vor promotet. Das Line up der Band besteht immer noch aus: Tommy Heart (Voc)  Helge Engelke (Git),

Ule Winsome-Ritgen (Bass) und CC Behrens (Drums. Für  diese Tour wurde noch zusätzlich Niklas Turmann von der Uli Jon Roth Band engagiert, der für Henny Wolter, der z.Zt. mit Rock Meets Classic on Tour ist, einspringt.



Und heute Abend sind wir hier in München, beim ersten von 3 Terminen in Germany, Italien und der Schweiz, bevor es in einer Woche auf große Headliner Tour nach, - wie sollte es anders sein, - Japan, geht. Das hier ist also sozusagen ein Warm up. Trotzdem dürfte es für die Band nicht unbedingt aufmunternd sein, diese karge Zuschauerschaft vor Augen zu haben. Aber wir sind ja schließlich professionell und lassen uns das nicht wirklich anmerken. Dazu kommt noch die etwas umständliche Örtlichkeit, die nicht wirklich eine glasklare Akustik zulässt. Aber das sind wir ja schon gewöhnt. Und da die Akteure für jene am allerwenigsten dafür können, erspare ich mir hier jeden weiteren Kommentar. Es ist nun mal so. Ergo: damit müssen wir zurecht kommen. Abgesehen von den lokalen Umständen bieten uns Fair Warning 2010 einen Querschnitt durch ihren Backkatalog (siehe Setliste)

Und bei Songs wie ‚Burning Heart’ , ‚I Fight’ und ‚Get A Little Closer’, um nur einige zu nennen,  kommen fast schon Nostalgie Gefühle auf. Was das musikalische Können betrifft, fällt mir als erstes dazu ein: ‚Ihr habt einen guten Gitarristen’.-  Abgesehen davon sitzt im Ganzen gesehen, nicht jeder Ton so 100%ig wie er sollte. Ob das allerdings an einem Mangel von momentaner Live-Routine liegt, an einem Bad Hair Day oder eben den örtlichen Umständen zugrunde liegt, entzieht sich meiner Kenntnis. Auch nicht weiter tragisch jetzt, denn bei den meisten Besuchern sind diese Zwischentöne ohnehin am Trommelfell vorbei gerutscht. Also so what ?! Die Allgemeinstimmung in unserem Wohnzimmer ist auf alle Fälle gut bis fröhlich und genießt beim einen oder anderen Bierchen ein nettes De Ja Vu Erlebnis der melodisch-rockigen Art ohne allzu großen Erwartungen in dessen Einstand gesetzt zu haben. Und das ist auch gut so, denn sonst wäre so manch einer hier mit gemischten Gefühlen nach Hause gegangen. –

Ich persönlich vermute,  dass die Band andersrum auch von den Umständen hier in gewissen Maßen beeinflusst ist. Denn ich bin mir vollkommen sicher, würden wir uns jetzt am Fuße des Fujijamas befinden mit 2 – 4.000 frenetischen Fans im Publikum, dann würden Fair Warning aufgehen wie die dort ansässige Kirschblüte im Spätfrühling. Ehrlich gestanden wundere ich mich langsam, warum die Herren Heart, Engelke & Co. noch nie erwägt haben ihren ersten Wohnsitz ins Land des Lächelns zu verlegen, was sich wahrscheinlich um so einiges lukrativer auswirken würde. Aber gut, das sind Spekulationen und gehören nicht hier her. Kurz und gut – Fair Warning haben ihre Sache bestimmt nicht schlecht gemacht über den Daumen gepeilt. Sie sind wahrscheinlich nur am falschen Ort zur falschen Zeit in einer anderen Musikepoche, deren Jugend nun mal so gar nichts mehr mit Melodic Rock anzufangen weiß. Es sei denn man besitzt Kultstatus und das möglichst seit einem halben Jahrhundert, (tun wir aber nun mal nicht) oder aber ..... man spielt in Japan – Sayonara ....
http://www.fair-warning.de/