517

... und da hamma ihn wieder, den Mann mit dem coolsten Augenaufschlag im Rock’n’Roll Business und der fotogensten Linie schlechthin. Nun ja, - George Clooney wäre mir persönlich zwar immer noch lieber,  trotzdem freue ich mich jedes Mal allein schon aufs Photoshooting, wenn diese Band alle Jubeljahre wieder mal antrabt.  Kein Glamrocker könnte schöner posen als Tony, und dabei sind Sonata Arctica nun mal wirklich alles andere als eine von diesen halbverstaubten Sleazerock Bands aus den späten Achtzigern. Im Gegenteil, die Nordlichter, die irgendwo in der tiefsten Tundra in Mittelfinnland beheimatet sind, stehen für klaren Powermetal mit einer sehr modernen Note. Und sie unterscheiden sich wesentlich von unseren treudeutschen True Metallern, die, genauso wie die Glamrock Gruppen, heutzutage zum Großteil eher ein Dasein am Suppentellerrand im Musicbiz fristen. Wie gesagt, Sonata Arctica stehen für eine frische Version dieser Musikrichtung. Und ihre Fans, deren Alter sich in etwa zwischen 16 und maximal 30 bewegt, können sich voll und ganz mit der Aura und den einzelnen Individuen in der Band, und natürlich vor allem mit deren Musik assoziieren. – Und jawohl, ja, das Rezept ist im Laufe der Jahre voll aufgegangen, weil einfach alle Zutaten hervorragend miteinander abgestimmt sind, weniger allerdings wegen Tony Kakkos verträumten Schlafzimmerblicks. Auch wenn jener für das fotografische Auge ein gefundenes Fressen ist. (Anm: Fakt ist auch, dass ich noch nie einen Finnen getroffen habe, der auf 2 Fragen fast eine geschlagene Stunde antwortet und das fast in Schallgeschwindigkeit :-))
Anyway und back to the Action, bei der sich schnell heraus kristallisiert, dass die Bude voll ist, - sehr voll sogar. In unserem Fall hier in München bedeutet das soviel wie ca. 1.200 Fans im Backstage Werk.

Den Anfang machen Winterborn, deren Heimat ebenfalls das Land Elche und Mitternachtssonne ist. Und sie bezeichnen sich selbst als – the coldest Heavy Metal Band on Earth – wie auch immer man das verstehen sollte....

Jedenfalls sind unsere Frosties hier seit 2004 unterwegs, um mit ihren beiden bisherigen Eiszapfen ‚Cold Reality’ und ‚Farewell To Saints’ den Äquator aufzutauen, nun ja, zumindest erst mal unsere europäischen Breiten zu bewässern. Bislang haben es Suomi - Tenor Teemu Koskela und seine Gefolgschaft aber allemal zur Schneeschmelze in Oberbayern und der Poebene  gebracht, um nur zwei der vielen Hürden beim Namen zu nennen, die es noch gilt weg zu tauen. – Sagen wir mal so, mir fehlt beim Lappland-Tango der Finnen einfach eine gewisse Individualität, jene die einem sozusagen die Lauscher auf 185 raus glüht und vor dem Ertrinken im Meer der Belanglosigkeit auffängt. Positiv sticht wiederum die Stimme heraus und die Instrumentierung was die beiden Gitarren,- bedient von Pasi Vapola und Antti Hokkala,- betrifft. –

Abgesehen davon bleibt nur zu sagen: Winterborn sollten eher einen weiteren Beitrag zur globalen Erwärmung in musikalischem Sinne leisten und nicht danach streben den absoluten Gefrierpunkt zu unterbieten. Hottest band on earth klingt immer noch besser als coldest act. Den richtigen Weg haben sie schon eingeschlagen, er ist nur noch etwas eisig.....

http://www.winterborn.info/

Für Sonata Arctica hingegen brennt der Erfolgspfad schon eine Zeitlang lichterloh.

Und Ihr kennt doch diese exotischen Gurus, die barfuss über glühende Kohlen laufen und nicht mal den Ansatz einer Brandblase, geschweige denn Schmerzen zeigen. So in etwa kommt mir die Erfolgsstory der Finnen vor, die sich im Schein der Mitternachtssonne so großartig entfaltet haben. Und ich meine, jene, also die Sonne, sind sie ohnehin gewöhnt im täglichen Leben. Wer bei uns da oben in Lappland schlafen will, der muss einfach nur die Vorhänge zuziehen, meint Tony und zuckt die Schultern im,- dem Gig vorausgehenden, - Small Talk. Nun um aber etwas deutlicher zu werden, ihren ganz eigenen Vorhang haben Sonata Arctica bereits seit langem abgeschafft. Und der obligatorische Platinstatus eines jeden, ihrer bisherigen Alben hat sich fast schon zur Selbstverständlichkeit entwickelt.

Das Gourmet Dinner heute Abend umfasst jedenfalls einen soliden Querschnitt durch die Sahnetorte, beginnend mit dem Zuckerguss namens  ‚Flag In The Ground’, über das Marzipanei ‚Paid In Full’ bis hin zur Cremefüllung ala’  ‚Juliet’ und last but not least ‚Cage’.
Gott sei Dank hat Musik wenigstens keine Kalorien, sonst würden wir morgen mindestens 3 kg mehr auf die Waage bringen. 

Das große Plus der Finnen ist aber definitiv ihr Paradiesvogel am Gesangsmikro, - jawohl der mit dem Schlafzimmerblick, der selbst Enrico Caruso in den posthum Kniefall schickt. Was das individuelle Fashion Design betrifft, muss Tony zwar noch einige Nachhilfestunden beziehen, ein Pyjama macht sich nun mal nicht so wirklich gut da oben,:-)) aber andererseits vollbringt sein pseudo-erotisches Espirit das seinige, um das halbarktische Packeis in Sekundenschnelle zerfließen zu lassen und sämtliche Schäflein in Euphorie darin zu ertränken.

Zum Ende der Veranstaltung hin, kapiere ich denn auch seine Vorliebe für Queen. Denn mit seinem Monolog  zu ‚We Will Rock You’ inklusive der Miteinbeziehung des Zuschauerchors  ins Geschehen, setzt Tony noch ein Goal drauf was das Adrenalin-Quecksilber auf der Beliebtheitsskala angeht. Nichts gegen der Rest der Gang und deren musikalischen Qualitäten. Aber wenn ein Figaro wie Herr Kakko fast die ganze Bühne für sich allein beansprucht, dann hat der Rest vom Schützenfest denkbar schlechte Karten sich, - mal abgesehen von der musikalischen Untermalung, - individuell zu profilieren. Auch egal solange der Takt zum Ton stimmt. Und das tut er mit finnischer Sicherheit.

Zu wünschen wäre es dieser Metalband ,- die die Zeichen der Zeit sehr gut erkannt hat, und  mit der sich vor allem eine jüngere Zuhörerschaft vereinigt,- dass sie in Kürze noch in wesentlich größeren Tanzcafes spielen können. Und vor allem wäre es zu hoffen, dass auch ältere Freunde des, - eben inzwischen etwas angestaubten 80er Jahre Metals, - endlich mal die Augen und Ohren für jüngere und (in Anführungszeichen) neuere Rockbands auf machen....   und solche nicht mit Ignoranz bestrafen. -  Glaubt mir, es gibt auch heute noch richtig gute Bands, so wie eben Sonata Arctica.

http://www.sonataarctica.info
PS:.... hey und vergiss niemals Deinen Schlafzimmerblick Tony :-)))  
 

Weitere Eindrücke gibts bei Metal Hammer.de

Für den kleinen Small Talk an diesem Abend bitte aufs
Foto drunter klicken