516

Wer??? Tja und das ist das Problem. Denn was nützt es einem wenn man zwar der Schlagzeuger einer der weltbekanntesten Rockbands, nämlich den Scorpions ist, sich aber noch lange nicht aus dem Schatten derer heraus katapultiert hat. Auch die fernere Vergangenheit was Bands wie Kingdom Come, MSG und Warrant angeht, haben ihm zwar in Drummer Kreisen einen Namen beschert, aber nicht zur individuellen  Persönlichkeit verholfen. -
Aber eines ist James Kottak mit Sicherheit  - ein kurioses Individuum, witzig, spontan, vielseitig und absolut durchgeknallt und vor allem ein erstklassiger Schlagzeuger. – Nur in den Genuss von letzterem Talent kommen wir heute Abend nicht. Denn dank eben seiner Flexibiltät und dem offensichtlichen Drang auch anderweitig musikalische Ziele auszureizen, setzt er sich mit Frontmann Ambitionen selbst ein Goal. – Und das wiederum geht nur mit der eigenen Kapelle – eben Kottak. Sein Baby ist fast schon ein halber Family-Betrieb, denn am Schlagzeug sitzt Ehefrau seit 22 Jahren, - Athena Kottak, die mit Mädchennamen Lee heißt. Und die wiederum hat einen älteren Bruder namens Tommy, der sich ebenfalls als Drummer, und das bei Mötley Crüe verdingt. Wie gesagt, es bleibt alles in der Familie.
Nun gut, - wann immer es ihm die spärliche Freizeit, abseits der Scorpions erlaubt, reaktiviert James, der sich bei Kottak übrigens Jimmy Ratchitt nennt, seine kleine Band, um sich anhand derer selbst zu entfalten und das bereits seit etlichen Jahren. Aber mal abgesehen von einigen Auftritten bei großen Festivals wie z.B. Wacken haben es Kottak bislang noch nicht zu einer vollen Konzertreise auf dem alten Kontinent geschafft. Bis heute.....
Und nehmen wir mal die Fakten beim Hut. Nachdem die Scorpions gerade erst ihren Ruhestand angekündigt haben für den Zeitpunkt nach der bevorstehenden Welttournee, will so manch einer vorsorgen für das hinterher. Andererseits, - dauert diese letzte Scorpions Reise um den Globus erstens - mindestens 2 Jahre, und zweitens – etwas Abwechslung von ‚Wind Of Change’, ‚The Zoo’ und ‚Big City Nights’ tut auch so ganz gut dazwischen.  Aber, um zum Ausgangspunkt dieses Prologs zurück zu kehren, wenn sich eine Band wie Kottak ohne Beachtung, Promotion und Presse auf Clubtournee begibt, dann kann das in Sachen Resonanz traurig enden, und es nützt auch nichts, dass man normalerweise eben die Felle der Scorpions bearbeitet.

Aber ich besitze einen kleinen Vorteil und zwar die Erinnerung an ein Konzert der Gruppe Warrant, irgendwann in den Neunzigern hier in München. Damals wechselte bei der Zugabe der Sänger zum Schlagzeug und vice versa. Und Herr Kottak legte eine Performance hin, dass kein Hühnerauge trocken und auf seinem Platz balzen blieb. Ich weiß auch noch mit welchem Song; Es handelte sich um eine irre Version des Clash Klassikers ‚Should I Stay, Or Should I Go’. James hob den ganzen Rockclub am Frankfurter Ring aus den Angeln und das nicht nur auf der Bühne sondern auch querbeet durch die wogende Menge. Halleluja, das war eine Vorstellung, die sich damals tief in meine Memories eingegraben hat.
Und genau deshalb und aus keinem anderen Grund, bin ich auch diesmal hier und heute Abend vertreten. Denn zwischenzeitlich habe ich Herrn Kottak lediglich hinterm überdimensional-großen Drumkit bei den Scorpions gesehen und gehört.
Wie auch immer, -  traurig ist jedenfalls die Tatsache, dass sich heute im Backstage Club gerade mal ca. 30 verwaiste Seelen eingefunden haben. Und dieser Besuchermangel ist anscheinend lt. diversen Berichten nicht nur in München der Fall.


Den Startschuss geben ‚Blowsight’ aus Schweden, deren Durchschnittsalter nicht über 25 liegen dürfte.

Die Vier nennen sich Nick Red (Voc/Git), Fabz (Drums), Seb (Git/voc) und Mini (Bass/Voc) und "Destination Terrorville" ist das Produkt, das es nach wie vor zu promoten gilt. – Nach wie vor deshalb, weil die Cd bereits seit über einem halben Jahr auf dem Markt ist.
Die Band verfolgt einen leicht alternativen Rock’n’Roll Stil, nichts wirklich neues, aber dank des jugendlichen Enthusiasmus und der dadurch resultierenden Energie kommt die Show von Blowsight ganz passabel rüber. Nur lediglich der punkige Haarstil von Seb mag nicht 100%ig zur musikalischen Stilistik passen. Aber gut, das sind im Grunde genommen nur Nebensächlichkeiten, die sich wenigstens als äußerst fotogen erweisen. Eines ist aber offensichtlich. Die meisten Mädels hier in der kargen Zuhörerschaft sind eindeutig wegen der Jungs von Blowsight gekommen.

Wohl denn, mal schaun, wo die Reise für die Schweden noch hinführt. Ein Anfang ist definitiv gemacht. Jetzt lautet das Zauberwort – Weiterentwicklung und live spielen was der Allerwerteste hergibt. Denn nichts geht über Erfahrung, allgemeine Präsenz und vor allem wachsender Bekanntheitsgrad. In diesem Sinne weiterhin viel Glück und Erfolg

http://www.myspace.com/blowsight




Kottak hingegen sind dank anderweitiger, vergangener  Exkursionen schon alte Hasen im Geschäft und auch altersmäßig bereits jenseits der 40 beheimatet. Aber was soll’s. Rock’n’Roll erhält bekanntlich jung und dynamisch.

Und das wollen wir hiermit beweisen. Außer Familie James und Athena Kottak a.k.a. Jimmy Ratchitt und Athena wären da noch Leadgitarrist Johnny Lucas, der ebenfalls mal bei Kingdome Come tätig war und Price Vernon am Bass. – Und eines muss ich gleich vorweg schießen: ich habe immer wieder Respekt vor Musikern, die trotz Publikummangels vollen Einsatz auf die Bretter legen. Nicht, dass Jimmy Boy jetzt ein begnadeter Sänger ist, im Gegenteil, seine Stimme reibt nicht nur sprichwörtlich, sondern scheuert  volle Kanne am Eisen und liegt im Wettstreit mit der angeknacksten Akustik hier drinnen. Aber..... um mich zu wiederholen... Er schenkt sich als Front-Paradiesvogel selbst rein gar nix höchstens einen konstanten Adrenalinschub.

Wie ein Derwisch auf dem Nagelbrett hopst und balanciert unser Drummer Boy zum Takt seiner LA Garagenrock Meets Punk Philosophie, und sein Herzblatt Athena gibt preis, dass  sie ein Tier am Schlagzeug ist. Aber nein, das hat sie nicht etwa von Bruder Tommy gelernt, denn der war lt. ihrer Aussage vor der Show, schon lange aus dem elterlichen Heim entflogen, als Athena das erste Mal, und das aus reiner Langeweile, die Schlagstöcke in die Hand nahm. Und dass das Talent in der Familie liegt, ist unschwer zu erkennen.


Dank der mehr als spärlichen Beleuchtung, sowie der 
Klangdefizite. sind auch die Clips in ihrer Qualität leider sehr
 bescheiden ausgefallen. 

Weiß der Geier, wer verantwortlich für die Beleuchtung hier drinnen ist. Aber derjenige gehört auf alle Fälle geteert und gefedert. Denn mit nur zwei dunkelroten Scheinwerfern lässt sich da oben mehr erahnen als ersehen. Und dass ich mal gezwungen bin, eine Fotoserie fast komplett durchzublitzen, das passiert eigentlich so gut wie gar nie....
Nur zur Info – von Kottak gibt’s bislang zwei Vös. Zum einen das Debüt ‘Greatist hits’ und dem Nachfolger ‚Therupy’. Und diese beiden Teile werden hier auch ordentlich ausgeschlachtet. Allem voran die Hymne ‚Sunset Blvd’, zu der es jetzt eben auch den Videoclip gibt, aufgenommen natürlich in LA auf dem Sunset Blvd. – wo sonst?! (siehe weiter oben)
Gut finde ich aber vor allem eine äußerst skurrile Version des Scorpions Klassikers ‚Holiday’, die zwar in etwa wie das Original beginnt, sich aber dann in eine fetzige und knallharte Punknummer verwandelt.

Während dieses Songs lässt es sich Jimmy auch nicht nehmen eigenhändig die wenigen Besucher von hinten nach vorne zur Bühne zu schieben um mit ihnen dann ein kurzes Headbanger Szenario zu veranstalten. Und all die Mädels, die eigentlich wegen der Supportband gekommen waren, machen mit größter Begeisterung mit. – Tja, und das mach’ ihm erst mal einer nach – bei 30 Leutchen eine derart gute Stimmung rein zu bringen, und das obwohl weder Sound noch musikalische Performance das non plus ultra sind. Aber es ist wieder einmal die Ausstrahlung, die individuelle Aura und die Verrücktheit eines James Kottak, der hier gerade raus die Sau raus lässt, - all das, was er eben bei den Scorpions nicht in der Lage ist, zu machen. Und man spürt es fast greifbar, wie viel Spaß es ihm und seiner Band macht.
Man lässt dann zwar einige Stücke auf der Setliste aus, aber ein ausgedehntes ‚Rock’n’Roll Forever’ samt der Supportband on Stage,  tut das seinige, diese lustige Party fröhlich ausklingen zu lassen.

Sagen wir mal so, es war jetzt beileibe kein anspruchsvolles Konzert, im Gegenteil, es war gerade mal mittelmäßig. Aber es war auf alle Fälle unterhaltsam, mitreißend und absolut verrückt... Und manchmal genügt das auch, um gut unterhalten zu werden...  so wie damals Mitte der Neunziger beim Warrant Konzert mit ‚Should I Stay, Or Should I Go...’     -  stay natürlich, was sonst.....
http://www.myspace.com/kottak


Diary klicken für Aftershow Schnappschüsse